Mein langsames Leben (2000)
Die Entdeckung der Langsamkeit. Bei Angela Schanelecs deutschem Drama um eine Berliner Studentin ist der Filmtitel Programm. Ohne filmische Mätzchen fängt der sehenswerte Film subtil menschliche Verhaltensweisen, Gesten und Situationen ein...Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Es ist Sommer in Berlin. Zwei Freundinnen sitzen in einem Café. Valerie ist ruhig, zurückhaltend und hat dunkle, kurze Haare. Sie ist gerade erst umgezogen. Sophie dagegen ist eine lustige, lebensfrohe Blondine und wird bald für ein halbes Jahr nach Rom gehen. Der Film zeigt die alltäglichen Details des Lebens. Gespräche, Begegnungen und Beziehungen. Der Film erzählt von Valerie, die nach ihrem Umzug einen Freund findet, ihre Mitbewohnerin beobachtet und auf den Anruf ihres Bruders hin aufs Land raus fährt, denn ihr Vater liegt im Sterben. Mit dem Bruder hat sie nicht viel zu erzählen, sie schweigen sich an und in der Disco lassen sie tanzend Trauer und Gefühle wirken. In Berlin wartet Sophie auf ihre Freundin, die sechs Monate sind schon vorbei. Ein ganz normales, langsames Leben...
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Filmkritik
Einer der wichtigen Filme der diesjährigen Berlinale kommt jetzt in die Kinos. In "Mein langsames Leben" geleitet Angela Schanelecs den Zuschauer in die Welt einiger Berliner Mittdreißiger. Mit statischer Kamera, ohne Schwenks und mit ganz wenigen Kamerafahrten wird deren Leben von ganz weit draußen betrachtet. Eine Distanz, die nicht zu überbrücken ist. Und dies ist Absicht. Denn die Distanzierung schafft einen ganz eigenen Blick auf die Realität, die Schanelec abzubilden versucht. Es entsteht nicht Entfremdung, sondern eine gewisse Intimität, die durch die langsame Erzählweise noch gestützt wird. Das Wichtige passiert oft außerhalb unserer Wahrnehmung. So können wir den Tanz von Maria nur im Gesicht des kleinen Mädchens ablesen. Vieles geschieht im Off, manchmal wird es erzählt, manchmal wird der Zuschauer mit seinen Fragen und seiner Verwunderung ganz allein gelassen. Die Elision ist ein wichtiges Stilmittel, das sich nicht nur im Visuellen, sondern auch im Erzählerischen äußert: Leute fahren weg, sind in der nächsten Szene wieder da, und der Zuschauer, der keine Zwischenschritte mitbekommt, ist ratlos auf der Suche nach der Zeit, die dazwischen liegt. "Mein langsames Leben" wirkt wie eine Kopfübung. Die Dialoge sind zum Teil schrecklich hölzern, und die streng formalisierte Erzählweise macht es dem Zuschauer auch nicht einfach. Aber all das ist auch ein interessantes Experiment, und der offene Kinogänger wird es zu schätzen wissen.
Dennis Eick
Besetzung & Crew von "Mein langsames Leben"
Land: DeutschlandJahr: 2000
Genre: Drama
Länge: 85 Minuten
FSK: 6
Kinostart: 20.09.2001
Regie: Angela Schanelec
Darsteller: Rüdiger Vogler, Ursina Ladi, Sophie Aigner, Andreas Patton, Wolfgang Michael
Kamera: Reinhold Vorschneider
Verleih: Peripher