FBW-Bewertung: About a Girl (2014)
Prädikat besonders wertvoll
Jurybegründung: Mit sechzehn glaubt jeder, er wäre unsterblich. Da kann man sich dann ja auch ruhig mal das Leben nehmen. Mit solch einer Situation beginnt dieser Film. Aus einer (schlechten) Laune heraus beschließt Charleen, Schluss mit ihrem Leben zu machen, denn Schule und Eltern nerven sie. Der Wurf des Föhns in die Badewanne geht dann spektakulär schief, sodass sie sich im Krankenhaus wiederfindet und alle sich plötzlich Sorgen um sie machen. Mit pubertärem Trotz reagiert sie auf die Hilfsangebote ihrer Mutter und eines Therapeuten, doch in ihrer Klasse gibt es außer ihr noch einen unbeliebten Außenseiter, und so schießt sieeine komplizierte Freundschaft mit dem Klassenprimus Linus. ABOUT A GIRL ist konsequent aus der Perspektive seiner Protagonistin erzählt und bekommt dadurch seine bemerkenswerte Glaubwürdigkeit. Dabei ist zuerst das zu recht preisgekrönte Drehbuch zu loben, dass Regisseur Mark Monheim und Produzent Martin Rehbock gemeinsam geschrieben haben. Sie beweisen darin sowohl ein großes Einfühlungsvermögen, mit dem sie sich in die Gedankenwelt einer Heranwachsenden hineinversetzten können wie auch ein komödiantisches Talent, denn sie haben ihre Protagonistin nicht nur mit einer permanent miesenLaune, sondern auch mit viel Sinn für Humor ausgestattet. So sind die Dialoge im doppelten Sinn des Wortes pointiert, also zugleich punktgenau und witzig. Das gesamte Darstellerensemble ist genau passend besetzt und spielt durchgängig inspiriert. Und mit Jasna Fritzi Bauer haben sie eine sehr authentisch wirkende Hauptdarstellerin gefunden, der es gelingt, mit ständig zusammengezogenen Augenbrauen unter dem Trotz die Verletzlichkeit und Orientierungslosigkeit des jungen Mädchens auszudrücken. Umso bewegender ist es, ihre langsam einsetzende positive Entwicklung mitzuerleben, denn fast gegen ihren Willen hat Charleen im Laufe des Films immer mehr Freude am Leben. Irgendwann lächelt sie dann schließlich sogar. Ein Film wie aus einem Guss und als Debüt erstaunlich stilsicher.Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)