Lebanon (2009)
Mit dem Goldenen Löwen dese Internationalen Filmfestivals Venedig ausgezeichnetes Drama: Im ersten Libanonkrieg (1982) findet sich die Besatzung eines einzelnen Panzers unerwartet in einer albtraumhaften Gewaltsituation wiederKritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Der erste Libanon-Krieg – Juni 1982. Ein einzelner Panzer, unterstützt von einem Zug Fallschirmspringer, setzt sich in Bewegung um eine feindliche Stadt auszukundschaften, die zuvor von der israelischen Luftwaffe bombardiert wurde. Was wie eine einfache Mission aussieht, gerät nach und nach außer Kontrolle und entwickelt sich zu einer tödlichen Falle, zu einem grauenvollen Albtraum.
Die Besatzung des Panzers sind Shmulik der Richtschütze, Assi der Kommandant, Herzl der Ladeschütze und Yigal der Fahrer. Vier junge Männer um die 20, alles andere als Rowdys, keiner von ihnen ist scharf auf Kampf, Eroberung oder Selbstaufopferung, aber sie haben den Befehl, diese Killermaschine zu operieren. Sie sind tapfere Jungen, die auf äußerst brutale Weise ihre Unschuld verlieren und deren Seele zerstört wird – verstrickt in die absurden und unfairen Bedingungen des Krieges, der sie in Horror und Todesangst versetzt. Um in einer Situation zu überleben, die sie längst nicht mehr unter Kontrolle haben, treibt sie ihr Überlebenswille an ihre Grenzen und verzweifelt versuchen sie, sich im Chaos des Krieges einen Rest von Menschlichkeit zu bewahren.
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Filmkritik
Juni 1982. Ein einzelner Panzer steht auf einem Sonnenblumenfeld, vier junge Soldaten warten in dem schweren Gefährt. Ein Kommandeur kommt und sie erfahren, dass sie eine Fußtruppe bei der Kontrolle von feindlichem Gebiet unterstützen sollen. Angeblich wird es ein „Spaziergang“, aber dieser erste Tag des Libanonkrieges wird den Soldaten – und mit ihnen auch den Zuschauern – die Schrecken des Krieges eindringlich vor Augen führen.
Nur in der ersten und letzten Szene des Films wird der Zuschauer die Perspektive der Soldaten in dem Panzer verlassen, ansonsten sieht er das äußere Geschehen durch das Zielfernrohr und ein Nachtsichtgerät. Durch diese radikale Subjektivität konzentriert sich alles auf die Geschehnisse in dem Panzer, die Konflikte unterhalb der unerfahrenen Soldaten, vor allem aber auf ihren Kampf mit dem Krieg. Angelehnt an Wolfgang Petersens „Das Boot“ konstruiert der israelische Regisseur Samuel Maoz auf diese Weise eine klaustrophobische Spannung, die immer wieder die Aussichtslosigkeit des Unterfangens der Soldaten verdeutlicht. Allerdings gelingt es ihm nicht, eine emotionale Nähe des Zuschauers zu den vier Soldaten in dem Panzer herzustellen. Auch die Perspektive bedingt eine Distanz zu dem Kriegsgeschehen. Über weite Strecken erlebt der Zuschauer die Schrecken des Krieges geschützt durch das Eisen des Panzers. Zusammen mit der mangelnden Identifikation mit den Charakteren erscheint das Geschehen daher wie eine Demonstration der Erlebnisse der Soldaten während eines Krieges.
Vermutlich hatte Samuel Maoz diese Wirkung auch im Sinn. Mit seinem Film verarbeitet er seine eigenen traumatischen Erfahrungen im Libanonkrieg, der Bordschütze Shmulik (Yoav Donat) ist nachgerade als sein Alter Ego zu sehen. Dennoch lässt sich die Traumatisierung der Soldaten auf jegliche Kriegsschauplätze verlagern. Die Szenerie des Krieges, die „Lebanon“ entwirft, könnte ebenso gut im Irak oder in Afghanistan liegen. Hier hat Maoz allgemeingültige Bilder gewählt: die weinenden Augen eines Tieres, die entblößte Frau, der sterbende Kamerad. Auch stellt er nicht die Frage nach Schuld oder Verantwortung. Stattdessen konzentriert er sich auf die Soldaten, die nicht nur jung und unerfahren, sondern offensichtlich auf diese Erlebnisse nicht vorbereitet sind. Der Schütze wagt nicht zu schießen und ist dadurch an dem Tod eines Kameraden beteiligt; der Befehlshaber in dem Panzer übernimmt keine Verantwortung. Sie gleichen sich im Verlauf des Films – äußerlich verschmutzt durch Dreck – immer mehr an, sie werden ebenso austauschbar wie die Kulisse des Krieges. Damit wird Maoz‘ Botschaft offenkundig: Soldaten überall auf der Welt machen solche Erfahrungen im Krieg. Nur eines bleibt letztlich individuell: die Art der Traumatisierung.
