Jindabyne - Irgendwo in Australien (2006)
Jindabyne
Drama: Beim traditionellen Angelausflug mit seinen Freunden entdeckt Stewart (Gabriel Byrne) die Leiche einer jungen Frau - bricht aber deshalb seinen Kurzurlaub nicht ab, sondern meldet den Fund erst Tage später der Polizei. Seine Frau (Laura Linney) ist erschüttertKritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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In den 60er Jahren wurde das australische Dorf Jindabyne einem Staudamm-Projekt geopfert: Die Bewohner wurden umgesiedelt, das Dorf wurde geflutet und schlummert seither am Grund des neugeschaffenen Stausees.
Die vier Freunde Stewart, Carl, Rocco und Billy leben mit ihren Familen rund um den See, ihre Freizeit verbringen sie vorzugsweise am Wasser. Einmal im Jahr machen die vier passionierten Angler einen mehrtägigen Ausflug an ihre „geheimen Platz“ - einen Fluss in den Bergen, der erst nach mehreren Stunden Wanderung zu erreichen ist.
Eines Tages machen sie bei ihrem traditionellen Angelausflug eine grausige Entdeckung: Kaum an ihrem Lieblingsplätzchen angekommen, entdeckt Stewart die im Wasser treibende Leiche einer jungen Aborigine. Die Vier beraten über das weitere Vorgehen, und weil es ohnehin schon zu spät ist um den Heimweg anzubrechen, bleiben sie wo sie sind. Die Leiche bindet Stewart sicherheitshalber fest, damit sie nicht davon getrieben wird.
Auch am nächsten Tag gehen die Männer nicht etwa zurück, um Hilfe zu holen, bzw. den Leichenfund zu melden, sondern bleiben am Fluss um genau das zu tun, für dass sie gekommen sind: Sie angeln. Und so vergeht eine weitere Nacht, bis sie den Heimweg antreten und die Polizei informieren.
Stewarts Ehefrau Claire, die als letzte von dem grausamen Fund erfahren hat, ist enttäuscht von ihrem Mann und zutiefst entsetz– und findet sich trotzdem bald in Mitten einer Medien-Schlammschlacht wieder, in der Stewart und seine Angelfreunde als Rassisten beschimpft werden.
Während die Männer noch versuchen, ihr Vorgehen zu beschönigen und sich bald gegenseitig die Schuld zuweisen, sucht Claire, von Schuldgefühlen geplagt, die Familie der Toten auf, um sich für die scheinbare Teilnahmslosigkeit der Männer zu entschuldigen. Aber natürlich hat sich inzwischen auch die trauernde Aborigine-Familie ihre Meinung gebildet und Claire stößt auf einigen Widerstand.
Bildergalerie zum Film "Jindabyne - Irgendwo in Australien"
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Filmkritik
Inszeniert von Ray Lawrence ist
„Jindabyne“ die in Zeit und Spielort variierte Adaption der von
Robert Altman bereits für eine „Shortcuts“-Episode
genutzten Kurzgeschichte „So Much Water, So Close to Home“ von
Robert Carver.
Was wie ein Thriller mit dem Mord an der jungen Frau beginnt, deren Leiche später von den vier Männern im Fluss gefunden wird, entpuppt sich im Verlauf als Drama, in dessen Mittelpunkt die schon vor dem Leichenfund aus verschiedenen Gründen mächtig angeknackste Ehe von Stewart und Claire steht.
Der idyllische Stausee mit dem unter der Oberfläche schlummernden Örtchen Jindabyne ist denn auch eine schöne Metapher für die unausgesprochenen, verdrängten Probleme des Paars – oder aber, liest man „Jindabyne“ als Kritik an der gegenwärtigen australischen Gesellschaft, auch ein Bild für verdrängte gesellschaftliche Spannungen und ethnische Konflikte.
Gabriel Byrne und Laura Linney liefern sich in ihren Rollen als sprachlos entfremdetes Paar Stewart und Claire ein Schauspiel-Duell auf höchstem Niveau. Ohne viel Dialog, mit kleinen Gesten und Blicken offenbaren sie die unterschiedlichen Denk- und Sichtweisen der beiden Hauptfiguren: Während Stewart rein pragmatisch denkt und die Aufregung nicht verstehen kann (immerhin war die Frau ja schon tot, es gab also nach der Sicherung des Leichnams nichts weiter zu tun), erkennt die emotionale und sensible Claire sofort die Tragweite des Vorfalls und zeigt sich unfähig, die Gedankengänge ihres Mannes nachzuvollziehen.
