Der Schnee am Kilimandscharo (2011)
Les neiges du Kilimandjaro
Französisches Drama: Ein politisch und sozial engagiertes Ehepaar wird Opfer eines Überfalls und muss anschließend dafür kämpfen, seine gewohnte liberale Weltsicht nicht zu verlieren...Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Michel (Jean-Pierre Darroussin) und seine Frau Marie-Claire (Ariane Ascaride) lieben sich und ihr Leben. Sie leben in Marseille und sind seit 30 Jahren ein glückliches Paar. Ihre Kinder und Enkelkinder leben ganz in der Nähe, sie haben enge Freunde und engagieren sich in der Gewerkschaft. Ihre Zufriedenheit wird auch dadurch nicht wesentlich getrübt, dass Michel einige Hafenarbeiter entlassen muss und aus Solidarität selbst kündigt.
Dann aber werden Michel und Marie-Claire bei einem Dinner mit ihren Freunden überfallen. Die zwei bewaffneten und maskierten Männern fesseln die beiden, stehlen ihre Hochzeitsringe und das für einen Trip zum Kilimanjaro gesparte Geld. Michel und Marie-Claire sind von diesem Erlebnis zutiefst schockiert. Als Michel jedoch erfährt, dass die beiden Maskierten zwei der Hafenarbeiter waren, wegen deren Entlassung er gekündigt hat, schlägt seine Angst in Wut um....
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Filmkritik
Mit Ernest Hemingways berühmter gleichnamiger Kurzgeschichte hat „Der Schnee am Kilimandscharo“ nichts zu tun. Vielmehr spielt der Titel des Films von Robert Guédiguian auf einen Chanson von Pascal Danel an, der vor 30 Jahren das Hochzeitslied von Michel (Jean-Pierre Darroussin) und Marie-Claire (Ariane Ascaride) war. Nun wird er anlässlich ihres Ehejubiläums auf ihrer Feier noch einmal gespielt. Es wird für lange Zeit der letzte glückliche und weitgehend unbeschwerte Augenblick für sie bleiben. Nur wenige Tage später werden sie bei einem Spieleabend mit ihren besten Freunden in ihrem Haus ausgeraubt.
Durch Zufall kann Michel einen der Täter identifizieren: Es handelt sich um den jungen Werftarbeiter Christophe (Grégoire Leprince-Ringuet), der vor wenigen Wochen seine Arbeit verloren hat. Michel war sein Gewerkschaftsführer und hatte entschieden, dass ein Los über die 20 Arbeitnehmer entscheiden soll, die entlassen werden müssen. Auch Michels eigener Name wurde gezogen, deshalb war er eigentlich noch damit beschäftigt, sich mit seinem Leben als Vorruheständler anzufreunden. Aber mit dem Raub und seiner Entdeckung des Täters tritt das in den Hintergrund.
In seinem Film erzählt Robert Guédiguian nicht nur die Geschichte der Ausgeraubten, sondern auch des Täters. Christophe ist ein junger Mann, der sich um seine jüngeren Brüder kümmern muss. Mit dem erbeuteten Geld bezahlt er die Miete und lädt sie in ein Schnellrestaurant ein. Er hatte also durchaus verständliche Motive für seine Tat. Aber ist sie deshalb anders zu bewerten?
Um diese Frage kreist die Handlung des Films. Als Michel erfährt, weshalb Christophe ihn ausgeraubt hat, möchte er seine Anzeige zurückziehen. Aber die Mühlen der Justiz mahlen schon und ein Verbrechen liegt unzweifelhaft vor. Deshalb geht es jetzt für Michel – und ebenso für seine Frau – nur noch darum, die Folgen abzumildern. Obwohl Christophe Michel für sein Gutmenschentum verhöhnt, will er ihm helfen. Er glaubt fest an die Werte der Arbeiterbewegung, an Solidarität und Gleichheit. Dazu steht er unerschütterlich und sieht es als seine Verantwortung an, sich wenigstens um Christophes Brüder zu kümmern.
