Die Todesreiter von Darfur (2007)
The Devil came on horseback
Dokumentation: Aus Sicht eines unbeteiligten US-amerikanischen Beobachters berichtet der Film aus erster Hand über den brutalen Völkermord in der westsudanesischen Region Darfur.User-Film-Bewertung :
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Durch die Verwendung von über tausend exklusiven und erschütternden Fotografien, die
der ehemalige Hauptmann der US-Marineinfanterie Brian Steidle während seiner Tätigkeit
als militärischer Beobachter der Afrikanischen Union aufgenommen hat, wird der
Zuschauer mit den brutalen Attacken einer arabischstämmigen Regierung konfrontiert, die anscheinend alles daransetzt, die eigenen schwarzafrikanischen Staatsbürger zu
eliminieren. Als offizieller militärischer Beobachter bekam Steidle in den Jahren 2004 und
2005 Zugang zu jenen Teilen des Landes, in die damals kein Journalist hineingelassen
wurde. Darauf, was er dort mit eigenen Augen erleben würde, war er jedoch keineswegs
vorbereitet – auch nicht darauf, dass auf ihn geschossen und er als Geisel genommen
wurde. Und dass er als ausgebildeter US-Soldat nicht im Stande war, wenigstens das Leben von kleinen Kindern zu retten.
Letztlich frustriert von der Untätigkeit der Staatengemeinschaft quittierte Steidle seinen
Beobachterjob in Afrika und kehrte zurück in die USA, um seine Bilder und die damit
verbundenen Erlebnisse über systematisch betriebene Massenmorde zu publizieren.
Psychisch mitgenommen von den Eindrücken und ganz real traktiert durch publizistische
Verleumdungen reiste Steidle wenig später erneut nach Afrika – diesmal zu den
Flüchtlingslagern im Tschad, um sich mit Überlebenden des Terrors zu treffen.
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Besetzung & Crew von "Die Todesreiter von Darfur"
Jahr: 2007Genre: Dokumentation
Originaltitel: The Devil came on horseback
Länge: 88 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 28.08.2008
Regie: Annie Sundberg, Ricky Stern
Darsteller: Brian Steidle
Kamera: Phil Cox, Annie Sundberg, Tim Hetherington, Jerry Risius, William Rexer II
Verleih: polyband
ZusatzinformationAlles anzeigen
Produktionsnotizen:Der Sudan ist das größte Land auf dem afrikanischen Kontinent, und gleichzeitig das mit
der derzeit größten Gewalttätigkeit. Im [...mehr] andauernden jahrelangen Bürgerkrieg zwischen
dem von der Regierung gestützten arabischen Norden und dem stärker christlich
dominierten Südteil haben mehr als zwei Millionen Menschen ihr Leben verloren.
Derzeit geht in Darfur das Töten weiter.
Die Krise in Darfur begann im Jahr 2003, als eine nicht-arabische Rebellengruppe auf der Suche nach mehr Wohlstand und Autonomie für Darfur versuchte, einen Militärflughafen anzugreifen. Die arabisch dominierte Regierung antwortete darauf mit der Aktivierung der als Janjaweed ("berittene Teufel") bekannten arabischen Milizen, um die nicht-arabischen
Stämme zu attackieren. Diese Angriffe waren derart brutal, todbringend und vor allem systematisch, dass etliche Zeitgenossen diesen Konflikt als "Genozid" (Völkermord) deklarierten. Mehr als 400.000 Menschen sind in Darfur getötet worden, und fast drei Millionen sind aus ihren Häusern vertrieben worden. Diese Krise sieht ganz nach einem
Rassenkonflikt aus, und die Regierung hat dabei die eigenen Bürger im Visier.
Der Dokumentarfilm DIE TODESREITER VON DARFUR hat den Völkermord im sudanesischen Darfur im Fokus, gesehen mit den Augen eines amerikanischen Zeitzeugen, des ehemaligen US-Marinehauptmanns Brian Steidle, der dort von 2004 bis 2005 für die Afrikanische Union als unbewaffneter militärischer Beobachter tätig war. Basierend auf Steidles persönlicher Reisedokumentation – während seiner Monate im Sudan hatte er Videoaufzeichnungen und über Tausend exklusive Fotos der beginnenden Krise in Darfur gemacht – zeigt der Film die Auswüchse einer menschenverachtenden Regierung, die einen grausamen Krieg gegen die eigenen Bürger führt. Der immer noch andauernde Völkermord in dieser Region wird packend und schonungslos dokumentiert.
Steidle verbrachte als offizieller militärischer Beobachter über ein Jahr im Sudan, davon sechs Monate in Darfur, unterstützt durch geheimdienstliche Zuarbeit seitens der Afrikanischen Union und ausgestattet mit einem Passierschein in jene Regionen des Landes, die kein Journalist betreten durfte. Mit seinen damals 27 jungen Jahren war Steidle auf das, was er wenig später erleben und über den Sudan sowie dessen Regierung lernen sollte, keineswegs vorbereitet – täglich musste er untätig mit ansehen, wie auf grausamste Weise Männer, Frauen und Kinder abgeschlachtet wurden.
