Shame (2011)
Britisches Drama, inszeniert von Steve McQueen mit Michael Fassbender in der Hauptrolle: Brandon's (Michael Fassbender) sorgfältig austariertes Privatleben, das es ihm erlaubt, in New York City seiner Sexsucht nachzugehen, wird gestört, als seine Schwester (Carey Mulligan) für einen Besuch auf unbestimmte Zeit bei ihm einzieht.User-Film-Bewertung :Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 14 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Brandon (Michael Fassbender) ist Mitte dreißig, attraktiv, gepflegt, erfolgreich - und kann an nichts anderes als Sex denken. Er masturbiert zu Hause unter der Dusche und auf der Toilette im Büro. Er bestellt Prostituierte in seine Wohnung oder reißt Frauen auf, die er nach dem Geschlechtsakt wieder wegschickt. Brandon hat keine Freunde, scheut jede Form von echtem sozialen Kontakt.
Eines Abens aber findet er unerwartet seine Schwester Sissy (Carey Mulligan) in seiner Badewanne vor. Zwar ist er genervt von dem Besuch, trotzdem aber lässt er sich erweichen, die von ihrem Freund gerade erst Getrennte bei sich wohnen zu lassen, solange sie Engagements als Sängerin in der Stadt hat. Doch ihre Anwesenheit lässt sein gesamtes Leben aus den Fugen geraten und seine sorgsam vor sich selbst verborgenen Depressionen werden offensichtlich...
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Filmkritik
Der attraktive New Yorker Brandon (Michael Fassbender) ist Mitte 30 und hat einen guten Job. Eigentlich könnte er glücklich sein, aber jede Sekunde seines Lebens denkt er an Sex. Ständig masturbiert er, guckt Pornos oder bestellt Prostituierte in seine Wohnung. Es geht ihm um die Befriedigung seines Triebes, seiner Gier nach Sex. Jegliche Form von Verbindlichkeit oder Nähe weist er hingegen von sich. Seine Arbeitskollegen hält er auf Distanz, auch an einer ernsthaften Beziehung ist er nicht interessiert.
Durch das Auftauchen seiner Schwester Sissy (Carey Mulligan) wird sein kontrollierter Rhythmus zwischen Arbeiten und Sex empfindlich gestört. Sie psychisch labil und verlangt von ihrem Bruder, dass er sich um sie kümmert. Er wehrt ihre Suche nach Nähe ab, aber sie lässt sich nicht abwimmeln, sondern zeigt ihre Schwäche und Bedürftigkeit offen. Dabei wird in der eindrucksvollsten Sequenz von "Shame" deutlich, dass die Geschwister eine sehr ambivalente Beziehung verbindet: Sissy singt in einer Bar eine sehr ruhige Version von Frank Sinatras "New York, New York", Brandon hört ihr zu. Die Gesichter des Geschwisterpaares werden in langen Close-Ups eingefangen, in denen die Kamera ruhig auf ihren Gesichtern verharrt. Nach und nach werden ihre emotionalen Verletzungen sichtbar und einen Moment lang durchbricht Sissy Brandons kalte Oberfläche. Die Ursachen ihrer Qualen werden jedoch im Dunklen gelassen.
Regisseur Steve McQueen arbeitet in seinem Film viel mit wohlkomponierten und langen Einstellungen und vertraut voll auf seine Darsteller. Er gibt ihnen viel Freiraum, den Carey Mulligan und Michael Fassbender zu nutzen wissen. Carey Mulligan spielt mit wenig Aufwand und einer lakonischen Körpersprache eine Sängerin, die nicht den großen Erfolg sucht – und deren seelisches Elend spürbar wird. Michael Fassbender setzt eine starke Körperlichkeit ein, die die gestörte Existenz von Brandon deutlich werden lässt. Dabei verfügt der deutsch-irische Schauspieler über eine enorme physische Präsenz und eindrucksvolle Ausstrahlung.
Steve McQueen erzählt in "Shame" von der Sexualisierung der Gesellschaft, der ständigen Verfüg- und Abrufbarkeit von Sex, die Brandon längst abstumpfen ließ. Sein gesamtes Leben ist von Sex bestimmt, er geht immer größere Risiken ein, um seine Sucht zu befriedigen. Dennoch bleibt am Ende seiner Eskapaden stets nur die titelgebende Scham. Allerdings verlässt sich Steve McQueen zu sehr auf seine Bilder, damit der Zuschauer Brandons Psychologie erkunden und die Ursachen der emotionalen Verletzungen der Geschwister erforschen kann. Doch dafür wäre ausnahmsweise ein wenig mehr Hintergrund für die Figuren wünschenswert gewesen.
Am Ende von "Shame" kulminieren die ausdauernde Beobachtungshaltung der Kamera und die visuell eindrucksvoll eingefangene Gegensätzen von New York in dem Zusammenbruch von Brandons und Sissys Existenz. Aber dadurch entsteht auch die leise Hoffnung, dass es außer Scham noch ein weiteres Gefühl in Brandons Leben geben wird.
Fazit: "Shame" ist ein visuell beeindruckender Film mit hervorragenden Hauptdarstellern, der von der emotionale Leere einer schnelllebigen Zeit erzählt, in der alle permanent Zugang zu Sex haben. Sehenswert.