Im Zeitalter der Globalisierung werden Marie-Claire und Michel fast zu anachronistischen Menschen, zumal es im weiteren Verlauf des ruhig erzählten Films immer schwerer vorstellbar wird, dass es solch gute Menschen überhaupt noch gibt. Aber sie fühlen sich schon etwas schuldig, weil sie ein Haus besitzen und abends auf dem Balkon Wein trinken. In ihren Augen werden sie dadurch bourgeois – für einen alten Helden der Arbeiterklasse wie Michel nahezu ein Unding, für die heutigen Zuschauer aber überwiegend ein Teil der Normalität. Deshalb ist es schwierig, Michels Gewissenskonflikte und die Handlungen des Ehepaares nachzuempfinden. Zugleich wird aber auch deutlich, dass Ideale in der heutigen Gesellschaft zunehmend zu einem Luxus werden. Leider macht es sich Robert Guédiguian mit dem allzu märchenhaften Ende dann ein wenig zu leicht. Denn bei allem Gutmenschentum und Verständnis hat Christophe letztlich Unrecht begangen – und die Gesellschaft ist nicht immer alleine schuld.
Fazit: „Der Schnee am Kilimandscharo“ ist ein ruhiger Film, der den Zuschauer mit einer Reihe von Fragen konfrontiert und zum Nachdenken anregt.
Durch Zufall kann Michel einen der Täter identifizieren: Es handelt sich um den jungen Werftarbeiter Christophe (Grégoire Leprince-Ringuet), der vor wenigen Wochen seine Arbeit verloren hat. Michel war sein Gewerkschaftsführer und hatte entschieden, dass ein Los über die 20 Arbeitnehmer entscheiden soll, die entlassen werden müssen. Auch Michels eigener Name wurde gezogen, deshalb war er eigentlich noch damit beschäftigt, sich mit seinem Leben als Vorruheständler anzufreunden. Aber mit dem Raub und seiner Entdeckung des Täters tritt das in den Hintergrund.
In seinem Film erzählt Robert Guédiguian nicht nur die Geschichte der Ausgeraubten, sondern auch des Täters. Christophe ist ein junger Mann, der sich um seine jüngeren Brüder kümmern muss. Mit dem erbeuteten Geld bezahlt er die Miete und lädt sie in ein Schnellrestaurant ein. Er hatte also durchaus verständliche Motive für seine Tat. Aber ist sie deshalb anders zu bewerten?
Um diese Frage kreist die Handlung des Films. Als Michel erfährt, weshalb Christophe ihn ausgeraubt hat, möchte er seine Anzeige zurückziehen. Aber die Mühlen der Justiz mahlen schon und ein Verbrechen liegt unzweifelhaft vor. Deshalb geht es jetzt für Michel – und ebenso für seine Frau – nur noch darum, die Folgen abzumildern. Obwohl Christophe Michel für sein Gutmenschentum verhöhnt, will er ihm helfen. Er glaubt fest an die Werte der Arbeiterbewegung, an Solidarität und Gleichheit. Dazu steht er unerschütterlich und sieht es als seine Verantwortung an, sich wenigstens um Christophes Brüder zu kümmern.
Im Zeitalter der Globalisierung werden Marie-Claire und Michel fast zu anachronistischen Menschen, zumal es im weiteren Verlauf des ruhig erzählten Films immer schwerer vorstellbar wird, dass es solch gute Menschen überhaupt noch gibt. Aber sie fühlen sich schon etwas schuldig, weil sie ein Haus besitzen und abends auf dem Balkon Wein trinken. In ihren Augen werden sie dadurch bourgeois – für einen alten Helden der Arbeiterklasse wie Michel nahezu ein Unding, für die heutigen Zuschauer aber überwiegend ein Teil der Normalität. Deshalb ist es schwierig, Michels Gewissenskonflikte und die Handlungen des Ehepaares nachzuempfinden. Zugleich wird aber auch deutlich, dass Ideale in der heutigen Gesellschaft zunehmend zu einem Luxus werden. Leider macht es sich Robert Guédiguian mit dem allzu märchenhaften Ende dann ein wenig zu leicht. Denn bei allem Gutmenschentum und Verständnis hat Christophe letztlich Unrecht begangen – und die Gesellschaft ist nicht immer alleine schuld.
Fazit: „Der Schnee am Kilimandscharo“ ist ein ruhiger Film, der den Zuschauer mit einer Reihe von Fragen konfrontiert und zum Nachdenken anregt.
Sonja Hartl
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Besetzung & Crew von "Der Schnee am Kilimandscharo"
Land: FrankreichWeitere Titel: The Snows of Kilimanjaro
Jahr: 2011
Genre: Drama
Originaltitel: Les neiges du Kilimandjaro
Länge: 102 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 15.03.2012
Regie: Robert Guédiguian
Darsteller: Marilyne Canto, Jacques Boudet, Simon Frenay, Jean-Pierre Darroussin, Gérard Meylan
Kamera: Pierre Milon
Verleih: Arsenal