Die Schwester der Königin (2007)
The Other Boleyn Girl
Historiendrama: Europa im religiösen Umbruch und die Tücken des Lebens am Hof sind die Leinwand für dieses Gemälde des 16. Jahrhunderts. Aufgestachelt durch den Ehrgeiz ihrer Familie werden die Schwestern Anne (Natalie Portman) und Mary (Scarlett Johansson) Boleyn zu Rivalen im Kampf um Gunst des Königs Heinrich VIII. (Eric Bana)Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 14 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Sir Thomas Boleyn ist aufstrebendes Oberhaupt einer englischen Adelsfamilie. Seine Kinder müssen seinem Ehrgeiz gehorchen, schon in jungen Jahren wird abgewogen, wie sie alle möglichst macht- und gewinnbringend unter die Haube zu bringen sind. Tochter Mary (Scarlett Johansson), einem braven, blonden Engel ohne höhere Ambitionen, wird eine Liebeshochzeit mit einem ebenso genügsamen adeligen Ehemann gegönnt. Der älteren Tochter Anne (Natalie Portman) hingegen wird ihre Intelligenz und die besondere Zuneigung ihres Vaters zum Verhängnis: Die erstgeborene Lieblingstochter soll sich mindestens einen Gatten aus dem Hochadel angeln.
Als, Jahre später, Sir Thomas Boleyns intriganter Schwager berichtet, die Ehe von König Heinrich VIII (Eric Bana) mit Katharina von Aragon sei mangels männlichem, also Thronfolger-tauglichen, Nachwuchses zum Scheitern verurteilt, ist Annes Schicksal schnell besiegelt: Bei einem schleunigst organisierten Besuch des Königs auf dem Familienanwesen der Boleyns soll Anne mit Heinrich VIII anbandeln, um mit der Affäre ihren (Hochzeits-)Markwert zu steigern.
Dummerweise aber zeigt sich der König von Annes Verführungskünsten wenig beeindruckt – vielmehr weckt die frisch verheiratete, zurückhaltende, aber ehrlich fürsorgliche Mary sein Interesse. Angesichts der neuen Situation fackeln Vater und Schwager nicht lange: Mit Zustimmung ihres Mannes wird Mary ins Bett des Monarchen manövriert.
Die verschmähte Anne hingegen will mit einer heimlichen Hochzeit ihr Glück selbst in die Hand nehmen – wird aber von Mary verraten und zur Strafe als Hofdame nach Frankreich geschickt, während ihre Eheschließung verheimlicht und ihr Ehemann zur erneuten Hochzeit gezwungen wird.
Als Mary von ihrem königlichen Liebhaber geschwängert wird, darf Anne heimkehren – allerdings nur, um sich erneut um den König zu bemühen und so zu verhindern, dass er sich bei anderen Maitressen austobt. Ihre im Exil herangereifte Rachsucht scheint Anne bei der Verführung gute Dienste zu leisten, denn dieses Mal sind ihre Versuche von Erfolg gekrönt: Obwohl Mary einen Sohn gebiert, sagt sich der König von seiner Geliebten los. Darüberhinaus strebt er auf Annes Drängen hin eine Scheidung von seiner ersten Frau an - ein Ansinnen, das zwangsläufig zur Lossagung von Rom und Gründung der eigenen, anglikanischen, Kirche führt.
Mit der Hochzeit scheint Annes Rache perfekt– allein, ein Thronfolger muss her. Die ersehnte Schwangerschaft aber lässt auf sich warten. Und unaufhörlich wächst das Misstrauen des Königs...
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Filmkritik
Auf der diesjährigen Berlinale war „Die Schwester der Königin“ außer Konkurrenz im Wettbewerb zu sehen. Wer dies als Hinweis auf besondere Qualität deutet, dürfte enttäuscht werden: Das von TV-Regisseurin Philippa Lowthorpe auf Basis eines Romans von Philippa Gregory inszenierte Historiendrama ist in jeder Hinsicht allenfalls durchschnittlich – und dies obwohl, oder vielleicht sogar gerade weil, Lowthorpe sich bei der Gestaltung ihres Films mächtig ins Zeug gelegt hat. Jede Szene hat sie lehrbuchgerecht-tiefsinnig und symbolträchtig aufbereitet: Da kündigt der Küchenjunge die Ankunft des, bekanntermaßen mit dem Einsatz des Henkers nicht gerade zimperlichen, Königs an, während er gerade – zack – einem Federvieh den Kopf abhackt. Allenthalben wallen Wolken unheilsschwanger durch's Bild, und Sonnenschein Mary hat das Licht ganz offensichtlich für sich gepachtet, während Annes Gesicht dauerhaft im Halbschatten versinkt (was natürlich ihre innere Zerissenheit und den eher zwielichtigen Charakter spiegelt). Dazu hat Lowthorpe dann auch noch kräftig in die Filterkiste gegriffen und ihre Bilder mächtig weichgespült. Das sorgt dann leider dafür, dass die Optik bei aller Mühe ziemlich langweilig daherkommt.
