Too much Flesh (2000)
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Illinois, in unserer Zeit: ein 35jähriger Mann lebt in einer Ehe, in die er aus finanziellen Gründen einwilligen musste, die er aber niemals vollzogen hat. Nun erlebt er zum ersten Mal seine Sexualität- mit einer Fremden. Die Freiheit der beiden steckt auch andere an und sorgt für Durcheinander in der ländlichen Gemeinde, die zu Scheinheiligkeit und Puritanismus neigt.
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Filmkritik
Hier kommt also der zweite Teil der geplanten Trilogie Jean-Marc Barrs über das Thema Freiheit. Erneut drehte der Franzose auf Digital-Video, was dem Film ausgezeichnet bekommt. Die Geschichte um die Zwänge, Bigotterie und Einengung in einer amerikanischen Kleinstadt des mittleren Westens der USA erfährt auf diese Art und Weise ihre drängende Intensität. Jederzeit ist die Kamera und damit der Zuschauer unmittelbar in der Nähe des Geschehens, so dass bisweilen der Eindruck entsteht, man selbst befände sich in der Rolle der ins Abseits Gedrängten bzw. würde sie ins Abseits drängen. Fasziniert folgt man deswegen Barrs filmischem Essay, das auf konsequente Weise die menschlichen Verknüpfungen aus Zwang, Unterdrückung sowie nicht zuletzt sexueller Befreiung sichtbar macht. In zarten Bildern nähert sich „Too much flesh“ der Beziehung zwischen Lyle und Juliette, die mit einer Mischung aus Erotik und lustvoller Entdeckungsreise einem wichtigen Teil der menschlichen Existenz nachspürt. Diesen sinnlichen Sequenzen werden die verhärmten Charaktere, welche eine verblendete puritanische Moral auch unter Zuhilfenahme von Gewalt durchsetzen wollen, entgegen gestellt. Damit entlarvt Barr suggestiv den Irrweg der Kleinstadtbewohner. Sie haben in seiner Weltsicht nicht begriffen, dass die Folge ihres Unrechts in letzter Konsequenz ihre eigene Existenz in Frage stellt. Den Widerspruch aus dem gesellschaftlichem Zwang für Lyle, mit seiner Frau ein Kind zu haben, obwohl diese Sex ablehnt, und der allgemeinen Ablehnung von Lyles Beziehung zur jungen Französin, lösen die Nachbarn in einem Ausbruch von Gewalt auf. Die angestaute Energie bahnt sich ihren Weg. Kaum etwas ist gefährlicher, als Unterdrückung in Verbindung mit Freiheitswillen. In diesem Sinne überzeugt „Too much flesh“ durch sein geschicktes Aufeinanderprallen der gesellschaftlichen sowie der individuellen Ebene, die in der filmischen Äthetik eine kongeniale Umsetzung erfährt.
Stefan Dabrock
Besetzung & Crew von "Too much Flesh"
Land: FrankreichJahr: 2000
Genre: Drama
Länge: 90 Minuten
Kinostart: 26.04.2001
Regie: Jean-Marc Barr, Pascal Arnold
Darsteller: Hutton Cobb, Ian Vogt, Jean-Marc Barr, Ian Brennan, Rosanna Arquette
Kamera: Pascal Arnold
Verleih: Arsenal