Snow Cake (2005)
Kanadisches Drama mit Humor: Alex (A. Rickman) erleidet in Ontario einen Unfall, bei dem eine Anhalterin, die er widerwillig mitnahm, stirbt. Voller Schuldgefühle besucht er ihre Mutter (S. Weaver). Doch die ist Autistin und kann ihre Trauer nicht zeigenUser-Film-Bewertung :Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Der verschlossene Engländer Alex (Alan Rickman) wird in der verschneiten Weite Ontarios in einen Autounfall verwickelt, gerade als die Anhalterin Vivienne bei ihm eingestiegen ist. Die junge Frau stirbt noch am Unfallort. Voller Schuldgefühle sucht Alex Viviennes Mutter auf. Doch Linda (Sigourney Weaver)ist keine gewöhnliche Mom: Sie ist Autistin und kann ihre Trauer nicht zeigen. Alex beschließt, ein paar Tage bei Linda zu bleiben, bis deren Eltern zur Beerdigung eintreffen. Immer mehr nimmt er an ihrem Leben teil und beginnt zudem eine Affäre mit der schönen Nachbarin Maggie (Carrie-Anne Moss), die alle Gefühle routiniert auf Distanz hält. Doch langsam beginnen sich die Charaktere zu verwandeln, und als der Schnee schmilzt, ist das Leben für keinen der drei mehr so, wie es war...
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Filmkritik
Bloß nicht von der Inhaltsangabe abschrecken lassen! "Snow Cake" liegt nicht schwer im Magen, sondern hinterlässt als typischer Feel Good Film höchstens eine wohlige Wärme im Bauch. Dabei geht es um Autismus, Tod, Trauer und Reue, angesiedelt im zermürbend langen Winter der kanadischen Provinz Ontario.
Warum das nicht deprimierend ist?
Weil der englische Regisseur Marc Evans die Geschichte mit Humor erzählt und mit Schauspielern, auf die man sich verlassen kann und Dialogen, die geschickt sämtliche Klischeeminen umschiffen – zumindest im englischsprachigen Original, auf das sich diese Kritik bezieht. Bewegende Szenen rollen geschmeidig ab, unterstützt von teils gewagten Witzen. Dass man sich die erlauben kann, liegt womöglich an der besonderen Sensibilität der Drehbuchautorin Angela Pell – selbst Mutter eines autistischen Sohnes.
Rickman taucht zunächst als der auf, den er fast immer darstellt: Engländer, gehobene middle class, britische Zurückhaltung+süffisante Ironie. Zusätzlich noch schweighaft und dementsprechend wenig gewillt, eine redselige, leicht schräge Tramperin mitzunehmen. Dass er es doch tut, ist nur allzu verständlich: Emily Hampshires sprühenden Charme, der auch nach ihrem Unfalltod noch nachhallt, kann man einfach nicht gut an sich abprallen lassen. Mit ihrem abrupten Tod entpuppt Rickman seinen Charakter, von Schock zu Schock, sachte und nuanciert.
Weaver spielt mit der ihr eigenen Präzision und völlig ungeschminkt. Eine Szene aus ihrer Perspektive bildet das Herz des Films. Weavers Figur, die Autistin Linda, ist ganz gewiss kein genialer Rain Man. Intelligent zwar auch, sowie vom Drang besessen, sämtliche sie umgebende Alltagsgegenstände in akkurater Ordnung zu erhalten, aber weit weniger weltfremd. Sie begreift immerhin, wie Menschen emotional funktionieren, selbst wenn das außerhalb ihrer Empfindungsfähigkeit liegt. Zu neunundneunzig Prozent jedenfalls – wer es beim Scrabble-Spiel vermag, Punkte-heischende Nonsenswörter mit poetischen Comic-Szenen zu belegen, kann gar nicht völlig unempfindsam sein. Ganz hier und jetzt existiert Sigourneys Linda allerdings auch nicht. Dazu spielt sie viel zu gebannt mit glitzernden Klangkugeln, anstatt um ihre Tochter zu trauern... Den Erwartungen an das Thema Autismus begegnet der Film, indem ein paar Allerwelts-Fakten, die man so über Autisten zu wissen glaubt, untergebracht werden – wie beispielsweise die Angst vor jeglichen Änderungen im Alltag.
