Kirschblüten - Hanami (2007)
Drama: Nur Trudi (Hannelore Elsner) weiß, dass ihr Mann Rudi (Elmar Wepper) schwer krank ist. Der Arzt schlägt eine letzte gemeinsame Unternehmung vor. Sie besuchen erst ihre Kinder in Berlin und fahren dann an die Ostsee. Dort stirbt plötzlich TrudiKritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 32 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Das Rentnerpaar Trudi (Hannelore Elsner) und Rudi (Elmar Wepper) lebt ein recht geordnetes Leben in ländlicher Idylle in Bayern. Ihre drei Kinder sind schon lange aus dem Haus – Sohn Klaus und Tochter Karo wohnen in Berlin, der älteste Sohn Karl in Japan, jenem Land, von dem Trudi immer geträumt, dass sie jedoch nie besucht hat.
Als Trudi erfährt, dass ihr Mann Krebs im Endstadium hat und ihm nur wenig Zeit bleibt, verschweigt sie ihm die Erkrankung und überredet ihn statt dessen zu einem Besuch bei den Kindern in Berlin.
Die Kinder aber, ebenfalls ahnungslos, haben herzlich wenig Zeit sich um die Eltern zu kümmern und reagieren etwas genervt auf den Überraschungsbesuch aus Bayern. Also reisen Trudi und Rudi weiter ans Meer – wo, völlig unerwartet, Trudi stirbt und den ahnungslosen, todkranken Rudy erschüttert zurücklässt.
Zurück in der bayerischen Heimat steigert sich Rudi mehr und mehr in ein schlechtes Gewissen hinein. Mit dem Gefühl, seine Frau nie richtig gekannt und ihr ihren Lebenstraum (Butoh-Tänzerin in Japan zu werden) verbaut zu haben, reist er, ihre Kleidungsstücke im Gepäck, nach Tokio und quartiert sich bei seinem ältesten Sohn Karl ein. Doch auch der ist schnell genervt von dem ungelegen kommenden Besucher, der ihm seine winzige Wohnung verstopft und recht unselbständig durch die fremde Großstadt taumelt.
Zum Glück für Rudi lernt er in einem Park schließlich eine 18jährige obdachlose Butoh-Tänzerin kennen, die den deutschen Witwer durch die Stadt führt, sich mit ihm unterhält und in die Geheimnisse des Butoh-Tanzes einweiht. Schließlich erfüllt sie ihm auch seinen (ehemals Trudis) größten Wunsch: Einen Ausflug an den wolkenverhangenen Berg Fuji...
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Filmkritik
Mit „Kirschblüten - Hanami“,
der dieses Jahr im Wettbewerb der Berlinale zu sehen war, legt
„Männer“-Regisseurin Doris Dörrie ein für ihre
Verhältnisse überraschend dialogarmes Drama rund um Liebe,
Tod und unerfüllte Träume vor. Bekannt eigentlich für
ihre Fähigkeit zu genauer Alltagsbeobachtung, lässt Dörrie
dieses Talent in ihrem neuesten Drama eher selten - vor allem in
Setting, Hintergründen, nebensächlichen Episoden -
aufblitzen - ihre Figuren hingegen sind ihr (mit einer Ausnahme)
entweder klischeehaft und zu überspitzt, oder aber haarsträubend
unglaubwürdig geraten.
Da sind die gestressten Kinder von Rudi und Trudi, die sich wenig bis gar nicht bemühen zu verbergen, wie genervt sie vom Besuch der Eltern sind: Der mittlere Sohn Klaus, ein Politiker, und seine Ehefrau versuchen, Trudi und Rudi wie den schwarzen Peter möglichst schnell weiterzureichen. Der jüngsten Tochter Karo entgleisen im Beisein ihrer Eltern regelmäßig die Gesichtszüge – permanent grimassiert sie wild vor sich hin und gibt so patzige Antworten, als wäre sie in der Pubertät hängen geblieben.
Ähnlich überzeichnet die ständig vor Gameboy und Spielekonsole klebenden Enkelkinder, die – natürlich - meckern, weil sie sich für die Dauer des Besuchs ihrer Großeltern ein Zimmer teilen müssen.
