Mother (2009)
Madeo
Koreanischer Psychothriller von "The Host"-Regisseur Bong Joon-ho: Als die Leiche einer Schülerin gefunden wird, hält die Polizei schnell den naiven 27-jährigen Won Bin für den Täter. Um seine Unschuld zu beweisen, macht sich seine fürsorgliche Mutter auf die Suche nach seinem Mörder und stößt dabei auf Dinge, die besser im Dunkel geblieben wären...Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 4 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Wie weit ist eine Mutter bereit zu gehen, um ihren geliebten Sohn aus dem Fängen eines korrupten Polizeiapparts zu befreien?
Als ein zutiefst naiver junger Mann in einem Provinznest nur aufgrund von Indizien des Mordes an einer Schülerin angeklagt wird, setzt seine überfürsorgliche Mutter alles daran, seine Unschuld im Alleingang zu beweisen. Dabei wird sie immer radikaler und befördert Dinge ans Licht, die besser im Dunkeln geblieben wären. Aus ihrer Suche nach Entlastung für den Sohn wird bald ein Kampf auf Leben und Tod...
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Filmkritik
Am Anfang des Films geht eine Frau durch kniehohes Gras auf einer Wiese, sie beginnt zu tanzen. In ihren Bewegungen und in ihrem Gesicht ist keine Freude, sondern Trauer und Verzweiflung zu sehen. Plötzlich hält sie inne und blickt den Zuschauer direkt an. Danach beginnt die Handlung, im Film wird diese Szene jedoch wiederkehren; die Frau wird erneut auf dieser Wiese sein – aber dann ist etwas Schreckliches passiert.
Virtuos sind schon die ersten Minuten des Psychothrillers "Mother", in dem der koreanische Regisseur Bong Joon-ho um die Frage kreist, wie weit eine Mutter gehen würde, um ihren Sohn zu retten. Die Mutter (Kim Hye-ja) ist namenlos, sie geht völlig darin auf, sich um ihren geistig zurückgebliebenen Sohn Yoon do-jun (Won Bin) zu kümmern. Anscheinend ist ihre Liebe grenzenlos, selbst eine inzestuöse Beziehung ist vorstellbar. Als Do-jun des Mordes an einem Schulmädchen verdächtigt wird, ist sie natürlich von seiner Unschuld überzeugt.
Die Mutter setzt alles daran, den wahren Täter zu finden. Ihre Suche inszeniert Bong Joon-ho gekonnt als Jonglage der verschiedensten Genres. In den ersten Sequenzen bestimmt eine verzweifelte Lockerheit den Film, selbst über den Slapstick-Einlagen schwebt etwas Bedrohliches. Dann ändert der Film seinen Ton mehrfach, er ist absurd, im nächsten Moment dramatisch, auf komische Szenen folgen spannende Momente der Wahrheitssuche. Mit dieser Inszenierung macht es der südkoreanische Regisseur seinen Zuschauern nicht unbedingt leicht, stattdessen drückt er sein Misstrauen gegen die Regeln des Genres Psychothriller aus. Eindrucksvoll wird das in der Sequenz deutlich, in der die Mutter das Haus eines Freundes ihres Sohns nach Beweismaterial durchsucht. Gerade als sie einen scheinbar belastenden Golfschläger findet, kehrt der junge Mann zurück. Sie versteckt sich vor ihm im Schrank – also insgesamt eine klassische Thrillerszene. Aber dann werden Erzählstil und Bildsprache grotesk: Sie wird Zeugin einer absurden Sex-Szene zwischen dem Freund und seiner Freundin, als sie eingeschlafen sind, will die Mutter das Haus verlassen. Dabei kippt sie aus Versehen eine Wasserflasche um. Ruhig wird gezeigt, wie das Wasser langsam zu den Fingern des Schlafenden fließt, die Mutter es beobachtet, dann das Haus verlässt und sich in aller Ruhe die Schuhe anzieht.
Darüber hinaus ist bemerkenswert, wie Bong einzelne Elemente, teilweise ganze Szenen, mehrfach aufgreift. Am Anfang gibt es eine Szene, in der die Mutter Heilkräuter zerkleinert und ihren Sohn auf der gegenüberliegenden Straßenseite beobachtet. Als sie sieht, wie er von einem Auto angefahren wird, schneidet sie sich erschrocken in den Finger. Am Ende des Films wird es eine ähnliche Szene geben, nun ist die Mutter aus anderen Gründen verzweifelt und der Zuschauer erwartet regelrecht, dass sie sich in den Finger schneidet. Aber diese Spannung löst sich auf überraschende Weise auf. Auch ein bemalter Golfball, das Wort Spasti und ein sagenumwobener Akkupunktur-Punkt, der angeblich alle negativen Erinnerungen löscht, entfalten immer wieder neue Bedeutungen – und sie werden vom Regisseur benutzt, um die Parteinahme des Zuschauers zu steuern. Darüber hinaus offenbaren die Charaktere mitunter überraschende Facetten: das ermordete Schuldmädchen ist eine Prostituierte, der Freund des Sohnes wird vom Egomanen zum einfühlsamen, aber knallharten Ermittler. Auch die Mutter ist alles andere als eine Identifikationsfigur. Ihre obsessive Liebe zu ihrem Sohn ist beängstigend, ihre emotionalen Ausbrüche rufen Distanz hervor. Schnell wird deutlich: In diesem Film muss mit Überraschungen gerechnet werden. Aber der Zuschauer lässt sich gerne auf diesen bemerkenswerten Beitrag zum koreanischen Kino ein.