Lawrence Inszenierung ist ruhig, unaufdringlich und sorgfältig. Um die Spannung möglichst lange aufrecht zu erhalten, lockt Regisseur Lawrence die Zuschauer immer wieder auf falsche Fährten. Mehr als einmal lassen die Bilder irgendwelche grauenhaften Ereignisse erwarten: Die (nur scheinbar) subjektive Kamera vermittelt das Gefühl, als lauere ein versteckter Beobachter in den Tiefen des Sees, im Wald oder im Garten, immer bereit sich auf die Protagonisten zu stürzen. Verstärkt wird dieses Gefühl der ständigen Bedrohung durch Verweise auf den ungestraft umherstreifenden Mörder.
Diese Irreführung der Zuschauer funktioniert zwar einerseits ganz gut, lässt einen aber andererseits etwas enttäuscht zurück, wenn man schließlich feststellen muss, dass es sich eben nicht um einen Thriller handelt und die Auflösung des Mordfalls ausbleibt. Trotz dieser kleinen Enttäuschung ist „Jindabyne“ gut gelungen – zwar nichts für Liebhaber großer Action, empfehlenswert aber für alle, die ruhige Dramen mögen, die, wie etwa auch Finchers „Zodiac“, lange nachwirken.
Was wie ein Thriller mit dem Mord an der jungen Frau beginnt, deren Leiche später von den vier Männern im Fluss gefunden wird, entpuppt sich im Verlauf als Drama, in dessen Mittelpunkt die schon vor dem Leichenfund aus verschiedenen Gründen mächtig angeknackste Ehe von Stewart und Claire steht.
Der idyllische Stausee mit dem unter der Oberfläche schlummernden Örtchen Jindabyne ist denn auch eine schöne Metapher für die unausgesprochenen, verdrängten Probleme des Paars – oder aber, liest man „Jindabyne“ als Kritik an der gegenwärtigen australischen Gesellschaft, auch ein Bild für verdrängte gesellschaftliche Spannungen und ethnische Konflikte.
Gabriel Byrne und Laura Linney liefern sich in ihren Rollen als sprachlos entfremdetes Paar Stewart und Claire ein Schauspiel-Duell auf höchstem Niveau. Ohne viel Dialog, mit kleinen Gesten und Blicken offenbaren sie die unterschiedlichen Denk- und Sichtweisen der beiden Hauptfiguren: Während Stewart rein pragmatisch denkt und die Aufregung nicht verstehen kann (immerhin war die Frau ja schon tot, es gab also nach der Sicherung des Leichnams nichts weiter zu tun), erkennt die emotionale und sensible Claire sofort die Tragweite des Vorfalls und zeigt sich unfähig, die Gedankengänge ihres Mannes nachzuvollziehen.
Lawrence Inszenierung ist ruhig, unaufdringlich und sorgfältig. Um die Spannung möglichst lange aufrecht zu erhalten, lockt Regisseur Lawrence die Zuschauer immer wieder auf falsche Fährten. Mehr als einmal lassen die Bilder irgendwelche grauenhaften Ereignisse erwarten: Die (nur scheinbar) subjektive Kamera vermittelt das Gefühl, als lauere ein versteckter Beobachter in den Tiefen des Sees, im Wald oder im Garten, immer bereit sich auf die Protagonisten zu stürzen. Verstärkt wird dieses Gefühl der ständigen Bedrohung durch Verweise auf den ungestraft umherstreifenden Mörder.
Diese Irreführung der Zuschauer funktioniert zwar einerseits ganz gut, lässt einen aber andererseits etwas enttäuscht zurück, wenn man schließlich feststellen muss, dass es sich eben nicht um einen Thriller handelt und die Auflösung des Mordfalls ausbleibt. Trotz dieser kleinen Enttäuschung ist „Jindabyne“ gut gelungen – zwar nichts für Liebhaber großer Action, empfehlenswert aber für alle, die ruhige Dramen mögen, die, wie etwa auch Finchers „Zodiac“, lange nachwirken.
Julia Nieder
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Besetzung & Crew von "Jindabyne - Irgendwo in Australien"
Land: AustralienJahr: 2006
Genre: Drama
Originaltitel: Jindabyne
Länge: 124 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 01.11.2007
Regie: Ray Lawrence
Darsteller: John Howard, Laura Linney, Betty Lucas, Alice Garner, Deborra-Lee Furness
Kamera: David Williamson
Verleih: Sony Pictures