Chiko (2007)
CHIKO ist der Debütspielfilm von Özgür Yildirim, der bei diesem Film sowohl für Buch als auch für Regie verantwortlich zeichnet. Chiko (Denis Moschitto) will ganz nach oben. Gemeinsam mit seinem besten Freund Tibet (Volkan Özcan) will er sich als Drogendealer Einfluss und Reichtum verschaffenKritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 14 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Ein Weg, der nur über den Big Boss Brownie (Moritz Bleibtreu) führt. Mit Mut und Schlagfertigkeit verschafft sich Chiko dessen Aufmerksamkeit, und schon bald bekommen er und Tibet ihre Chance. Als aber Tibet ihren neuen Geschäftspartner hintergeht, kommt es zu einer Zerreißprobe: Brownie will mit ihm nichts mehr zu tun haben. Und Chiko muss sich entscheiden, was zählt: die Loyalität zu seinem besten Freund - oder sein Bedürfnis nac Anerkennung, Respekt und Macht, sein unbedingter Wille, es ganz nach oben zu schaffen. Zwischen Freunden und Feinden, zwischen Liebe und Hass, zwischen Leben und Tod: Schonungslos und authentisch erzählt CHIKO eine Geschichte über ein Leben, das auf der Überholspur beginnt und im Abgrund endet.
Regie führt Fatih Akin-Entdeckung Özgür Yildirim, in den Hauptrollen spielen Denis Moschitto als Chiko, Moritz Bleibtreu als Brownie sowie Volkan Özcan als Tibet. In Nebenrollen zu sehen sind u.a. Reyhan „Lady Bitch Ray“ Şahin, Fahri Ogün Yardim und Lucas Gregorowicz.
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Filmkritik
Mit „Chiko“ legt der 28-jährige Özgür Yildirim sein nach
eigenem Drehbuch inszeniertes Debüt vor. Und was ist das für ein erstaunlicher
Einstand! Schon die Mitstreiter, die Yildirim für sein Projekt gewinnen konnte,
lassen aufhorchen: In den Hauptrollen Moritz Bleibtreu und Denis Moschitto,
dazu Reyhan Şahin, besser
bekannt als Vulgär-Rapperin Lady Bitch Ray - eine Art verquere Kombination aus
Sido und Charlotte Roche - in der wichtigsten weiblichen Rolle. Als Produzent
fungierte Fatih Akin.
Der Film selbst ist ein im eher trostlosen Hamburger Stadtteil Dulsberg angesiedelter, lupenreiner, packender Gangsterfilm, der Klischee-Untiefen geschickt umsegelt; mit einem harten Soundtrack und Dialogen die mächtig vulgär sind, dafür aber auch flüssig und echt, nicht aufgesetzt wirken; inszeniert in klaren, kalten Farben, so sauber, schnitzerfrei und eloquent als wäre Yildirim ein alter Hase auf dem Regiestuhl.
Ein besonderer Coup ist dabei die Besetzung – nicht nur weil Bleibtreu und Moschitto schlicht gute Schauspieler sind, sondern auch weil sie beide grundsätzlich sympathisch wirkende Typen sind, was ziemlich wichtig ist, da Yildirim ihnen überaus widersprüchliche, aber gerade dadurch glaubhafte, Charaktere zugedacht hat: Einerseits liebenswerte Familienmenschen, besorgt um jene die ihnen nahe stehen, andererseits kriminell, brutal, gewalttätig. Ein Abziehbild der alten Weisheit: Auch die übelsten Schlächter können bisweilen überraschend nette Menschen sein.
Damit sich die Zuschauer angesichts der jähen Gewaltsausbrüche nicht distanzieren und wirklich mitfiebern, ist es extrem wichtig, dass beide, der von Moschitto gespielte Isa (= Jesus) mehr noch als Bleibtreus Brownie, trotz aller Schattenseiten sympathisch bleiben.
Es ist also ein ziemlich schmaler Grad auf dem sich Yildirim da bewegt, und er nimmt ihn dank der gelungenen Besetzung mit Bravour: Obwohl Storyverlauf, Farben, Inszenierung, die Musik, einfach alles an diesem Film nach einem bösen Ende schreit, hofft man doch, Isa möge den Absprung schaffen und sucht bis zum Schluss nach einem möglichen Ausweg.