Fazit: Der südkoreanische Regisseur Bong Joon-ho spielt in „Mother“ mit den Genres, mit klassischen Thrillermomenten und seinen Zuschauern. Das macht seinen Film zu einem Seherlebnis der besonderen Art.
Virtuos sind schon die ersten Minuten des Psychothrillers "Mother", in dem der koreanische Regisseur Bong Joon-ho um die Frage kreist, wie weit eine Mutter gehen würde, um ihren Sohn zu retten. Die Mutter (Kim Hye-ja) ist namenlos, sie geht völlig darin auf, sich um ihren geistig zurückgebliebenen Sohn Yoon do-jun (Won Bin) zu kümmern. Anscheinend ist ihre Liebe grenzenlos, selbst eine inzestuöse Beziehung ist vorstellbar. Als Do-jun des Mordes an einem Schulmädchen verdächtigt wird, ist sie natürlich von seiner Unschuld überzeugt.
Die Mutter setzt alles daran, den wahren Täter zu finden. Ihre Suche inszeniert Bong Joon-ho gekonnt als Jonglage der verschiedensten Genres. In den ersten Sequenzen bestimmt eine verzweifelte Lockerheit den Film, selbst über den Slapstick-Einlagen schwebt etwas Bedrohliches. Dann ändert der Film seinen Ton mehrfach, er ist absurd, im nächsten Moment dramatisch, auf komische Szenen folgen spannende Momente der Wahrheitssuche. Mit dieser Inszenierung macht es der südkoreanische Regisseur seinen Zuschauern nicht unbedingt leicht, stattdessen drückt er sein Misstrauen gegen die Regeln des Genres Psychothriller aus. Eindrucksvoll wird das in der Sequenz deutlich, in der die Mutter das Haus eines Freundes ihres Sohns nach Beweismaterial durchsucht. Gerade als sie einen scheinbar belastenden Golfschläger findet, kehrt der junge Mann zurück. Sie versteckt sich vor ihm im Schrank – also insgesamt eine klassische Thrillerszene. Aber dann werden Erzählstil und Bildsprache grotesk: Sie wird Zeugin einer absurden Sex-Szene zwischen dem Freund und seiner Freundin, als sie eingeschlafen sind, will die Mutter das Haus verlassen. Dabei kippt sie aus Versehen eine Wasserflasche um. Ruhig wird gezeigt, wie das Wasser langsam zu den Fingern des Schlafenden fließt, die Mutter es beobachtet, dann das Haus verlässt und sich in aller Ruhe die Schuhe anzieht.
Darüber hinaus ist bemerkenswert, wie Bong einzelne Elemente, teilweise ganze Szenen, mehrfach aufgreift. Am Anfang gibt es eine Szene, in der die Mutter Heilkräuter zerkleinert und ihren Sohn auf der gegenüberliegenden Straßenseite beobachtet. Als sie sieht, wie er von einem Auto angefahren wird, schneidet sie sich erschrocken in den Finger. Am Ende des Films wird es eine ähnliche Szene geben, nun ist die Mutter aus anderen Gründen verzweifelt und der Zuschauer erwartet regelrecht, dass sie sich in den Finger schneidet. Aber diese Spannung löst sich auf überraschende Weise auf. Auch ein bemalter Golfball, das Wort Spasti und ein sagenumwobener Akkupunktur-Punkt, der angeblich alle negativen Erinnerungen löscht, entfalten immer wieder neue Bedeutungen – und sie werden vom Regisseur benutzt, um die Parteinahme des Zuschauers zu steuern. Darüber hinaus offenbaren die Charaktere mitunter überraschende Facetten: das ermordete Schuldmädchen ist eine Prostituierte, der Freund des Sohnes wird vom Egomanen zum einfühlsamen, aber knallharten Ermittler. Auch die Mutter ist alles andere als eine Identifikationsfigur. Ihre obsessive Liebe zu ihrem Sohn ist beängstigend, ihre emotionalen Ausbrüche rufen Distanz hervor. Schnell wird deutlich: In diesem Film muss mit Überraschungen gerechnet werden. Aber der Zuschauer lässt sich gerne auf diesen bemerkenswerten Beitrag zum koreanischen Kino ein.
Fazit: Der südkoreanische Regisseur Bong Joon-ho spielt in „Mother“ mit den Genres, mit klassischen Thrillermomenten und seinen Zuschauern. Das macht seinen Film zu einem Seherlebnis der besonderen Art.
Sonja Hartl
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Besetzung & Crew von "Mother"
Land: SüdkoreaJahr: 2009
Genre: Thriller, Drama, Krimi
Originaltitel: Madeo
Länge: 129 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 05.08.2010
Regie: Joon-ho Bong
Darsteller: Hye-ja Kim, Ku Jin, Bin Won
Kamera: Kyung-Pyo Hong
Verleih: MFA Film
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