Fazit: Mit subjektiver Erzählweise macht Samuel Maoz in seinem eindringlichen Film „Lebanon“ das Trauma des Krieges für den Zuschauer erfahrbar.
Nur in der ersten und letzten Szene des Films wird der Zuschauer die Perspektive der Soldaten in dem Panzer verlassen, ansonsten sieht er das äußere Geschehen durch das Zielfernrohr und ein Nachtsichtgerät. Durch diese radikale Subjektivität konzentriert sich alles auf die Geschehnisse in dem Panzer, die Konflikte unterhalb der unerfahrenen Soldaten, vor allem aber auf ihren Kampf mit dem Krieg. Angelehnt an Wolfgang Petersens „Das Boot“ konstruiert der israelische Regisseur Samuel Maoz auf diese Weise eine klaustrophobische Spannung, die immer wieder die Aussichtslosigkeit des Unterfangens der Soldaten verdeutlicht. Allerdings gelingt es ihm nicht, eine emotionale Nähe des Zuschauers zu den vier Soldaten in dem Panzer herzustellen. Auch die Perspektive bedingt eine Distanz zu dem Kriegsgeschehen. Über weite Strecken erlebt der Zuschauer die Schrecken des Krieges geschützt durch das Eisen des Panzers. Zusammen mit der mangelnden Identifikation mit den Charakteren erscheint das Geschehen daher wie eine Demonstration der Erlebnisse der Soldaten während eines Krieges.
Vermutlich hatte Samuel Maoz diese Wirkung auch im Sinn. Mit seinem Film verarbeitet er seine eigenen traumatischen Erfahrungen im Libanonkrieg, der Bordschütze Shmulik (Yoav Donat) ist nachgerade als sein Alter Ego zu sehen. Dennoch lässt sich die Traumatisierung der Soldaten auf jegliche Kriegsschauplätze verlagern. Die Szenerie des Krieges, die „Lebanon“ entwirft, könnte ebenso gut im Irak oder in Afghanistan liegen. Hier hat Maoz allgemeingültige Bilder gewählt: die weinenden Augen eines Tieres, die entblößte Frau, der sterbende Kamerad. Auch stellt er nicht die Frage nach Schuld oder Verantwortung. Stattdessen konzentriert er sich auf die Soldaten, die nicht nur jung und unerfahren, sondern offensichtlich auf diese Erlebnisse nicht vorbereitet sind. Der Schütze wagt nicht zu schießen und ist dadurch an dem Tod eines Kameraden beteiligt; der Befehlshaber in dem Panzer übernimmt keine Verantwortung. Sie gleichen sich im Verlauf des Films – äußerlich verschmutzt durch Dreck – immer mehr an, sie werden ebenso austauschbar wie die Kulisse des Krieges. Damit wird Maoz‘ Botschaft offenkundig: Soldaten überall auf der Welt machen solche Erfahrungen im Krieg. Nur eines bleibt letztlich individuell: die Art der Traumatisierung.
Fazit: Mit subjektiver Erzählweise macht Samuel Maoz in seinem eindringlichen Film „Lebanon“ das Trauma des Krieges für den Zuschauer erfahrbar.
Sonja Hartl
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Besetzung & Crew von "Lebanon"
Land: Israel, Deutschland, Frankreich, LibanonJahr: 2009
Genre: Drama, Kriegsfilm
Länge: 92 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 14.10.2010
Regie: Samuel Maoz, Maoz Shmulik
Darsteller: Zohar Shtrauss, Michael Moshonov, Itay Tiran, Oshri Cohen, Yoav Donat
Kamera: Giora Bejach
Verleih: Senator Film
ZusatzinformationAlles anzeigen
DER 1. LIBANON-KRIEG Juni – September 1982 Die Vorgeschichte Im Libanon herrscht Bürgerkrieg. Die Konflikte zwischen Israel und der PLO (Palästinensische Befreiungsorganisation) nehmen zu. Am 11. [...mehr] März 1978 zerfetzt eine Bombe einen israelischen Touristenbus: 36 Tote. Zur Vergeltung rückt die israelische Armee in einer groß angelegten Offensive bis zum Litani-Fluss im südlichen Libanon vor: 200 Fedaijin (Kämpfer der PLO) und 1.000 Zivilisten werden getötet. 265.000 Libanesen müssen fliehen. Diese unverhältnismäßige Reaktion löst in der Welt, aber auch in Israel breite Kritik aus. Israel zieht sich zurück. Eine UN-Truppe übernimmt die Kontrolle in der Pufferzone. Israel unterstützt die christlichen Milizen im Libanon bei deren Kampf gegen die Palästinenser. Amerika erhöht den Druck und zwingt, nachdem es Kampfflugzeuge nicht nur an Israel, sondern auch an Ägypten und Saudi-Arabien geliefert hat, Israel zu Verhandlungen mit Ägypten, die 1979 mit einem Friedensvertrag enden, der weitgehend erfüllt wird. Aber weil Israels Autonomiekonzept und Siedlungspolitik jeden weiteren Fortschritt blockieren, bricht Ägypten 1980 die Verhandlungen über die palästinensische Autonomie ab. Die israelische Annexion Jerusalems wird international abgelehnt. 