Was man mitnimmt, hat damit jedoch nichts zu tun: Die Autistin Linda ist auf keinen Fall ein tragischer Fall, sondern eine vollständige Persönlichkeit, die es nicht verdient, mit Mitleid beleidigt zu werden. Das und, wie eingangs gesagt, eine gewisse Zuversicht – Resultat eines sonnigen, charmanten Winterfilms mit Tiefe.
Warum das nicht deprimierend ist?
Weil der englische Regisseur Marc Evans die Geschichte mit Humor erzählt und mit Schauspielern, auf die man sich verlassen kann und Dialogen, die geschickt sämtliche Klischeeminen umschiffen – zumindest im englischsprachigen Original, auf das sich diese Kritik bezieht. Bewegende Szenen rollen geschmeidig ab, unterstützt von teils gewagten Witzen. Dass man sich die erlauben kann, liegt womöglich an der besonderen Sensibilität der Drehbuchautorin Angela Pell – selbst Mutter eines autistischen Sohnes.
Rickman taucht zunächst als der auf, den er fast immer darstellt: Engländer, gehobene middle class, britische Zurückhaltung+süffisante Ironie. Zusätzlich noch schweighaft und dementsprechend wenig gewillt, eine redselige, leicht schräge Tramperin mitzunehmen. Dass er es doch tut, ist nur allzu verständlich: Emily Hampshires sprühenden Charme, der auch nach ihrem Unfalltod noch nachhallt, kann man einfach nicht gut an sich abprallen lassen. Mit ihrem abrupten Tod entpuppt Rickman seinen Charakter, von Schock zu Schock, sachte und nuanciert.
Weaver spielt mit der ihr eigenen Präzision und völlig ungeschminkt. Eine Szene aus ihrer Perspektive bildet das Herz des Films. Weavers Figur, die Autistin Linda, ist ganz gewiss kein genialer Rain Man. Intelligent zwar auch, sowie vom Drang besessen, sämtliche sie umgebende Alltagsgegenstände in akkurater Ordnung zu erhalten, aber weit weniger weltfremd. Sie begreift immerhin, wie Menschen emotional funktionieren, selbst wenn das außerhalb ihrer Empfindungsfähigkeit liegt. Zu neunundneunzig Prozent jedenfalls – wer es beim Scrabble-Spiel vermag, Punkte-heischende Nonsenswörter mit poetischen Comic-Szenen zu belegen, kann gar nicht völlig unempfindsam sein. Ganz hier und jetzt existiert Sigourneys Linda allerdings auch nicht. Dazu spielt sie viel zu gebannt mit glitzernden Klangkugeln, anstatt um ihre Tochter zu trauern... Den Erwartungen an das Thema Autismus begegnet der Film, indem ein paar Allerwelts-Fakten, die man so über Autisten zu wissen glaubt, untergebracht werden – wie beispielsweise die Angst vor jeglichen Änderungen im Alltag.
Was man mitnimmt, hat damit jedoch nichts zu tun: Die Autistin Linda ist auf keinen Fall ein tragischer Fall, sondern eine vollständige Persönlichkeit, die es nicht verdient, mit Mitleid beleidigt zu werden. Das und, wie eingangs gesagt, eine gewisse Zuversicht – Resultat eines sonnigen, charmanten Winterfilms mit Tiefe.
Sira Brand
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Besetzung & Crew von "Snow Cake"
Land: Großbritannien, KanadaJahr: 2005
Genre: Drama
Länge: 112 Minuten
FSK: 6
Kinostart: 02.11.2006
Regie: Marc Evans
Darsteller: Alan Rickman als Alex, Emily Hampshire als Vivienne Freeman, Jackie Brown als Waitress, Callum Keith Rennie als John Neil, Scott Wickware
Kamera: Steve Cosens
Verleih: Kinowelt
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