An der schon durch die Optik aufkommenden Langeweile ändern dann auch die beiden ja eigentlich hochkarätigen Darstellerinnen Natalie Portman und Scarlett Johansson herzlich wenig. Eher lustlos spielen sie ihre Rollen herunter und tun dabei gerade genug, um sich ein „befriedigend“ abzuholen. Das die von Portman gespielte Anne dabei die spannendere Figur ist, hat denn auch herzlich wenig mit ihrer schauspielerischen Leistung zu tun: Das Script, das Hauptfigur Mary zu einem eindimensionalen, langweiligen Naivchen verkommen lässt, lässt Johansson kaum eine Chance mit ausgefeilter Darstellung zu glänzen.
Überhaupt: Das Script. Dass sich Autor Peter Morgan nicht allzu sklavisch an den historisch belegten Ereignissen und Personen orientiert hat, ist nicht verwerflich. Bedauerlich aber ist, dass der kreative Umbau der Historie nicht zu einem packenderen Plot geführt hat. Mit keiner Figur will man hier so richtig mitfiebern. Mary ist (s.o.) schlicht langweilig. Anne und König Richard hingegen sind zwar eigentlich nicht unspannende Figuren, beider Charakter aber ist wenig greifbar so dass die Handlungsmotive mitunter ziemlich unklar bleiben. Beispielsweise wird in den Dialogen behauptet, Anne habe sich in Frankreich deutlich verändert. Ihr Verhalten dem König gegenüber ist nach ihrem Rückkehr an den Hof genauso forsch wie zuvor, die behauptete Veränderung ist für den Zuschauer also nicht spürbar. So bleibt einem als Zuschauer natürlich völlig schleierhaft, warum der König urplötzlich in Anne vernarrt ist.
Tatsächlich scheint es, als seien Autor und Regisseurin selbst unschlüssig darüber gewesen, ob sie diese Figuren nun mögen oder nicht. Die Charaktere sind so ungenau entworfen, dass sie ständig zwischen Opfer- und Täterrolle, Sympath und Unsympath, liebenswert und abstoßend, hin- und her pendeln. So fühlt man sich dann auch als Zuschauer nicht genötigt, mitzufühlen. Und da sich auch sonst niemand als Identifikationsfigur anbietet, lässt einen das ganze Geschehen, trotz aller weinerlicher Dramatik gegen Ende, ziemlich kalt.
Fazit: Durchschnittlicher, wenig packender Kostümschinken, sehbar, aber allenfalls für wirkliche Fans von Natalie Portman oder Scarlett Johansson ernsthaft interessant.
An der schon durch die Optik aufkommenden Langeweile ändern dann auch die beiden ja eigentlich hochkarätigen Darstellerinnen Natalie Portman und Scarlett Johansson herzlich wenig. Eher lustlos spielen sie ihre Rollen herunter und tun dabei gerade genug, um sich ein „befriedigend“ abzuholen. Das die von Portman gespielte Anne dabei die spannendere Figur ist, hat denn auch herzlich wenig mit ihrer schauspielerischen Leistung zu tun: Das Script, das Hauptfigur Mary zu einem eindimensionalen, langweiligen Naivchen verkommen lässt, lässt Johansson kaum eine Chance mit ausgefeilter Darstellung zu glänzen.
Überhaupt: Das Script. Dass sich Autor Peter Morgan nicht allzu sklavisch an den historisch belegten Ereignissen und Personen orientiert hat, ist nicht verwerflich. Bedauerlich aber ist, dass der kreative Umbau der Historie nicht zu einem packenderen Plot geführt hat. Mit keiner Figur will man hier so richtig mitfiebern. Mary ist (s.o.) schlicht langweilig. Anne und König Richard hingegen sind zwar eigentlich nicht unspannende Figuren, beider Charakter aber ist wenig greifbar so dass die Handlungsmotive mitunter ziemlich unklar bleiben. Beispielsweise wird in den Dialogen behauptet, Anne habe sich in Frankreich deutlich verändert. Ihr Verhalten dem König gegenüber ist nach ihrem Rückkehr an den Hof genauso forsch wie zuvor, die behauptete Veränderung ist für den Zuschauer also nicht spürbar. So bleibt einem als Zuschauer natürlich völlig schleierhaft, warum der König urplötzlich in Anne vernarrt ist.
Tatsächlich scheint es, als seien Autor und Regisseurin selbst unschlüssig darüber gewesen, ob sie diese Figuren nun mögen oder nicht. Die Charaktere sind so ungenau entworfen, dass sie ständig zwischen Opfer- und Täterrolle, Sympath und Unsympath, liebenswert und abstoßend, hin- und her pendeln. So fühlt man sich dann auch als Zuschauer nicht genötigt, mitzufühlen. Und da sich auch sonst niemand als Identifikationsfigur anbietet, lässt einen das ganze Geschehen, trotz aller weinerlicher Dramatik gegen Ende, ziemlich kalt.
Fazit: Durchschnittlicher, wenig packender Kostümschinken, sehbar, aber allenfalls für wirkliche Fans von Natalie Portman oder Scarlett Johansson ernsthaft interessant.
Julia Nieder
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Besetzung & Crew von "Die Schwester der Königin"
Land: USAJahr: 2007
Genre: Drama, Historie
Originaltitel: The Other Boleyn Girl
Länge: 115 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 06.03.2008
Regie: Justin Chadwick
Darsteller: David Morrissey, Constance Stride, Mark Rylance, Natalie Portman, Scarlett Johansson
Kamera: Kieran McGuigan
Verleih: Universal Pictures International
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