1981 handeln die Israelis, auf amerikanischen Druck, einen Waffenstillstand an der libanesischen Grenze aus, der von der PLO strikt eingehalten wird. Der Vorschlag des saudischen Königs Fahd, der einen Palästinenserstaat auf der Westbank vorsah und Israel anerkennt wird von der Arabischen Liga abgelehnt. Israel aber annektiert die Golan-Höhen und führt eine Zivilverwaltung in den besetzten Gebieten ein. Der Krieg Weil Israels nördliche Städte seit Jahren von libanesischem Territorium aus von der PLO mit Raketen bombardiert werden, nimmt Israel einen Anschlag auf ihren Botschafter in London zum Anlass, die israelische Armee am 6. Juni 1982 im Süd-Libanon einmarschieren zu lassen. Die israelische Regierung plante zunächst die Region von den Abschussbasen zu säubern und eine 40 Kilometer breite Sicherheitszone zu schaffen. Aber der israelische Verteidigungsminister Ariel Sharon entwickelt den folgenreichen Plan, den Süd-Libanon einschließlich Beiruts zu besetzen und seinen christlichen Verbündeten Bashir Gemayel als Präsident des Libanons zu installieren. Nur Sharon und wenige hohe Militärs wissen von diesem Plan. Während die israelische Regierung nur für die Operation zur Schaffung der 40-Kilometer-Zone grünes Licht gibt, stößt die Armee mit hohem Tempo bis vor Beirut. Im August 1982 wartet die israelische Armee am Rande Beiruts immer noch auf den Befehl, die Stadt zu besetzen. Doch inzwischen wurde zwischen Libanon und Israel das Abkommen geschlossen, dass alle PLO-Kämpfer aus Beirut evakuiert und per Schiff nach Tunesien gebracht werden. Im Gegenzug verzichtet Israel auf eine Besetzung Beiruts. In derselben Woche wird Bashir Gemayel, Kommandant der Falangisten, der christlichen Milizen, zum Präsident des Libanon gewählt und wenig später, während einer Rede im Hauptquartier der Falangisten in Ost-Beirut, von einer Bombe zerrissen. Man weiß bis heute nicht, wer für den Anschlag verantwortlich war. Am selben Nachmittag besetzen israelische Truppen West-Beirut, in der zu dieser Zeit hauptsächlich palästinensische Flüchtlinge leben und umzingeln die Flüchtlingslager Sabra und Shatila. In der folgenden Nacht dringen Verbände der Falangisten in die Lager ein; unterstützt werden sie dabei von israelischen Leuchtraketen. Das erklärte Ziel der christlichen Truppen war, die Lager von palästinensischen Kämpfern zu säubern. Es befanden sich aber keine palästinensischen Kämpfer mehr unter den Flüchtlingen, da sie bereits zwei Wochen zuvor evakuiert worden waren. Zwei Tage hört man nur Gewehrfeuer und Kampflärm, erst am dritten Tag, dem 16. September, klärt sich das Bild, als Frauen in Panik auf die israelischen Truppen außerhalb des Lagers zuströmen. Drei Tage lang haben die christlichen Verbände die Bewohner der Flüchtlingslager abgeschlachtet: Männer, Frauen, Alte und Kinder. Die Zahl der Opfer ist bis heute nicht bekannt, man schätzt sie auf 3.000. Die Welt ist schockiert und der Protest von hunderttausenden Israelis zwingt die israelische Regierung, einen Untersuchungsausschuss einzusetzen. Der Verteidigungsminister wird vom Ausschuss für schuldig befunden, nichts getan zu haben, nachdem er von dem Massaker hörte. Er wird aus seinem Amt entfernt. Das Ende Nach 675 Toten auf der israelischen und 9.798 auf der anderen Seite endet der Krieg im September 1982. Die PLO hat sich zurückgezogen. Israel besetzt den südlichen Libanon (bis 1985) in dem die Hisbollah mehr und mehr Einfluss gewinnt. Der Krieg ist zu Ende. 2001 wird Ariel Sharon Premierminister seines Landes und bleibt es bis 2006, nachdem er 2005 mit einem Schlaganfall in das Koma gefallen war, in dem er bis heute liegt. Am 12. Juli 2006 bricht der 2. Libanon-Krieg aus, in dem Israel 33 Tage lang die Hisbollah bekämpft.Verknüpfungen zu "Lebanon"Alle anzeigen
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