Der Freischütz (2010)
Hunter's Bride
Operverfilmung um Visionen, Zauberei und Magie - gedreht vor dem historischen Panorama Dresdens und den Felsen der Sächsischen Schweiz: Aus Liebe zur Tochter des Erbförsters lässt sich Jäger Max von seinem zwielichtigen Kameraden Kaspar dazu überreden, schwarze Magie und dunkle Mächte anzurufen, um treffsichere Freikugeln zu gießen. Doch Kaspar verfolgt einen hinterhältigen Plan...User-Film-Bewertung :Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 9 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Der junge Jäger Max (Michael König) liebt Agathe (Juliane Banse), die Tochter des
Erbförsters Kuno (Benno Schollum). Allerdings muss er, einem alten Brauch entsprechend,
bei einem „Probeschuss“ erst seine Eignung als Erbe und Schwiegersohn unter Beweis
stellen. Doch Max, der eigentlich ein vorbildlicher Schütze ist, wurde von seinem Jägerglück
verlassen. Beim Schützenfest verliert Max ein Wettschießen gegen den reichen Bauern Kilian
(Olaf Bär) und wird dafür von allen ausgelacht. Ein schlechtes Omen für den bevorstehenden „Probeschuss“. Max beginnen Selbstzweifel zu quälen. Wird er Agathe verlieren? In seiner Not lässt er sich auf einen unheimlichen Vorschlag seines zwielichtigen Kameraden Kaspar (Michael Volle) ein. Kaspar, der im Bund mit dem „schwarzen Jäger“ Samiel steht, will von diesem Freikugeln erwirken. Doch das hat seinen Preis, denn sechs der Freikugeln treffen zwar das gewünschte Ziel, die siebte jedoch wird von Samiel gelenkt. Kaspar verabredet sich um Mitternacht mit Max zum Gießen der Freikugeln in der Wolfsschlucht. Doch Max ahnt nicht, auf welchen teuflischen Pakt er sich einlässt und welch hinterhältigen Plan Kaspar verfolgt.
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Besetzung & Crew von "Der Freischütz"
Land: Schweiz, DeutschlandJahr: 2010
Genre: Musik, Oper
Originaltitel: Hunter's Bride
Länge: 141 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 23.12.2010
Regie: Jens Neubert
Darsteller: Michael Volle, Regula Mühlemann, Michael König, Olaf Bär, Juliane Banse
Kamera: Harald Gunnar Paalgard
Verleih: Constantin Film
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Historischer Hintergrund zu DER FREISCHÜTZvon Jens Neubert
Stoff und Zeit
Die romantische Oper „Der Freischütz“ wurde von Carl Maria von Weber (1786 - 1826) in den Jahren 1810 [...mehr] bis 1821 komponiert. Den Großteil der Oper beendete Weber in Dresden und in seinem Landhaus in Hosterwitz, unweit von Dresden. Carl Maria von Weber begeisterte sich schon 1810 für den Stoff. Er hatte ihn in einer Sammlung von Gespenstergeschichten des Autors Johann August Apel entdeckt. Lange Zeit blieb Webers Oper unter dem Titel “Die Jägersbraut” ein Entwurf. Weber beginnt das Werk gegen Ende der napoleonischen Kriege, unterbricht es zu Zeiten des Wiener Kongresses und vollendet es erst zwischen 1817 bis 1821. Im Freischütz finden sich viele Hinweise auf die damaligen Zeitläufe wieder. Carl Maria von Weber wirkte als sächsischer Kapellmeister an der Hofoper in Dresden. Sachsen stand während der gesamten napoleonischen Kriege auf Seiten des Kaisers. Eingegangen in die Entstehungszeit der Musik sind die Erlebnisse um Napoleon bis hin zur Besetzung und territorialen Zersplitterung Sachsens als Folge des Wiener Kongresses. Das Panorama sächsischer Geschichte in den Zeiten der Napoleonischen Kriege zeigt im Kontext der Oper FREISCHÜTZ den geistesgeschichtlichen Hintergrund des Werkes und verleiht der klassischen Oper eine neue, gesamteuropäische Perspektive.