Durch das Auftauchen seiner Schwester Sissy (Carey Mulligan) wird sein kontrollierter Rhythmus zwischen Arbeiten und Sex empfindlich gestört. Sie psychisch labil und verlangt von ihrem Bruder, dass er sich um sie kümmert. Er wehrt ihre Suche nach Nähe ab, aber sie lässt sich nicht abwimmeln, sondern zeigt ihre Schwäche und Bedürftigkeit offen. Dabei wird in der eindrucksvollsten Sequenz von "Shame" deutlich, dass die Geschwister eine sehr ambivalente Beziehung verbindet: Sissy singt in einer Bar eine sehr ruhige Version von Frank Sinatras "New York, New York", Brandon hört ihr zu. Die Gesichter des Geschwisterpaares werden in langen Close-Ups eingefangen, in denen die Kamera ruhig auf ihren Gesichtern verharrt. Nach und nach werden ihre emotionalen Verletzungen sichtbar und einen Moment lang durchbricht Sissy Brandons kalte Oberfläche. Die Ursachen ihrer Qualen werden jedoch im Dunklen gelassen.
Regisseur Steve McQueen arbeitet in seinem Film viel mit wohlkomponierten und langen Einstellungen und vertraut voll auf seine Darsteller. Er gibt ihnen viel Freiraum, den Carey Mulligan und Michael Fassbender zu nutzen wissen. Carey Mulligan spielt mit wenig Aufwand und einer lakonischen Körpersprache eine Sängerin, die nicht den großen Erfolg sucht – und deren seelisches Elend spürbar wird. Michael Fassbender setzt eine starke Körperlichkeit ein, die die gestörte Existenz von Brandon deutlich werden lässt. Dabei verfügt der deutsch-irische Schauspieler über eine enorme physische Präsenz und eindrucksvolle Ausstrahlung.
Steve McQueen erzählt in "Shame" von der Sexualisierung der Gesellschaft, der ständigen Verfüg- und Abrufbarkeit von Sex, die Brandon längst abstumpfen ließ. Sein gesamtes Leben ist von Sex bestimmt, er geht immer größere Risiken ein, um seine Sucht zu befriedigen. Dennoch bleibt am Ende seiner Eskapaden stets nur die titelgebende Scham. Allerdings verlässt sich Steve McQueen zu sehr auf seine Bilder, damit der Zuschauer Brandons Psychologie erkunden und die Ursachen der emotionalen Verletzungen der Geschwister erforschen kann. Doch dafür wäre ausnahmsweise ein wenig mehr Hintergrund für die Figuren wünschenswert gewesen.
Am Ende von "Shame" kulminieren die ausdauernde Beobachtungshaltung der Kamera und die visuell eindrucksvoll eingefangene Gegensätzen von New York in dem Zusammenbruch von Brandons und Sissys Existenz. Aber dadurch entsteht auch die leise Hoffnung, dass es außer Scham noch ein weiteres Gefühl in Brandons Leben geben wird.
Fazit: "Shame" ist ein visuell beeindruckender Film mit hervorragenden Hauptdarstellern, der von der emotionale Leere einer schnelllebigen Zeit erzählt, in der alle permanent Zugang zu Sex haben. Sehenswert.
Sonja Hartl
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Besetzung & Crew von "Shame"
Land: GroßbritannienJahr: 2011
Genre: Drama
Länge: 100 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 01.03.2012
Regie: Steve McQueen
Darsteller: Carey Mulligan, Michael Fassbender, James Badge Dale, Eric T. Miller, Jake Richard Siciliano
Kamera: Sean Bobbitt
Verleih: Prokino
ZusatzinformationAlles anzeigen
Nach seinem Erstling "Hunger" von 2008 trieb der britische Regisseur Steve McQueen bei seinem zweiten Spielfilm erneut Michael Fassbender zu einer grenzwertigen physischen Darstellung, die der [...mehr] Mime ebenso wie Carey Mulligan brillant bewältigte. McQueen gelang es ausgezeichnet, kraftvoll in die Manie einer Suchterkrankung einzutauchen. Gedreht wurde in New York City für 4 Millionen Pfund.Wegen der expliziten Sexszenen und des allgemeinen Themas verwehrten die US-Zensoren dem Werk eine Altersfreigabe, die Jugendlichen den Eintritt erlaubt. Das "NC-17" ("No Children under 17 years admitted") entspricht der Altersfreigabe eines Porno-Films. Obwohl dies die kommerziellen Möglichkeiten ihrer Produktion beschränkte, weigerte sich der US-Verleiher Fox Searchlight, den Streifen zu schneiden. "Wir tragen das NC-17 wie ein Ehrenabzeichen", erklärte Steve Gilula, der Vorsitzende von Fox Searchlight. Schlussendlich spielte das Werk weltweit 11 Millionen Pfund ein.
"Shame" erhielt gute Kritiken und gewann knapp 50 Preise, darunter Michael Fassbender bei den Filmfestspielen von Venedig. Kritiker Sean Burns schrieb in "Philadelphia Weekly": "Die Heftigkeit der Darstellungen und McQueen's formale Unbarmherzigkeit haben mich wie zerschlagen zurückgelassen.
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