Berlin '36 (2009)
Historiendrama, beruhend auf wahren Begebenheiten: Weil die USA einen Boykott der olympischen Spiele in Berlin androhen, sollte für Deutschland kein jüdischer Sportler antreten dürfen, nimmt die NSDAP die jüdische Hochspringerin Gretel Bergmann in das Olympia-Kader auf - will sie aber heimlich gegen einen als Frau verkleideten Mann antreten lassenKritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Berlin 1936: Die Amerikaner drohen, die Olympischen Spiele zu boykottieren, sollten im deutschen Olympia-Kader keine jüdischen Sportler vertreten sein. Aus diesem Grund wird die Jüdin Gretel Bergmann (Karoline Herfurth), die überragende Hochspringerin dieser Zeit, in die deutsche Mannschaft aufgenommen.
Um jedoch zu verhindern, dass ausgerechnet sie die Goldmedaille im Hochsprung gewinnt, schicken die Nationalsozialisten die unbekannte Konkurrentin Marie Ketteler ins Rennen. Das pikante Detail: Diese ist in Wirklichkeit ein Mann (Sebastian Urzendowsky).
Während der Wettkampf-Vorbereitungen entwickelt sich zwischen den beiden Rivalinnen eine vorsichtige Freundschaft. Am Ende muss sich zeigen, ob die beiden gemeinsam gegen die Übermacht der Nationalsozialisten ankämpfen oder ob der sportliche Ehrgeiz überwiegt.
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Filmkritik
Die Nazizeit ist scheinbar noch lange nicht toterzählt. Jüngster Film zum Thema: "Berlin '36". Von der Stadt in diesem Jahr sieht man allerdings fast nichts. Um sie geht es auch nur indirekt - erzählt wird die Geschichte zweier Sportler, die bei der Olympiade mitwirken wollen oder sollen.
Diese Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit: Die jüdische Hochspringerin Gretel Bergmann wurde 1933 mit dem "Arierparagraphen" vom Sport ausgeschlossen, ging dann nach England und wurde dort 1934 Britische Meisterin im Hochsprung. Zur Olympiade wurde sie dann von den Nazis mit indirekter Erpressung zurückgeordert: Sie brauchten nämlich eine Vorwand-Jüdin, um die Amerikaner nicht zu vergraulen – diese drohten, die Spiele zu boykottieren, sofern keine Juden antreten dürften. Da es für Gretel kein arisches Äquivalent gab, verfielen die verantwortlichen Nazis darauf, einen verkleideten Mann im Qualifikationswettbewerb gegen sie anspringen zu lassen, um sie auf diese Weise doch noch auszuschließen.
Diese Prämisse wird dem Film als Text vorangesetzt. Und danach dann noch mal filmisch erzählt – Regisseur Kaspar Heidelbach traut entweder seiner Bildsprache nicht, oder dem Publikum viel zu wenig zu. Der behäbig lange Anlauf – mit Reißbrettdialogen – macht es einem nicht leicht, Sympathie für Gretel (Karoline Herfurth) aufzubringen.
In Fahrt kommt der Film dann im Trainingslager, wo die aufstrebenden Sportlerinnen von Trainer Waldmann (Axel Prahl) gedrillt werden, während Gretel von Klischees – bezopfte Nazizicke (Julie Engelbrecht) mit Sidekick (Thea Manzel) – drangsaliert wird und noch dazu die spröde Zimmergenossin Marie (Sebastian Urzendowsky) aufgedrängt bekommt. Prahl spielt seine Paraderolle, den raubeinigen aber gutmütigen Sympath. Womit er vor allem Herfurth auftaut, die sich in Dialogen mit ihrem Trainer tatsächlich auch für ihre Rolle warmzuspielen scheint. Weitaus echter wirkt ironischerweise Urzendowsky, als offensichtlich verkleideter Mann. Tatsächlich gelingt es ihm trotz "Maries" definitv maskulinem Äußeren, jeden Ansatz von Travestieklamotte zu vermeiden.