Aber: Um die Sache abzurunden, ist freundlicherweise nicht alles mitfiebern, vor allem am Anfang darf auch mehr als einmal gelacht werden.
Und das I-Tüpfelchen ist es schließlich, dass Yildirim es schafft, im Rahmen des Gangsterfilms ganz unaufdringlich ein durchaus politisches Thema anzuschneiden (dass, wie sich in der Berlinale-Pressekonferenz zum Film erwies und auch in Interviews nachzulesen ist, allen Beteiligten am Herzen liegt) und dabei eine recht komplexe Weltsicht offenbart.
Fazit: Gelungenes Debüt, das nahezu uneingeschränkt zu empfehlen ist – wer allerdings von Deutsch-Rap und/oder Vulgärsprache in die Flucht geschlagen wird, sollte einen möglichst weiten Bogen um „Chiko“ machen.
Der Film selbst ist ein im eher trostlosen Hamburger Stadtteil Dulsberg angesiedelter, lupenreiner, packender Gangsterfilm, der Klischee-Untiefen geschickt umsegelt; mit einem harten Soundtrack und Dialogen die mächtig vulgär sind, dafür aber auch flüssig und echt, nicht aufgesetzt wirken; inszeniert in klaren, kalten Farben, so sauber, schnitzerfrei und eloquent als wäre Yildirim ein alter Hase auf dem Regiestuhl.
Ein besonderer Coup ist dabei die Besetzung – nicht nur weil Bleibtreu und Moschitto schlicht gute Schauspieler sind, sondern auch weil sie beide grundsätzlich sympathisch wirkende Typen sind, was ziemlich wichtig ist, da Yildirim ihnen überaus widersprüchliche, aber gerade dadurch glaubhafte, Charaktere zugedacht hat: Einerseits liebenswerte Familienmenschen, besorgt um jene die ihnen nahe stehen, andererseits kriminell, brutal, gewalttätig. Ein Abziehbild der alten Weisheit: Auch die übelsten Schlächter können bisweilen überraschend nette Menschen sein.
Damit sich die Zuschauer angesichts der jähen Gewaltsausbrüche nicht distanzieren und wirklich mitfiebern, ist es extrem wichtig, dass beide, der von Moschitto gespielte Isa (= Jesus) mehr noch als Bleibtreus Brownie, trotz aller Schattenseiten sympathisch bleiben.
Es ist also ein ziemlich schmaler Grad auf dem sich Yildirim da bewegt, und er nimmt ihn dank der gelungenen Besetzung mit Bravour: Obwohl Storyverlauf, Farben, Inszenierung, die Musik, einfach alles an diesem Film nach einem bösen Ende schreit, hofft man doch, Isa möge den Absprung schaffen und sucht bis zum Schluss nach einem möglichen Ausweg.
Aber: Um die Sache abzurunden, ist freundlicherweise nicht alles mitfiebern, vor allem am Anfang darf auch mehr als einmal gelacht werden.
Und das I-Tüpfelchen ist es schließlich, dass Yildirim es schafft, im Rahmen des Gangsterfilms ganz unaufdringlich ein durchaus politisches Thema anzuschneiden (dass, wie sich in der Berlinale-Pressekonferenz zum Film erwies und auch in Interviews nachzulesen ist, allen Beteiligten am Herzen liegt) und dabei eine recht komplexe Weltsicht offenbart.
Fazit: Gelungenes Debüt, das nahezu uneingeschränkt zu empfehlen ist – wer allerdings von Deutsch-Rap und/oder Vulgärsprache in die Flucht geschlagen wird, sollte einen möglichst weiten Bogen um „Chiko“ machen.
Julia Nieder
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Besetzung & Crew von "Chiko"
Land: DeutschlandJahr: 2007
Genre: Drama
Länge: 92 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 17.04.2008
Regie: Özgür Yildirim
Darsteller: Yardim, Reyhan Sahin, Fahri Ogün Yardim, Moritz Bleibtreu, Volkan Özcan, Denis Moschitto
Kamera: Matthias Bolliger
Verleih: Falcom Media Group
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