Guillermo del Toro's Pinocchio (2022)
Die Geschichte um den berühmten Holzjungen als Stop-Motion-Animation: Im faschistischen Italien der 30er-Jahre sucht Pinocchio Liebe und einen Sinn im Leben.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Italien in den 1930ern: Lange schon sind die Zeiten vorbei, als Geppetto ein gefragter und geschätzter Holzschnitzer war, der gut von seiner Arbeit leben konnte. Seit dem Tod seines kleinen Sohnes durch eine Bombe befindet er sich in einer tiefen emotionalen Krise – und frönt dem Alkohol, um seinen Kummer zu ertränken. Als er eines Tages eine Holzpuppe in Gedenken an seinen Sohn herstellt, wird eine Fee auf ihn aufmerksam. Und erweckt die Puppe schließlich zum Leben. Doch mit seinem Sohn hat die Pinocchio getaufte Puppe nicht viel gemein: Der geschnitzte freche Bengel treibt stattdessen allerlei Schabernack und sorgt für viel Chaos. Mit der Hilfe einer kleinen Grille hofft Geppetto, Unheil von sich und seinem "Ersatzsohn" abwenden zu können.
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Filmkritik
Die von Carlo Collodi 1881 erdachte Geschichte um den Holzjungen Pinocchio zählt zu den beliebtesten und meistverfilmten Märchen überhaupt. Fantasy-Großmeister Guillermo del Toro, der mit "Pans Labyrinth" und "Shape of Water" moderne Meisterwerke des bildgewaltigen phantastischen Films schuf, legt nun seine ganz eigene Version dieses Klassikers vor. Und zeigt von der ersten Einstellung an Mut zur Veränderung. An diese Neuerungen und ungewohnten Elemente aber muss man sich erst einmal gewöhnen.
So verzichtet Del Toro etwa auf ein paar der zentralen, wegweisenden Charaktere aus dem Original, darunter den gerissenen Fuchs und seinen Kater. Und auch die Stimmung ist zunächst befremdlich. Denn diese Pinocchio-Adaption hat so rein gar nichts zu tun mit der oft lebensbejahenden, süßlichen Atmosphäre früherer Verfilmungen (allen voran der Zeichentrick-Version von Disney). Zwar ist die Geschichte um die mutige Holzpuppe immer schon durchzogen von Melancholie. Und sie verhandelt seit jeher komplexe Themen wie Verlust, Einsamkeit, Identitätssuche und den Kampf gegen das Älterwerden.
Doch so unheilvoll und düster wie hier ging es noch in keiner filmischen Fassung zu. Hat man sich aber erst einmal an das doch recht gruselige (und für Kinder nur bedingt geeignete) Setting gewöhnt, erkennt man: die schaurige Grundstimmung passt wunderbar zu den Themen, die Del Toro anspricht und zur Kritik, der er übt. Und zwar an äußerst zeitgemäßen Missständen. Der Filmemacher prangert die Angst vor dem Fremden und "Anderen" an, Diskriminierung, die Verrohung der Gesellschaft und vor allem die schlimmen Folgen von Krieg und Zerstörung. Hinzu kommt, dass die dynamische Inszenierung und das hohe Erzähltempo der Spannungskurve sehr dienlich sind.
Und zuletzt wachsen einem in diesem fantasievoll und kreativ bebilderten Animationsfilm, dessen hölzerne Optik viel Charme versprüht, gleichsam die kauzigen, liebenswerten Figuren ans Herz – und das spätestens ab dem zweiten Drittel, mit Beginn von Pinocchios großem Abenteuer. In erster Linie sind hier natürlich der unsichere, neugierige und herzensgute Holzjunge selbst zu nennen, der unter den Unsicherheiten und Berührungsängsten der Menschen ihm gegenüber leidet. Oder auch die Pupillen-lose Grille, die als Erzähler fungiert – und viel Humor in den ansonsten bedrohlich wirkenden Film bringt.
Fazit: Kriegsschrecken, Kindersoldaten, Tod und Hass: Del Toros Pinocchio-Version ist ernst, düster und schaurig geraten und deshalb nur bedingt für Kinder geeignet. Stattdessen gelingt dem Regisseur ein mit politischen Botschaften und wichtiger Moral angereicherter Fantasy-Märchenfilm für Erwachsene, der mit seiner herausragenden Optik eine ungeahnte Sogwirkung entfaltet.
So verzichtet Del Toro etwa auf ein paar der zentralen, wegweisenden Charaktere aus dem Original, darunter den gerissenen Fuchs und seinen Kater. Und auch die Stimmung ist zunächst befremdlich. Denn diese Pinocchio-Adaption hat so rein gar nichts zu tun mit der oft lebensbejahenden, süßlichen Atmosphäre früherer Verfilmungen (allen voran der Zeichentrick-Version von Disney). Zwar ist die Geschichte um die mutige Holzpuppe immer schon durchzogen von Melancholie. Und sie verhandelt seit jeher komplexe Themen wie Verlust, Einsamkeit, Identitätssuche und den Kampf gegen das Älterwerden.
Doch so unheilvoll und düster wie hier ging es noch in keiner filmischen Fassung zu. Hat man sich aber erst einmal an das doch recht gruselige (und für Kinder nur bedingt geeignete) Setting gewöhnt, erkennt man: die schaurige Grundstimmung passt wunderbar zu den Themen, die Del Toro anspricht und zur Kritik, der er übt. Und zwar an äußerst zeitgemäßen Missständen. Der Filmemacher prangert die Angst vor dem Fremden und "Anderen" an, Diskriminierung, die Verrohung der Gesellschaft und vor allem die schlimmen Folgen von Krieg und Zerstörung. Hinzu kommt, dass die dynamische Inszenierung und das hohe Erzähltempo der Spannungskurve sehr dienlich sind.
Und zuletzt wachsen einem in diesem fantasievoll und kreativ bebilderten Animationsfilm, dessen hölzerne Optik viel Charme versprüht, gleichsam die kauzigen, liebenswerten Figuren ans Herz – und das spätestens ab dem zweiten Drittel, mit Beginn von Pinocchios großem Abenteuer. In erster Linie sind hier natürlich der unsichere, neugierige und herzensgute Holzjunge selbst zu nennen, der unter den Unsicherheiten und Berührungsängsten der Menschen ihm gegenüber leidet. Oder auch die Pupillen-lose Grille, die als Erzähler fungiert – und viel Humor in den ansonsten bedrohlich wirkenden Film bringt.
Fazit: Kriegsschrecken, Kindersoldaten, Tod und Hass: Del Toros Pinocchio-Version ist ernst, düster und schaurig geraten und deshalb nur bedingt für Kinder geeignet. Stattdessen gelingt dem Regisseur ein mit politischen Botschaften und wichtiger Moral angereicherter Fantasy-Märchenfilm für Erwachsene, der mit seiner herausragenden Optik eine ungeahnte Sogwirkung entfaltet.
Björn Schneider
TrailerAlle "Guillermo del Toro's Pinocchio"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Guillermo del Toro's Pinocchio"
Land: USAJahr: 2022
Genre: Drama, Animation, Fantasy
Kinostart: 24.11.2022
Regie: Guillermo del Toro, Mark Gustafson
Darsteller: Gregory Mann als Pinocchio (US-Stimme), Ewan McGregor als Sebastian J. Cricket (US-Stimme), Ron Perlman als Podesta (US-Stimme), Finn Wolfhard, Cate Blanchett
Kamera: Frank Passingham
Verleih: Netflix
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