Ich darf nicht schlafen (2014)
Before I Go to Sleep
Britischer Psychothriller: Christines Erinnerung reicht immer nur einen Tag lang. Jeden Morgen erwacht sie erneut, ohne zu wissen, wer sie ist. Immer mehr vermutet sie, dass ihre Situation von jemanden böswillig ausgenutzt wird.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 17 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Jeden Morgen erwacht die 40-jährige Christine Lucas (Nicole Kidman) orientierungslos in ihrem Bett und kann sich nicht einmal daran erinnern, wer sie ist. Sie hält sich für eine alleinstehende Frau Mitte zwanzig. Umso überraschter ist sie, dass neben ihr ein Mann schläft, der sich Christine immer wieder als ihr Mann Ben (Colin Firth) vorstellt. Ben gibt Christine jeden Tag die nötigsten Infos, damit sie sich halbwegs im Haus zurechtfindet. Tiefer gehende Dinge mit ihr zu besprechen erscheint Ben sinnlos, da sie am nächsten Tag sowieso wieder alles vergessen hat. Eines Morgens bekommt Christine einen Anruf von einem Mann, der sich ihr als Dr. Nash (Mark Strong) vorstellt. Dr. Nash gibt Christine eine Videokamera, mit der er sie ein Videotagebuch führen soll. Langsam scheinen sich verschiedene Bruchstücke zusammenzufügen. Zugleich stellt sich für Christine die Frage, ob wirklich alles so ist, wie man ihr sagt und wem sie tatsächlich vertrauen kann.
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Filmkritik
Der Brite Rowan Joffe ist ein versierter Regisseur und Drehbuchautor. Er war unter anderem am Skript des grandiosen Zombie-Schockers "28 Weeks Later" (2007) beteiligt und hatte zuletzt den grundsoliden Neo-Noir "Brighton Rock" (2010) geschrieben und inszeniert. Nun tritt er mit "Ich. Darf. Nicht. Schlafen." erneut als Autor und Regisseur in Personalunion in Erscheinung. Der Psychothriller ist die filmische Adaption von S.J. Watsons gleichnamigen Erfolgsroman. Die Grundidee erinnert an "Memento" (2000), ist jedoch wesentlich zugänglicher, als Christopher Nolans experimentelles Meisterwerk.
Konnte der Hauptdarsteller bei Nolan sich neue Informationen nur wenige Minuten lang merken, bleibt Christine Lucas immerhin ein ganzer Tag. Trotzdem ist es für sie kein Vergnügen jeden Morgen erneut aufzuwachen, ohne zu wissen, wer sie ist und wer neben ihr liegt. Nicole Kidman gelingt es auf beeindruckende Weise das Leid und die Unsicherheit dieser fragilen Figur sichtbar zu machen. Ihr an die Seite gestellt sind zwei Männer, die sehr fürsorglich und zugleich trotzdem nicht vollkommen vertrauenswürdig erscheinen. Vielleicht liegt es nur an der Paranoia, die Christine angesichts ihrer Lage erfasst. Vielleicht wird der wehrlosen Frau jedoch tatsächlich übel mitgespielt.
Das ist die hochspannende Situation, die den Zuschauer mit Christine mitfiebern lässt. Kühl-realistisch wird das Geschehen von dem Filmemacher Rowan Joffe eingefangen. Nicole Kidmans eindringliches Spiel verleiht dem Film einen Grad der Glaubwürdigkeit, der einen über so manches Plotloch gnädig hinwegsehen lässt. Colin Firth ist perfekt besetzt als Christines Ehemann, da man den Mimen sowohl als unbescholtenen Strahlemann, als auch als zwielichte Persönlichkeit kennt. In Atom Ergoyans hervorragendem Neo-Noir "Wahre Lügen" (2005) verkörperte Firth als Entertainer Vince sogar beide Pole in einer Person. Auch in "Ich. Darf. Nicht. Schlafen." weiß man nicht, was man von ihm zu halten hat. Ähnliches gilt für Mark Strong ("Dame, König, As, Spion") als Dr. Nash. Dieser Psychiater wirkt sehr gradlinig, er könnte jedoch auch ein zielbewusster Verbrecher sein.
