Indiana Jones und das Rad des Schicksals (2022)

Nicht viele hätten es für möglich gehalten, dass Harrison Ford mit 80 Jahren noch einmal in die ikonische Rolle des Archäologieprofessor und Abenteurers Dr. Henry "Indiana" Jones schlüpfen würde. Ford selbst hatte es nach dem fragwürdigen letzten Teil, "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels", nie ausgeschlossen – solange man ihm ein vernünftiges, schlüssiges Drehbuch vorlegen würde. Und es gelang: "Das Rad des Schicksals" verfügt nun über eine solch in sich stimmige, die Historie und frühere Abenteuer von Jones berücksichtigende Story, die alte und neue (oder besser: jüngere) Fans zufrieden stimmen dürfte.

"Das Rad des Schicksals": starke Hauptdarsteller

Hauptverdienst von Regisseur James Mangold und seinen Drehbuchautoren ist, dass sie gar nicht erst versuchen Jones mit aller Gewalt als immer noch jugendlichen, agilen Abenteurer und Actionhelden darzustellen. Jones ist in "Das Rad des Schicksals" ein gealterter, müder und etwas grummeliger Professor kurz vor dem Ruhestand, geprägt vom Verlust des Sohnes und der Trennung von seiner Frau. Mit den Errungenschaften der Moderne kann er nicht viel anfangen. Und für die jüngeren geopolitischen Entwicklungen wie etwa dem Wettkampf ums All interessiert er sich auch nicht.

Ford ist wie gewohnt ein Trumpf, verkörpert er den in die Jahre gekommenen Indy doch mit einer ausgewogenen Balance aus Melancholie und verschmitztem Humor. Ihm in nichts nach steht Phoebe Waller-Bridge, die mit ihrer energischen Darstellung Drive und viel Witz in den Film bringt. Sie ist eine moderne, selbstbewusste Frau, die weiß was sie will – und mit der eine interessante moralische Zweideutigkeit Einzug hält. Die Chemie zwischen Ford und Waller-Bridge stimmt. Also zweiter großer Pluspunkt erweist sich die Action, die fesselnd und schnörkellos inszeniert ist. Bisweilen kommt "Das Rad des Schicksals" regelrecht atemlos daher, wenn der Film dem Zuschauer mit all seinen rasanten Verfolgungsjagden und elektrisierenden (Unterwasser-)Actionsequenzen nur wenige Verschnaufpausen gewährt.

Zwiespältiges Ende

Neben dieser dynamischen Inszenierung und dem hohen Erzähltempo, welche der Spannungskurve sehr dienlich ist, sorgen die augenzwinkernden Gastauftritt für Schmunzler und eine große Portion Nostalgie. Ein Highlight: John Rhys-Davies kurzer aber beherzter Auftritt als ägyptischer Ausgräber und Indys alter Kumpel Sallah.
Abzüge gibt es bei den Bösewichten, die alles in allem blass bleiben. So richtig gefährlich oder gar unheilvoll wirken Mads Mikkelsen als Voller und seine unterbelichteten Nazi-Schläger nie.

Und eine am Ende des Films platzierte Zeitreise könnte, ebenso wie der Schluss von "Das Königreich des Kristallschädels", die Gemüter erhitzen. Auf jeden Fall wird sie für Diskussionsstoff sorgen und es stellt sich die Frage, ob es diesen phantastischen, leicht abwegigen Einschub wirklich gebraucht hätte. Die Botschaft indes ist klar: Jones flüchtet sich im realen Leben längst in die Vergangenheit. In untergegangene Zeiten und Kulturen. Am Schluss befindet er sich tatsächlich in dieser wieder – doch wer nur in Vergangenem verharrt, erkennt die Schönheit im Hier und Jetzt nicht und verpasst das Leben. Sinnbildlich steht dafür Waller-Bridges Figur, die wie keine andere im Indy-Kosmos Modernität, Fortschritt und Aufbruch verkörpert.

Fazit: Gelungener, action- und temporeicher fünfter und letzter Teil der Indiana-Jones-Filmreihe, der für gute Laune, Nostalgie und allerbeste Popcorn-Unterhaltung sorgt.