In dieser kleinen Familienklischee-Horrorshow kümmert sich dann allein die Lebensgefährtin der jüngsten Tochter um das Rentnerpaar. Auch besitzt sie als einzige den Anstand, zu Trudis Beerdigung nach Bayern zu fahren. Die Kinder hingegen teilen schon mal, ohne es für nötig zu halten den Vater zu fragen, den Nachlass ihrer Mutter auf und versuchen sich gegenseitig die Verantwortung für den Vater zuzuschieben. Ja, es geht doch nichts über eine liebende Familie!
Sind schon die Kinder insgesamt etwas too much, lässt einen die Figur der Trudi dann komplett irritiert zurück: Nichts gegen bayerische Hausfrauen, mag sein, dass in ländlicher Idylle auch die Sehnsucht nach tänzerischem Ausdruck wilde Blüten treibt – aber mal ehrlich: Wie glaubwürdig ist denn bitte eine 60+-jährige bayerische Landfrau, die ihr Leben lang von einer grandiosen Karriere als Butoh-Tänzerin in Japan geträumt hat (was rein rechnerisch schon deswegen nicht möglich ist, weil der japanische Ausdruckstanz erst 1959 entwickelt wurde)?
Zu all diesen, nun, sagen wir, gewöhnungsbedürftigen, Figuren kommt dann noch eine 18jährige obdachlose, japanische Butoh-Tänzerin, die sich liebevoll um den etwas verwirrt wirkenden deutschen Rentner in Frauenkleidern kümmert, ihn an den Berg Fuji schleift und auch überhaupt kein Problem damit hat, sich im Gästehaus in aller Unschuld einen Futon mit ihm zu teilen.
Und natürlich Rudi selbst – ein wortkarger Ur-Bayer, den es nach dem Tod seiner Frau von Trauer und Schuldgefühlen geplagt nach Tokio zieht, wo er in den Kleidern seiner Verstorbenen durch die Straßen wandert und sich auch mal von ein paar Prostituierten in eine Wanne stecken und einseifen lässt, bevor er sich selbst in einen Butoh-Fan wandelt.
Dass „Kirschblüten - Hanami“ trotz all dieser zum Großteil nervig bis eher unglaubwürdigen Figuren nicht komplett daneben geraten ist, sondern am vorhersehbaren Ende tatsächlich sogar ein wenig zu rühren vermag, liegt – überraschenderweise - an Elmar Wepper, der für seine Leistung durchaus zu Recht mit dem bayerischen Filmpreis ausgezeichnet wurde.
Wohltuend zurückhaltend gibt er den trauernden Rudi, der vom Tod seiner Frau komplett überrumpelt wurde – aber nicht ganz so lebensuntüchtig ist, wie seine Kinder sich einreden. Jeder Zeit nimmt man ihm den durch die Trauer von seiner Spießgikeit abgerückten, staunend, aber doch auch neugierig durch das ihm so fremde Japan reisenden Witwer ab – und das hilft, all jene Unglaubwürdigkeiten zu vergessen, mit der Japan-Fan Dörrie das Setting in ihr Traumland manövriert hat.
Trotzdem aber muss man bei aller Gutmütigkeit festhalten, dass auch auch Wepper den Karren nicht ganz aus dem Dreck ziehen kann – dafür wiegen die Patzer im Figurenentwurf und der von Anfang an ziemlich mächtige Vorhersehbarkeitsfaktor dann doch zu schwer.
Fazit: Dank guter Leistung von Elmar Wepper gerade noch so akzeptables Drama – am ehesten für Taschentuch-bewehrte Zuschauer (etwas) älteren Semesters, die bereit sind über teils merkwürdige Figuren und die vorhersehbare Story großzügig hinwegzusehen...
Da sind die gestressten Kinder von Rudi und Trudi, die sich wenig bis gar nicht bemühen zu verbergen, wie genervt sie vom Besuch der Eltern sind: Der mittlere Sohn Klaus, ein Politiker, und seine Ehefrau versuchen, Trudi und Rudi wie den schwarzen Peter möglichst schnell weiterzureichen. Der jüngsten Tochter Karo entgleisen im Beisein ihrer Eltern regelmäßig die Gesichtszüge – permanent grimassiert sie wild vor sich hin und gibt so patzige Antworten, als wäre sie in der Pubertät hängen geblieben.