Leider verliert der Film gegen Ende an Glaubwürdigkeit. Das ist jedoch zu verschmerzen, da die stetig zunehmende Spannung zugleich kräftig den Adrenalinspiegel hochpeitscht. Das anfängliche melancholische Kammerspiel verwandelt sich immer stärker in einen in Blut und Wahnsinn getränkten Reißer, was nicht die schlechteste Sache ist. Allerdings verspielt der gelungene Psychothriller zu guter Letzt doch noch einige Sympathiepunkte, indem er an den fulminanten Höhepunkt ein unpassend kitschiges Ende anhängt. Letzteres hätte man sich besser sparen sollen, obwohl es bereits im Roman enthalten ist.
Fazit: "Ich. Darf. Nicht. Schlafen." ist ein gelungener Reißer, um eine Frau mit fatalem Kurzzeitgedächtnis. Nur das kitschige Ende wäre nicht nötig gewesen.
Konnte der Hauptdarsteller bei Nolan sich neue Informationen nur wenige Minuten lang merken, bleibt Christine Lucas immerhin ein ganzer Tag. Trotzdem ist es für sie kein Vergnügen jeden Morgen erneut aufzuwachen, ohne zu wissen, wer sie ist und wer neben ihr liegt. Nicole Kidman gelingt es auf beeindruckende Weise das Leid und die Unsicherheit dieser fragilen Figur sichtbar zu machen. Ihr an die Seite gestellt sind zwei Männer, die sehr fürsorglich und zugleich trotzdem nicht vollkommen vertrauenswürdig erscheinen. Vielleicht liegt es nur an der Paranoia, die Christine angesichts ihrer Lage erfasst. Vielleicht wird der wehrlosen Frau jedoch tatsächlich übel mitgespielt.
Das ist die hochspannende Situation, die den Zuschauer mit Christine mitfiebern lässt. Kühl-realistisch wird das Geschehen von dem Filmemacher Rowan Joffe eingefangen. Nicole Kidmans eindringliches Spiel verleiht dem Film einen Grad der Glaubwürdigkeit, der einen über so manches Plotloch gnädig hinwegsehen lässt. Colin Firth ist perfekt besetzt als Christines Ehemann, da man den Mimen sowohl als unbescholtenen Strahlemann, als auch als zwielichte Persönlichkeit kennt. In Atom Ergoyans hervorragendem Neo-Noir "Wahre Lügen" (2005) verkörperte Firth als Entertainer Vince sogar beide Pole in einer Person. Auch in "Ich. Darf. Nicht. Schlafen." weiß man nicht, was man von ihm zu halten hat. Ähnliches gilt für Mark Strong ("Dame, König, As, Spion") als Dr. Nash. Dieser Psychiater wirkt sehr gradlinig, er könnte jedoch auch ein zielbewusster Verbrecher sein.
Leider verliert der Film gegen Ende an Glaubwürdigkeit. Das ist jedoch zu verschmerzen, da die stetig zunehmende Spannung zugleich kräftig den Adrenalinspiegel hochpeitscht. Das anfängliche melancholische Kammerspiel verwandelt sich immer stärker in einen in Blut und Wahnsinn getränkten Reißer, was nicht die schlechteste Sache ist. Allerdings verspielt der gelungene Psychothriller zu guter Letzt doch noch einige Sympathiepunkte, indem er an den fulminanten Höhepunkt ein unpassend kitschiges Ende anhängt. Letzteres hätte man sich besser sparen sollen, obwohl es bereits im Roman enthalten ist.
Fazit: "Ich. Darf. Nicht. Schlafen." ist ein gelungener Reißer, um eine Frau mit fatalem Kurzzeitgedächtnis. Nur das kitschige Ende wäre nicht nötig gewesen.
Gregor Torinus
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Besetzung & Crew von "Ich darf nicht schlafen"
Land: GroßbritannienJahr: 2014
Genre: Thriller, Mystery
Originaltitel: Before I Go to Sleep
Länge: 92 Minuten
Kinostart: 13.11.2014
Regie: Rowan Joffe
Darsteller: Nicole Kidman als Christine, Colin Firth als Mike, Mark Strong als Dr. Nasch, Ben Crompton als Warehouse Caretaker, Anne-Marie Duff als Claire
Kamera: Ben Davis
Verleih: Splendid Film
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