Tanguy - Der Nesthocker (2001)
Tanguy
Inmitten platter Teenie-Possen ein Komödienjuwel und Publikumshit aus Frankreich: Ein Elternpaar will mit allen Mitteln den 28 Jahre alten Sohn aus ihrem "Hotel Mama" vertreiben. Herrlich böser, exzellent gespielter Spaß...User-Film-Bewertung :Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 4 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Es ist nicht so, dass er ohne Mami und Papi keinen Schritt machen würde. Aber Tanguy, reife 28 Jahre alt, lebt immer noch bei seinen Eltern in einer eleganten, großzügigen Pariser Dachwohnung. Und fühlt sich so pudelwohl, dass er garantiert nicht vorhat in Bälde, sagen wir innerhalb der nächsten fünf bis sechs Jahre, etwas daran zu ändern. Warum auch? Morgens bekommt er frisch gepressten Orangensaft serviert. Das Hausmädchen kümmert sich um seine Bügelwäsche. Und wenn er mal wieder einen weiblichen Übernachtungsgast mitbringt, strahlen seine Eltern um die Wette. Doch für Edith und Paul wird die Anwesenheit des altklugen, pedantischen Nesthockers mehr und mehr zur täglichen Folter. Wenn sie sich in seinem Beisein zum Lächeln zwingen, kriegen sie immer öfter einen Kieferkrampf. Und obendrein plagen sie Schuldgefühle. Weil sie sich nichts sehnlicher wünschen, als dass ihr einziges Kind endlich die Fliege macht. Mit Geduld und guten Worten ist Tanguy allerdings nicht beizukommen. Da müssen Edith und Paul schon stärkere Geschütze auffahren. Und das tun sie auch. Denn schneller als erwartet kommt der Tag, an dem bei ihnen die Sicherungen durchbrennen. Mit einem lauten Knall. Die Treibjagd auf Tanguy ist eröffnet...
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Filmkritik
Freunde französischer Komödien aufgepasst: "Tanguy" ist originell und gegen den politisch korrekten Strich gebürstet, voller lebensnaher Pointen und von leichter satirischer Qualität. Nach langjähriger Pause hat Etienne Chatiliez von seinem schonungslos ätzenden Sezieren kleinbürgerlicher Scheinheiligkeit abgesehen und trotz seines ewigen Themas "Verlogene Familienwelt" einen viel zu harmlosen, kleinen Film fabriziert. Mal von der saumseligen Tempolosigkeit und so manchem Durchhänger abgesehen, gefällt vor allem der ungewöhnliche Komödienstoff und der durchtriebene Humor. Aber sogleich nimmt Chatiliez jeder Boshaftigkeit den Wind aus den Segeln, wenn er seine Figuren so stark karikiert, dass ihnen jede Menschlichkeit abgeht. Mag das Geschehen perfekt in einer nachbarschaftlichen Umgebung integriert sein, die Darsteller sind keine echten Lebewesen, sondern Schachfiguren, die sich zu bekriegen haben. Und das ist von penetranter Offensichtlichkeit. Diese Einschränkung mag noch eine passable Komödie erlauben, doch schleicht sich damit eine Beliebigkeit und Unverbindlichkeit ein, die weder Mitfühlen noch Verstehen ermöglicht. Derart distanziert kann man in Ruhe (denn Zeit hat man genug) über den unstimmigen, schleifenden Rhythmus nachdenken und wieso Chatiliez die Personen leiden lässt, aber gleichzeitig die Wirkung zurücknimmt. Als würde er sich nicht trauen, gemein zu sein. Diese Vermutung bestätigt sich beim grundlosen Happy End, bei dem alle Kalamitäten in einer rosa Seifenblase zerplatzen.
Robert Knapp
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Besetzung & Crew von "Tanguy - Der Nesthocker"
Land: FrankreichJahr: 2001
Genre: Komödie
Originaltitel: Tanguy
Länge: 109 Minuten
FSK: 6
Kinostart: 30.05.2002
Regie: Etienne Chatiliez
Darsteller: Sabine Azema als Edith Guetz, Andre Dussollier als Paul Guetz, Eric Berger, Hélène Duc, Aurore Clément
Kamera: Philippe Welt
Verleih: Prokino