Wer, wenn nicht wir (2010)
Deutsches Drama über das Leben Gudrun Ensslins vor Gründung der RAF, frei nach der biografischen Erzählung von Gerd Koenen: In den frühen 60ern verliebt sich die Studentin Gudrun in Berward, Sohn des NS-Schriftstellers Will Vesper. Gemeinsam gründen sie einen Verlag, bekommen ein Kind - und werden, jeder auf seine Weise, immer extremerKritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Deutschland in den frühen 60ern. Noch ist das Land ruhig. Doch Aufbruch liegt in der Luft. Auch Bernward Vesper (AUGUST DIEHL), Sohn des NS-Schriftstellers Will Vesper, begehrt auf. Nachts hackt er wütende Sätze in die Schreibmaschine, die er der erstarrten Gesellschaft ins Gesicht schleudern will. Als er auf Gudrun Ensslin (LENA LAUZEMIS) trifft, ist das der Beginn einer extremen Liebesgeschichte: bedingungslos, maßlos, bis über die Schmerzgrenze hinaus. Gemeinsam brechen sie auf, um die Welt zu erobern. Keine zehn Jahre später verliert sich Bernward auf Drogentrips im Wahnsinn, und Gudrun katapultiert sich in den bewaffneten Untergrund. Für beide wird es kein Zurück mehr geben.
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Filmkritik
Mit "Black Box BRD" legte Andreas Veiel 2001 einen hochgelobten Dokumentarfilm über die RAF vor. In den darauf folgenden Jahren beackerten auch andere Filmemacher das Thema RAF, zuletzt Uli Edel mit seinem "Der Baader-Meinhof-Faktor" (2008). Regisseur Veiel, den die RAF auch nach Abschluss seiner Doku offenbar nicht losgelassen hat, hat dann aber trotzdem noch ein Buch gefunden, dass dem Thema neues abgewinnen kann: Gerd Könens "Vesper, Ensslin, Baader – Urszenen des deutschen Terrorismus". Veiel nutzte die Biographie für sein Drehbuch zu seinem Spielfilm-Debüt "Wer wenn nicht wir", dass sich auf die privaten Irrungen und Wirrungen zwischen den langjährigen Verlobten Vesper und Ensslin, und dem später hinzustoßenden Baader, mithin auf die Vorgeschichte der RAF-Gründung, konzentriert.
Auf den ersten Blick ist Veiels Historiendrama, auf der diesjährigen Berlinale im Wettbewerbsprogramm präsentiert, optisch wie inhaltlich vor allem eins: So richtig typisch deutsch. Nicht nur, dass sich die Darsteller, wie in nahezu jedem deutschen Film den ich dieses Jahr auf der Berlinale gesehen habe, innerhalb kürzester Zeit ihrer Kleidung entledigen (einzige Ausnahme war "Almanya - Willkommen in Deutschland"). Nein, der Film ist auch noch spröde, blass, schier endlos, geschichtsverliebt. Soll heißen: Unterhaltungskino sieht anders aus. Schrill einzig die Topffrisuren die Veiel seine Hauptdarsteller zur Schau tragen lässt.
Aber: Wo Uli Edels RAF-Streifen "Der Baader-Meinhof-Komplex" für all jene, die mit der Geschichte der RAF nicht vollumfänglich vertraut sind, reichlich verwirrend daherkam, gelingt es Veiel mit seiner Konzentration auf einige wenige Akteure einigermaßen verständlich zu bleiben. Zudem legt Veiel sein "Wer wenn nicht wir" komplett anders an als Edel seinen "Baader-Meinhof-Komplex": HIer gibt es kein "Terroristen-Name-Dropping" und keine coolen, im Stile eines Action-Films inszenierten Anschläge. Veiels Film ist vielmehr eine vor historischem Hintergrund angesiedelte, fast dokumentarisch anmutende Charakterstudie zweier Menschen die sich vorhersehbar gegegenseitig in den Untergang treiben.
Da die Hauptdarsteller August Diehl und Lena Lauzemis recht eindringlich zu spielen verstehen, ist das an sich auch recht spannend. Allerdings muss auch Veiel der schieren Masse an Ereignissen, die er gezwungenermaßen in seine Story einbaut, Tribut zollen: Nicht, wie Edel, mit heilloser Verwirrung seiner Zuschauer, sondern vielmehr mit einigen unschönen Längen, die einen mit der Zeit dann doch unruhig auf dem Stuhl herumrutschen lassen.
Fazit: Für zeitgeschichtlich Interessierte mit ein wenig Geduld hat Veiels Drama "Wer wenn nicht wir" einiges zu bieten - wer einfach nur auf Unterhaltung aus ist, sollte einen anderen Film wählen.
Auf den ersten Blick ist Veiels Historiendrama, auf der diesjährigen Berlinale im Wettbewerbsprogramm präsentiert, optisch wie inhaltlich vor allem eins: So richtig typisch deutsch. Nicht nur, dass sich die Darsteller, wie in nahezu jedem deutschen Film den ich dieses Jahr auf der Berlinale gesehen habe, innerhalb kürzester Zeit ihrer Kleidung entledigen (einzige Ausnahme war "Almanya - Willkommen in Deutschland"). Nein, der Film ist auch noch spröde, blass, schier endlos, geschichtsverliebt. Soll heißen: Unterhaltungskino sieht anders aus. Schrill einzig die Topffrisuren die Veiel seine Hauptdarsteller zur Schau tragen lässt.
Aber: Wo Uli Edels RAF-Streifen "Der Baader-Meinhof-Komplex" für all jene, die mit der Geschichte der RAF nicht vollumfänglich vertraut sind, reichlich verwirrend daherkam, gelingt es Veiel mit seiner Konzentration auf einige wenige Akteure einigermaßen verständlich zu bleiben. Zudem legt Veiel sein "Wer wenn nicht wir" komplett anders an als Edel seinen "Baader-Meinhof-Komplex": HIer gibt es kein "Terroristen-Name-Dropping" und keine coolen, im Stile eines Action-Films inszenierten Anschläge. Veiels Film ist vielmehr eine vor historischem Hintergrund angesiedelte, fast dokumentarisch anmutende Charakterstudie zweier Menschen die sich vorhersehbar gegegenseitig in den Untergang treiben.
Da die Hauptdarsteller August Diehl und Lena Lauzemis recht eindringlich zu spielen verstehen, ist das an sich auch recht spannend. Allerdings muss auch Veiel der schieren Masse an Ereignissen, die er gezwungenermaßen in seine Story einbaut, Tribut zollen: Nicht, wie Edel, mit heilloser Verwirrung seiner Zuschauer, sondern vielmehr mit einigen unschönen Längen, die einen mit der Zeit dann doch unruhig auf dem Stuhl herumrutschen lassen.
Fazit: Für zeitgeschichtlich Interessierte mit ein wenig Geduld hat Veiels Drama "Wer wenn nicht wir" einiges zu bieten - wer einfach nur auf Unterhaltung aus ist, sollte einen anderen Film wählen.
Julia Nieder
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Besetzung & Crew von "Wer, wenn nicht wir"
Land: DeutschlandWeitere Titel: Wer wenn nicht wir
Jahr: 2010
Genre: Drama
Länge: 124 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 10.03.2011
Regie: Andres Veiel
Darsteller: Thomas Thieme, August Diehl, Sebastian Blomberg, Susanne Lothar, Alfredo Zermini
Kamera: Judith Kaufmann
Verleih: Delphi Film, Senator Film
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