Die vom Produzent Gerhard Schmidt im Presseheft verkündete "ungewöhnliche Freundschaft" zwischen Gretel und Marie kommt allerdings nicht so richtig zustande. Ihre "Freundschaft" besteht fast ausschließlich aus dem gemeinsamen Außenseitertum und der mehr oder weniger erzwungenen Teilnahme am Training. Dennoch bildet ihre Beziehung das Herz des schön anzusehenden, aber keinesfalls mitreißenden Historiendramas. So richtig emotional mitgehen kann man jedoch nicht – da helfen auch die gefühlten 100 Nahaufnahmen von Herfurths holdem Antlitz nichts. Außerdem: Sobald man sich für die beiden Charaktere erwärmt hat, passiert kaum noch etwas.
Ärgerlich ist zudem die im Film diffuse und unglaubwürdige Vorgeschichte von "Marie". Er beruht tatsächlich auf Hermann – oder Dora – Ratjen, an den sich viele noch aus dem Schulunterricht (Stichwort: Gender Verification im Sport) erinnern dürften. Ratjen gab in den 50ern zu, Mitglied der Hitlerjugend gewesen zu sein und nur drei Jahre lang als Frau gelebt zu haben, was Bergmann erst 1966 herausfand.
Fazit: Eine derart außergewöhnliche Geschichte kann auch von der zahmen und oberflächlichen Inszenierung nicht kaputt gemacht werden. Immerhin bemühen sich die Hauptdarsteller redlich, die Ausstattung ist hübsch – und das war’s. Zum Schluss gibt es als Bonbon noch die echte Gretel: Die Statements der inzwischen 95jährigen lassen auf eine weitere Version hoffen, die ihrer Persönlichkeit und Geschichte mit Spannung und Gefühl gerecht wird.
Mehr über Gretel Bergmann und ihre Sicht auf die Ereignisse kann man in ihrer Autobiographie "Ich war die große jüdische Hoffnung" erfahren. Außerdem gibt es bereits zwei Fernsehfilme über sie: "Die Angst sprang mit – Die jüdische Hochspringerin Gretel Bergmann" (SWR, 2004) und "Hitler's Pawn – The Margaret Lambert Story" (2004), ein von Natalie Portman erzähltes Dokudrama.
Diese Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit: Die jüdische Hochspringerin Gretel Bergmann wurde 1933 mit dem "Arierparagraphen" vom Sport ausgeschlossen, ging dann nach England und wurde dort 1934 Britische Meisterin im Hochsprung. Zur Olympiade wurde sie dann von den Nazis mit indirekter Erpressung zurückgeordert: Sie brauchten nämlich eine Vorwand-Jüdin, um die Amerikaner nicht zu vergraulen – diese drohten, die Spiele zu boykottieren, sofern keine Juden antreten dürften. Da es für Gretel kein arisches Äquivalent gab, verfielen die verantwortlichen Nazis darauf, einen verkleideten Mann im Qualifikationswettbewerb gegen sie anspringen zu lassen, um sie auf diese Weise doch noch auszuschließen.
Diese Prämisse wird dem Film als Text vorangesetzt. Und danach dann noch mal filmisch erzählt – Regisseur Kaspar Heidelbach traut entweder seiner Bildsprache nicht, oder dem Publikum viel zu wenig zu. Der behäbig lange Anlauf – mit Reißbrettdialogen – macht es einem nicht leicht, Sympathie für Gretel (Karoline Herfurth) aufzubringen.
In Fahrt kommt der Film dann im Trainingslager, wo die aufstrebenden Sportlerinnen von Trainer Waldmann (Axel Prahl) gedrillt werden, während Gretel von Klischees – bezopfte Nazizicke (Julie Engelbrecht) mit Sidekick (Thea Manzel) – drangsaliert wird und noch dazu die spröde Zimmergenossin Marie (Sebastian Urzendowsky) aufgedrängt bekommt. Prahl spielt seine Paraderolle, den raubeinigen aber gutmütigen Sympath. Womit er vor allem Herfurth auftaut, die sich in Dialogen mit ihrem Trainer tatsächlich auch für ihre Rolle warmzuspielen scheint. Weitaus echter wirkt ironischerweise Urzendowsky, als offensichtlich verkleideter Mann. Tatsächlich gelingt es ihm trotz "Maries" definitv maskulinem Äußeren, jeden Ansatz von Travestieklamotte zu vermeiden.