Ähnlich überzeichnet die ständig vor Gameboy und Spielekonsole klebenden Enkelkinder, die – natürlich - meckern, weil sie sich für die Dauer des Besuchs ihrer Großeltern ein Zimmer teilen müssen.
In dieser kleinen Familienklischee-Horrorshow kümmert sich dann allein die Lebensgefährtin der jüngsten Tochter um das Rentnerpaar. Auch besitzt sie als einzige den Anstand, zu Trudis Beerdigung nach Bayern zu fahren. Die Kinder hingegen teilen schon mal, ohne es für nötig zu halten den Vater zu fragen, den Nachlass ihrer Mutter auf und versuchen sich gegenseitig die Verantwortung für den Vater zuzuschieben. Ja, es geht doch nichts über eine liebende Familie!
Sind schon die Kinder insgesamt etwas too much, lässt einen die Figur der Trudi dann komplett irritiert zurück: Nichts gegen bayerische Hausfrauen, mag sein, dass in ländlicher Idylle auch die Sehnsucht nach tänzerischem Ausdruck wilde Blüten treibt – aber mal ehrlich: Wie glaubwürdig ist denn bitte eine 60+-jährige bayerische Landfrau, die ihr Leben lang von einer grandiosen Karriere als Butoh-Tänzerin in Japan geträumt hat (was rein rechnerisch schon deswegen nicht möglich ist, weil der japanische Ausdruckstanz erst 1959 entwickelt wurde)?
Zu all diesen, nun, sagen wir, gewöhnungsbedürftigen, Figuren kommt dann noch eine 18jährige obdachlose, japanische Butoh-Tänzerin, die sich liebevoll um den etwas verwirrt wirkenden deutschen Rentner in Frauenkleidern kümmert, ihn an den Berg Fuji schleift und auch überhaupt kein Problem damit hat, sich im Gästehaus in aller Unschuld einen Futon mit ihm zu teilen.
Und natürlich Rudi selbst – ein wortkarger Ur-Bayer, den es nach dem Tod seiner Frau von Trauer und Schuldgefühlen geplagt nach Tokio zieht, wo er in den Kleidern seiner Verstorbenen durch die Straßen wandert und sich auch mal von ein paar Prostituierten in eine Wanne stecken und einseifen lässt, bevor er sich selbst in einen Butoh-Fan wandelt.
Dass „Kirschblüten - Hanami“ trotz all dieser zum Großteil nervig bis eher unglaubwürdigen Figuren nicht komplett daneben geraten ist, sondern am vorhersehbaren Ende tatsächlich sogar ein wenig zu rühren vermag, liegt – überraschenderweise - an Elmar Wepper, der für seine Leistung durchaus zu Recht mit dem bayerischen Filmpreis ausgezeichnet wurde.
Wohltuend zurückhaltend gibt er den trauernden Rudi, der vom Tod seiner Frau komplett überrumpelt wurde – aber nicht ganz so lebensuntüchtig ist, wie seine Kinder sich einreden. Jeder Zeit nimmt man ihm den durch die Trauer von seiner Spießgikeit abgerückten, staunend, aber doch auch neugierig durch das ihm so fremde Japan reisenden Witwer ab – und das hilft, all jene Unglaubwürdigkeiten zu vergessen, mit der Japan-Fan Dörrie das Setting in ihr Traumland manövriert hat.
Trotzdem aber muss man bei aller Gutmütigkeit festhalten, dass auch auch Wepper den Karren nicht ganz aus dem Dreck ziehen kann – dafür wiegen die Patzer im Figurenentwurf und der von Anfang an ziemlich mächtige Vorhersehbarkeitsfaktor dann doch zu schwer.
Fazit: Dank guter Leistung von Elmar Wepper gerade noch so akzeptables Drama – am ehesten für Taschentuch-bewehrte Zuschauer (etwas) älteren Semesters, die bereit sind über teils merkwürdige Figuren und die vorhersehbare Story großzügig hinwegzusehen...
Julia Nieder
TrailerAlle "Kirschblüten - Hanami"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Kirschblüten - Hanami"
Land: DeutschlandJahr: 2007
Genre: Drama
Länge: 122 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 06.03.2008
Regie: Doris Dörrie
Darsteller: Elmar Wepper, Hannelore Elsner, Robert Döhlert, Nadja Uhl, Felix Eitner
Kamera: Hanno Lentz
Verleih: Majestic Filmverleih GmbH
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