Lediglich mit Stift, Papier und einer Kamera bewaffnet, war Steidls einzige Antwort auf die Ereignisse deren Dokumentation als stummer Nachweis, wie eine arabischstämmige Regierung damit fortfährt, ihre eigenen schwarzafrikanischen Landsleute zu eliminieren. Letztlich frustriert von der Unfähigkeit der Afrikanischen Union, geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen, brach er seine Tätigkeit ab und konnte mehr als Tausend seiner Fotos in die Vereinigten Staaten schmuggeln. Heimgesucht von seinen traumatischen Erlebnissen fing Steidle an, die Bilder und Geschichten über diesen Genozid zu veröffentlichen, mit der Hoffnung auf eine zwingend notwendige internationale Intervention.
Im März 2005 publizierte der New York Times-Journalist Nicholas Kristof erstmals Steidls Fotos mit längeren Textpassagen. Ein enormes Interesse seitens der Öffentlichkeit und der Medien war die Antwort darauf. Das US-Außenministerium bat Steidle inständig, seine Bilder nicht weiter der Öffentlichkeit zu zeigen. Ebenfalls wurde er von der Afrikanischen Union gewarnt, dass er sich damit einem Risiko für Leib und Leben aussetze. Zu guter Letzt wurde er sogar beschuldigt, sich lediglich bereichern zu wollen. Steidle entdeckte bald, dass er auf der Schwarzen Liste der sudanesischen Regierung stand. Seine einzige Waffe dagegen war, seine Dokumente nun noch intensiver in die Öffentlichkeit zu bringen, um Politiker und interessierte Mitmenschen über das, was sich im Sudan zutrug zu informieren.
Ende 2005 war es Steidle unmöglich geworden, aus Angst um seine eigene Sicherheit nach Darfur zurückzukehren. Gleichwohl war er begierig auf neue Informationen aus dem Krisengebiet. Er wollte Neuigkeiten von Menschen vor Ort hören, und zudem wollte er aus persönlichen Gründen auch vom Schicksal ihm bekannter Überlebender erfahren, um seine eigenen Erlebnisse besser verarbeiteten zu können. Er reiste also zu den Flüchtlingslagern im Tschad und suchte nach Überlebenden der von ihm dokumentierten Gewalttätigkeiten sowie nach Verwandten jener Toten, die er damals fotografiert hatte.
Vom Tschad aus reiste Steidle weiter nach Ruanda um herauszufinden, welche Kraftanstrengungen notwendig sind, um ein ganzes Land nach einem Genozid wieder aufzubauen. Steidle traf sich mit Überlebenden aus Sierra Leone, aus Ruanda, aus
Kambodscha und sogar mit Holocaust-Opfern. Nach seinem Aufenthalt in Afrika wandte er sich wieder seiner Vortragstätigkeit in den USA und auf der ganzen Welt zu. Dieses Mal in dem Bewusstsein, dass für den April 2006 eine große Demonstration in Washington, DC geplant sein würde, um führende US-Politiker dazu zu drängen, Maßnahmen für Darfur zu ergreifen. Wenige Tage nach dieser Demo wurde ein zerbrechlicher Friedensvertrag zwischen der sudanesischen Regierung und der größten Rebellenmiliz in Darfur unterzeichnet. Wie indes die wachsende Aggression vor Ort bewies, konnte auch diese Vereinbarung nicht lange halten. Die Krise weitete sich sogar bis in den Tschad aus mit der traurigen Bilanz, die gesamte nordostafrikanische Region zu destabilisieren. Der Film erzählt rückblickend auf sehr emotionale Weise von Steidles schicksalhaftem Aufenthalt in Darfur sowie von seinen Anstrengungen, die Öffentlichkeit über seine Erlebnisse und auch über seine Verantwortung gegenüber den in Darfur lebenden Menschen zu informieren. Das geschieht mittels persönlicher Interviews, seinen Videoaufzeichnungen und Tonaufnahmen vom blutigen Alltag in Darfur, aber auch anhand seiner Informationsreisen in den USA, nach Großbritannien und Ruanda – komplettiert mit neuesten Filmmaterial aus Darfur, das von abtrünnigen Rebellen geliefert wurde. Mit diesen Elementen wird die Krise vor Ort ausführlich dargestellt und begreiflich gemacht. Das Jahr 2007 wird von politischen Experten als das mörderischste Jahr für Darfur deklariert, da sich die Gewalt weiter ausbreitet und Hilfsorganisationen bereits beginnen, sich aus der Region zurückzuziehen.
Die Hoffnung der Filmemacher ist, dass die Zuschauer durch DIE TODESREITER VON DARFUR angeregt werden, sich intensiv mit dieser menschlichen Katastrophe auseinanderzusetzen und selbst aktiv zu werden, um Frieden und Sicherheit nach Darfur zu bringen. Obendrein muss die internationale Politik dazu gedrängt werden, durch eine wirksame Außenpolitik adäquat auf die sudanesische Krise zu antworten, bevor alles nur noch schlimmer wird.