Die vom Produzent Gerhard Schmidt im Presseheft verkündete "ungewöhnliche Freundschaft" zwischen Gretel und Marie kommt allerdings nicht so richtig zustande. Ihre "Freundschaft" besteht fast ausschließlich aus dem gemeinsamen Außenseitertum und der mehr oder weniger erzwungenen Teilnahme am Training. Dennoch bildet ihre Beziehung das Herz des schön anzusehenden, aber keinesfalls mitreißenden Historiendramas. So richtig emotional mitgehen kann man jedoch nicht – da helfen auch die gefühlten 100 Nahaufnahmen von Herfurths holdem Antlitz nichts. Außerdem: Sobald man sich für die beiden Charaktere erwärmt hat, passiert kaum noch etwas.
Ärgerlich ist zudem die im Film diffuse und unglaubwürdige Vorgeschichte von "Marie". Er beruht tatsächlich auf Hermann – oder Dora – Ratjen, an den sich viele noch aus dem Schulunterricht (Stichwort: Gender Verification im Sport) erinnern dürften. Ratjen gab in den 50ern zu, Mitglied der Hitlerjugend gewesen zu sein und nur drei Jahre lang als Frau gelebt zu haben, was Bergmann erst 1966 herausfand.
Fazit: Eine derart außergewöhnliche Geschichte kann auch von der zahmen und oberflächlichen Inszenierung nicht kaputt gemacht werden. Immerhin bemühen sich die Hauptdarsteller redlich, die Ausstattung ist hübsch – und das war’s. Zum Schluss gibt es als Bonbon noch die echte Gretel: Die Statements der inzwischen 95jährigen lassen auf eine weitere Version hoffen, die ihrer Persönlichkeit und Geschichte mit Spannung und Gefühl gerecht wird.
Mehr über Gretel Bergmann und ihre Sicht auf die Ereignisse kann man in ihrer Autobiographie "Ich war die große jüdische Hoffnung" erfahren. Außerdem gibt es bereits zwei Fernsehfilme über sie: "Die Angst sprang mit – Die jüdische Hochspringerin Gretel Bergmann" (SWR, 2004) und "Hitler's Pawn – The Margaret Lambert Story" (2004), ein von Natalie Portman erzähltes Dokudrama.
Sira Brand
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Besetzung & Crew von "Berlin '36"
Land: DeutschlandJahr: 2009
Genre: Drama
Länge: 100 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 10.09.2009
Regie: Kaspar Heidelbach
Darsteller: Karoline Herfurth, Thomas Thieme, Elena Uhlig, Axel Prahl, Leon Seidel
Kamera: Achim Poulheim
Verleih: X Verleih
ZusatzinformationAlles anzeigen
Der Fall der jüdischen Hochspringerin Gretel Bergmann, die bei den Olympischen Spielen 1936 gegen einen Mann antreten sollte, beruht auf Tatsachen. Der Regisseur Kaspar Heidelbach hat diese [...mehr] unglaubliche, wahre Geschichte zum Anlass genommen und zu einem Film über die Freundschaft unter schwierigen politischen Bedingungen ausgebaut. Gretel Bergmann und Marie Ketteler könnten unterschiedlicher nicht sein: Marie, die aus einfachen Verhältnissen stammt und von der Mutter gezwungen wird, als Mädchen aufzuwachsen, Gretel, Tochter einer jüdischen Fabrikantenfamilie, die als namhafte Sportlerin nach England emigriert ist. Beide sind auf unterschiedliche Weise Außenseiter in dieser Gesellschaft - beide werden von der nationalsozialistischen Führung zu Propagandazwecken manipuliert.Verknüpfungen zu "Berlin '36"Alle anzeigen
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