FBW-Bewertung: Lena Love (2011)
Prädikat besonders wertvoll
Jurybegründung: Es ist eine düstere Welt, die Florian Gaag in seinem Coming-of-age-Cyber-Thriller LENALOVE zeichnet: Dysfunktionale Familien, die mühsam den Schein der Gutbürgerlichkeit aufrecht erhalten wollen, während der Blick hinter die schmucken Fassaden der freistehenden Einfamilienhäuser in fast schon Chabrol?scher Manier das ganze Elend und die moralische Verkommenheit der Erwachsenenwelt offenlegt.Im Kern aber geht es in LENALOVE um ein anderes und brandaktuelles Thema: Cybermobbing bzw. -bullying steht hier im Mittelpunkt der Geschichte. Lena ist an ihrer Schule eine Außenseiterin. Umso mehr Trost findet sie im Chat mit einem geheimnisvollen Fremden namens Noah, der es wie sonst niemand in der realen Welt versteht, auf die Sorgen und Nöte des Mädchens einzugehen. Was Lena nicht ahnt: Hinter Noah verbirgt sich ein Geheimnis. Und dann ist da noch Tim, ein Junge von Lenas Schule, für den sie schwärmt.
Florian Gaag hat ganz offensichtlich ein Händchen für Stoffe, die aktuelle Trends und das Lebensgefühl der jungen Heranwachsenden aufgreifen. LENALOVE taucht in die gegenwärtige jugendliche Welt der Sozialen Medien und der Chats ein und zeichnet diese spannend, aber keineswegs schwarzmalerisch nach. Finster ist für ihn - und das liegtvor allem an der Sichtweise und dem Lebensgefühl der 16-Jährigen, deren Blickwinkel er überwiegend einnimmt - die Welt der Erwachsenen. Dennoch sind diese für ihn keine Karikaturen, sondern durchaus der Wirklichkeit nachempfundene Charaktere.
Die Ernsthaftigkeit und spannungsgeladene Thriller-Dramaturgie, die LENALOVE neben anderen Qualitäten auszeichnet, sowie die überaus attraktiven beiden jugendlichen Hauptdarsteller Emilia Schüle und Janik Schümann sprechen gerade die eigentliche Zielgruppe an. Darüber hinaus wäre es für die Jury der FBW sogar durchaus vorstellbar, dass der Film sich in besonderem Maße für den pädagogischen Einsatz eignet, um mit Schülern dieser Altersgruppe über die Gefahren von Cybermobbing und -bullying aufmerksam zu machen. Ein runder Film, der überaus gelungen die Balance zwischen spannender Unterhaltung und einen Aufklärungscharakter hält, was vor allem bei Jugendlichen gut ankommen dürfte
Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)