Am Ende kommen Touristen (2007)
Drama: Der 19jährige Sven will eigentlich in einem Jugendzentrum in Amsterdam seinen Zivildienst leisten. Stattdessen landet er in Auschwitz, wo er sich um deutsche Schulgruppen und einen Überlebenden des Todeslagers kümmern sollKritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Sven (Alexander Fehling) hatte sich seinen Zivildienst eigentlich anders vorgestellt. Er wollte auf jeden Fall ins Ausland und etwas Sinnvolles machen. Doch als sein Platz in einem Jugendzentrum in Amsterdam kurzfristig abgesagt wird, bleibt für ihn nur noch eine Stelle in der Begegnungsstätte in Auschwitz übrig. So findet er sich auf einmal in der polnischen Kleinstadt Oswiecim wieder und damit an dem Ort, dessen Name in der Welt zum Symbol für den nationalsozialistischen Völkermord geworden ist.
Sven wird im Gästehaus einquartiert, das neben dem Parkplatz der Museumsgedenkstätte liegt. Dort wohnt außer ihm nur der alte Stanislaw Krzeminski (Ryszard Ronczewski). Der ehemalige Häftling des Konzentrationslagers hat sich bisher erfolgreich gegen alle Versuche seiner Umwelt gewehrt, ihm das Leben angenehmer zu gestalten. Er bleibt stur an diesem Ort und arbeitet, wie schon sein ganzes Leben lang, an der Restaurierung der Koffer, die den Häftlingen vor ihrer Ermordung im Lager geraubt
wurden.
Svens erste Erlebnisse in Oswiecim machen es ihm nicht unbedingt leicht, sich mit der neuen Situation zu arrangieren. Zu allem Überfluss bekommt er auch noch den Auftrag, sich um Krzeminski zu kümmern. Der ehemalige Häftling lässt Sven recht deutlich spüren, was er davon hält, dass nun ein junger Deutscher dafür verantwortlich sein soll, dass er rechtzeitig zur verhassten Krankengymnastik kommt und seine Einkäufe erledigt.
Durch seinen Umzug in die angrenzende Kleinstadt Oswiecim eröffnet sich Sven endlich eine Welt außerhalb des Lagers. Ania (Barbara Wysocka), die als Dolmetscherin im Museum arbeitet, vermietet ihm ein Zimmer in ihrer kleinen Wohnung.
Sven verliebt sich in Ania, die ihn aber zunächst auf Distanz hält. Sie hat sich für ein Stipendium in Brüssel beworben und plant ihrer Heimatstadt den Rücken zu kehren...
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Filmkritik
Der 19jährige Sven will eigentlich in einem Jugendzentrum in Amsterdam seinen Zivildienst leisten. Stattdessen endet er in Auschwitz, wo er sich um deutsche Schulgruppen und einen abweisenden, langsam gebrechlich werdenden, Überlebenden des Todeslagers kümmern soll. - An dieser Stelle durchatmen: "Am Ende" ist weder erzieherische Tour de Force mit Streichersoundtrack, noch artet es in einen versöhnungsseligen Buddy Movie aus. Tatsächlich spielt der Film im Schatten von Auschwitz, in der polnischen Kleinstadt Oświęcim, die unfreiwillig mit und von dem Konzentrationslager lebt und in welcher der Regisseur, Robert Thalheim ("Netto"), in den 90ern selbst Zivildienst leistete.
Sven (Alexander Fehling) erscheint mit wackligen Handkamerabildern, die sich mit seiner Ankunft allmählich beruhigen. Obwohl es für ihn ruckelig weitergeht: Er versteht die Sprache nicht. Der ihm anvertraute ehemalige Häftling Krzemiński spricht zwar deutsch, weist ihn aber in Kommando-Stakkatos von oben herab ab. Als Sven einmal dagegen aufbegehrt, hält ihm ein Museumspädagoge im Kordjackett prompt eine Moralpredigt über den "sensiblen Ort". Der erste etwa gleichaltrige Pole, mit dem Sven spricht, hält ihn wegen einer ungeschickten Formulierung für einen Vorposten der deutschen "Civil Army". Und überhaupt machen sich alle für ihn offensichtlich auf polnisch über den jungen "Fritz" lustig. Ein erster Lichtblick ist Svens Begegnung mit der schönen Dolmetscherin Ania, die ihm schließlich ein Zimmer in ihrer Plattenbausiedlung untervermietet – sehr zum Unwillen ihres Slacker-Bruders, der seinetwegen den Raum räumen muss. Zwischen Ania und Sven entwickelt sich eine behutsame Liebe, die allerdings nicht an die Intensität der widersprüchlichen Beziehung zwischen Sven und seinem bärbeißigen Schützling Krzemiński heranreicht. Dabei zeigen Ania und der Alte genau den Zwiespalt der Erinnerungskultur: Krzemiński weigert sich trotz beharrlichen Zuredens seiner Schwester, das Lager zu verlassen. Er repariert Koffer, die Juden zurücklassen mussten, anstatt sie nach modernen Vorgaben zu konservieren, wie es die Museumsrestauratoren verlangen. Vor allem aber erzählt er bei öffentlichen Anlässen von seinen Erinnerungen.
Ania will weg. Für sie ist der Ort mehr Image als Lebensraum. Sie kann nicht mal ausdrücken, wie es ist, dort aufzuwachsen und will sich nicht als deutsch empfundene Geschichte aufzwingen lassen.