Eine Gothic Novel
In Leipzig erschien 1797/98 die deutsche Übersetzung des berühmten, englischen Schauerromans “Der Mönch“ (The Monk, 1796) von Matthew Gregory Lewis. In diesem “Gothic Novel” (wegen der Spielorte in Kirchen und alten Schlössern als Gotischer Roman bezeichnet) wird ein Mönch zum Werkzeug des Teufels und dann vom Teufel selbst gerichtet. Dieses Modell ist im Freischütz wiederzuerkennen. Eine weitere Quelle ist ein Kriminalbericht. In den “Unterredungen von dem Reiche der Geister” (Leipzig 1729) wird von einem Prozess gegen den Jungen Georg Schmid zu Anfang des 18. Jahrhunderts in einem Städtchen im Böhmerwald berichtet. Es handelte sich vermutlich um ein durch die Folter erpresstes Geständnis seiner unheimlichen, mitternächtlichen Erlebnisse auf einem Kreuzweg. Die Partitur entstand in der letzten Fassung zwischen 1817 bis 1821, zu einer Zeit also, als sich Beethoven mit der neunten Symphonie beschäftigte. In Webers ersten Entwürfen heißt die Oper “Die Jägersbraut”. Überliefert ist ein unveröffentlichter Brief, in dem Weber am 26. August 1818 schreibt: “Den 12. (Januar 1817) musste ich nach Dresden ab. Hier erwarteten mich Verdruss und Geschäfte aller Art. (…)) Endlich riss ich mich los um meinem angestrengten Körper und Geist Ruhe zu gönnen, und auch meine Oper die Jägersbraut bearbeiten zu können. Ich erhielt Urlaub vom Staatsdienst auf 2 Monate, und zog d: 22. Juny hierher aufs Land.” Nach Hosterwitz rettete sich der sächsische Kapellmeister und Komponist Weber »aus dem Strudel auf eine kleine Zeitinsel«. Die Fabel des Freischütz‘ nimmt die populärsten Strömungen der Literatur auf (Gothic Novel) und verbindet sie mit einer bekannten Kriminalgeschichte. Die Autoren des Freischütz arbeiteten ganz gezielt mit den Strategien der Unterhaltungskunst: Vertrautes wird mit Bekanntem, Modisches mit Erlebtem vermischt. Die Reizung der Sinne zielt auf Bekanntes, während der Klang der Musik neu war. Phantasie und Realität vermischten sich in dieser Geschichte zu einem unerhörten Substrat: Der Einzelne wurde sichtbar als Gefangener des Schicksals. Das in die Zeit geworfen sein teilte das Publikum, alle, die von dieser Oper sahen und hörten. Alles Planen war fragwürdig geworden. Die Frage nach einem Gott, der das Elend verantwortete, wurde durch Weber mit dem Teufel beantwortet. Denn Gott schwieg. Der Teufel aber konnte sprechen und half in der Not. War es dieses Zeitempfinden, welches den Freischütz populär machte? Über alle europäischen Grenzen, von London bis Wien und Berlin bis Paris, pfiffen die Menschen diese teuflischen Melodien. Sie waren besessen, schrieb Heinrich Heine.
Zeitenwende
In den Jahren zwischen 1791 und 1813 avancierte Sachsen zum »unheimlichen« Zentrum Europas, gleichsam das Zünglein an der Waage zwischen Revolution und Restauration. Bereits im Juli 1807 weilte Kaiser Napoleon I. erstmals in der zu seinem Empfang phantastisch illuminierten Stadt Dresden, wo er die Schlösser Moritzburg und Pillnitz, die Gemäldegalerie, die Königliche Bibliothek sowie Konzert- und Opernaufführungen besuchte. Über das Meissner Hochland führte sein Weg weiter nach Paris. Im Mai 1812 traf er seine Verbündeten, den österreichischen Kaiser Franz I. und König Friedrich August I. von Sachsen in Dresden, um von hier den Feldzug gegen Russland zu starten. Der Maler Wilhelm von Kügelgen konstatierte: Die »Anwesenheit vieler Kriegsheere erfüllt die Stadt mit kriegerischem Pomp; Glocken und Kanonen spielten beim Empfang der Fürsten auf, großartige Paraden und Manöver unterhielten sie, und bei Nacht erstrahlte die Stadt im Zauberglanze tausendfältiger Lampen.« Am 14. Dezember des Jahres kehrte Napoleon als geschlagener Feldherr zurück, um mit dem sächsischen König zu konferieren. Ein Jahr später, am 28. Juni 1813, kam es im Brühl- Marcolini-Palais in der Dresdner Friedrichstadt zur Auseinandersetzung Napoleons mit dem österreichischen Kanzler Fürst Clemens Wenzel Lothar Graf von Metternich. Nach diesem Gespräch schloss sich die Donaumonarchie den antinapoleonischen Verbündeten an. Die Menschen sahen im Wechsel der Allianzen nicht zuerst den Beginn einer nationalen Erneuerung, sondern vor allem die Chance auf einen baldigen Frieden. Viele sehnten sich in alte Zeiten zurück oder übten sich in regionalem Patriotismus. Die jungen Menschen standen mit ihren Idealen allein und ohne Zukunft neben den Siegern. Denn ihre Jugend war vorbei. Der Ausruf des Freischützen Max beschreibt die Verzweiflung einer Generation: »Lebt kein Gott?« Napoleon wurde verbannt. Sein Geist verbirgt sich in den Klängen des »Freischütz«. Max erschießt statt eines Adlers eine weiße Taube. Im Kontext napoleonischer Schlachten erzählt Weber die Geschichte junger Menschen, deren Hoffnung im Krieg zerstört ist. Die Liebesgeschichte zwischen Max und Agathe beschreibt die Empfindung einer ganzen Generation, die das eigene Leben gegen größte Widerstände behaupten muss in Zeiten des Umbruchs. Im Film lässt sich nicht nur die historische Situation genauestens aufzeigen, sondern mit vielfältigen Mitteln das romantische Denken der jungen Menschen, einer Generation, die in den Jahren nach 1789 geboren sein könnte. Das heißt, Max, Agathe, Kaspar und Ännchen sind im Film zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Jahre alt. Sie erleben in der kurzen Zeit ihrer Jugend nur Krieg und als Ende ihrer Jugend den Übergang in eine Zeit der Restauration. Sie sind die Mütter und Väter des Biedermeier. Ihr Aufbegehren ist der Kampf um ihre Liebe. Ihre heimlichen Treffen und nächtlichen Seancen, ihre Subkultur, sind Ausdruck einer Revolte im Privaten. Das ist modern.
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