Sven versteht beide nicht wirklich, entwickelt aber zunehmend Sensibilität für den Oświęcim/Auschwitz-Gegensatz – vor allem dank anderer Besucher, die es unbedingt richtig machen wollen. Etwa bei einer Pflichtveranstaltung für deutsche Azubis, die Krzemiński dann schnippische Fragen stellen. Besonders bitter: Der ehemalige Häftling erzählt bei einer betrieblich gesponserten Mahnsteinlegung "Wir wurden nur beurteilt nach unserer Verwertbarkeit...", da schneidet ihm die gutmeinende deutsche Betroffenheitsbotschafterin der Firma das Wort ab - für das obligatorische Foto mit dem lebendigen Denkmal.
Dass der Film bewegt, aber nicht bedrückt, liegt an der vorsichtigen, Didaktik-freien Balance der Widersprüche und den sensiblen Dialogen. Mit diesen gelingt es Fehling zudem, präzise gegen sein deutlich älter als 19jähriges Aussehen anzuspielen und Svens eigentümliche Unbedarftheit und Ernsthaftigkeit auf den Punkt zu bringen. Der nüchterne Look, die sparsame Musik, der unsichere Held und die unbequemen Details über den Umgang mit Auschwitz werden Menschen, die sich vom Thema ein tieftragisches Drama erhoffen, sicher nicht befriedigen. Mit Krzemiński wird hier empfohlen: "Zeigen sie denen Schindlers Liste".
Sven (Alexander Fehling) erscheint mit wackligen Handkamerabildern, die sich mit seiner Ankunft allmählich beruhigen. Obwohl es für ihn ruckelig weitergeht: Er versteht die Sprache nicht. Der ihm anvertraute ehemalige Häftling Krzemiński spricht zwar deutsch, weist ihn aber in Kommando-Stakkatos von oben herab ab. Als Sven einmal dagegen aufbegehrt, hält ihm ein Museumspädagoge im Kordjackett prompt eine Moralpredigt über den "sensiblen Ort". Der erste etwa gleichaltrige Pole, mit dem Sven spricht, hält ihn wegen einer ungeschickten Formulierung für einen Vorposten der deutschen "Civil Army". Und überhaupt machen sich alle für ihn offensichtlich auf polnisch über den jungen "Fritz" lustig. Ein erster Lichtblick ist Svens Begegnung mit der schönen Dolmetscherin Ania, die ihm schließlich ein Zimmer in ihrer Plattenbausiedlung untervermietet – sehr zum Unwillen ihres Slacker-Bruders, der seinetwegen den Raum räumen muss. Zwischen Ania und Sven entwickelt sich eine behutsame Liebe, die allerdings nicht an die Intensität der widersprüchlichen Beziehung zwischen Sven und seinem bärbeißigen Schützling Krzemiński heranreicht. Dabei zeigen Ania und der Alte genau den Zwiespalt der Erinnerungskultur: Krzemiński weigert sich trotz beharrlichen Zuredens seiner Schwester, das Lager zu verlassen. Er repariert Koffer, die Juden zurücklassen mussten, anstatt sie nach modernen Vorgaben zu konservieren, wie es die Museumsrestauratoren verlangen. Vor allem aber erzählt er bei öffentlichen Anlässen von seinen Erinnerungen.
Ania will weg. Für sie ist der Ort mehr Image als Lebensraum. Sie kann nicht mal ausdrücken, wie es ist, dort aufzuwachsen und will sich nicht als deutsch empfundene Geschichte aufzwingen lassen.
Sven versteht beide nicht wirklich, entwickelt aber zunehmend Sensibilität für den Oświęcim/Auschwitz-Gegensatz – vor allem dank anderer Besucher, die es unbedingt richtig machen wollen. Etwa bei einer Pflichtveranstaltung für deutsche Azubis, die Krzemiński dann schnippische Fragen stellen. Besonders bitter: Der ehemalige Häftling erzählt bei einer betrieblich gesponserten Mahnsteinlegung "Wir wurden nur beurteilt nach unserer Verwertbarkeit...", da schneidet ihm die gutmeinende deutsche Betroffenheitsbotschafterin der Firma das Wort ab - für das obligatorische Foto mit dem lebendigen Denkmal.
Dass der Film bewegt, aber nicht bedrückt, liegt an der vorsichtigen, Didaktik-freien Balance der Widersprüche und den sensiblen Dialogen. Mit diesen gelingt es Fehling zudem, präzise gegen sein deutlich älter als 19jähriges Aussehen anzuspielen und Svens eigentümliche Unbedarftheit und Ernsthaftigkeit auf den Punkt zu bringen. Der nüchterne Look, die sparsame Musik, der unsichere Held und die unbequemen Details über den Umgang mit Auschwitz werden Menschen, die sich vom Thema ein tieftragisches Drama erhoffen, sicher nicht befriedigen. Mit Krzemiński wird hier empfohlen: "Zeigen sie denen Schindlers Liste".
Sira Brand
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Besetzung & Crew von "Am Ende kommen Touristen"
Land: DeutschlandJahr: 2007
Genre: Drama
Länge: 85 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 16.08.2007
Regie: Robert Thalheim
Darsteller: Lena Stolze, Ryszard Ronczewski, Joachim Lätsch, Halina Kwiatkowska, Alexander Fehling
Kamera: Yoliswa Gärtig
Verleih: X Verleih
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