Running out of Time (1999)
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Inspektor Sang ist Unterhändler in Geiselsituationen für die Polizei Hongkongs. Trotz erfolgreicher Arbeit hat er sich durch seine unorthodoxen Methoden und allergische Abneigung gegenüber Schreibtischarbeiten bei seinen Vorgesetzten unbeliebt gemacht hat.
Sein Gegenspieler ist der Gangster Wah, der trotz schwerer Krankheit einen letzten meisterlichen Coup ausführen will. Wah faßt einen Plan, Diamanten aus dem Büro einer Finanzierungsgesellschaft zu rauben. Der Überfall gelingt ohne Probleme und nach dem Raub der Juwelen, auf der Flucht vor Inspektor Sang und der Polizei, nimmt Wah die junge Frau Ting als Geisel. Obwohl sie sich unter diesen Bedingungen kennenlernen, entwickelt sich zwischen beiden eine Zuneigung.
Erst im Laufe der Ermittlungen realisiert Sang, daß das eigentliche Ziel von Wahs Coup ein neben der Finanzierungsgesellschaft gelegenes Transportunternehmen war. Der Besitzer Chan benutzt das Unternehmen – wie Sang von einem Informanten erfährt – lediglich als Tarnung für seine Hehlereigeschäfte.
Kurze Zeit danach nimmt Wah mit Sang Verbindung auf. Er erzählt ihm, daß Chan vor einigen Jahren seinen Vater verraten hat, und gibt ihm sein eigentliches Ziel zu verstehen: Seinen Vater zu rächen. Sang begreift, daß Wah ihn benutzt hat, um die Aufmerksamkeit von seinem Rachefeldzug abzulenken, ist jedoch gleichzeitig berührt durch Wahs wirkliche Beweggründe. Im finalen Showdown schließlich bittet Wah Sang um Hilfe, um Chang zur Strecke zu bringen.
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Filmkritik
Von den drei Johnnie To Filmen, die auf der diesjährigen Berlinale gezeigt wurden, ist „Running out of Time“ sicher derjenige, der am stärksten in Richtung Mainstream zielt. Aber Johnnie To gehört derzeit zu Hongkongs kreativsten und besten Regisseuren, so dass es auch hier deutlich mehr als nur Durchschnittliches zu bewundern gibt.
Die zunächst einfache Geschichte fächert To virtuos zu einer Charade auf, die zu dem raffiniertesten gehört, was in den letzten Jahren im Kino zu sehen war. Immer wenn man glaubt, verstanden zu haben, worum es genau geht, präsentiert das Drehbuch eine neue Überraschung. Dabei gelingt es Regisseut To, den Fehler von Filmen wie „Wild Things“ oder „Best Laid Plans“ zu vermeiden, die in ihrer Kalkuliertheit vergessen, dass eine solche Geschichte gut vorbereitete Wendungen benötigt. Bei »Running out of Time« greift ein Baustein in den nächsten. Auch zunächst bedeutungslose Kleinigkeiten dienen dazu, den Plot elegant voranzutreiben. Nur vordergründig geht es um eine simple Caper-Geschichte. Der Titel deutet schon an, wohin die Reise gehen soll. Johnnie To erzählt uns ein Essay über die Zeit und die Chancen, welche man nutzen soll.
Beide Hauptfiguren inszenieren das Spiel von ihrer Seite mit unterschiedlicher Wahrnehmung, so dass Wirklichkeit und persönliches Zeiterleben zu einem neuen Baustein der eigenen Wahrheit verschmelzen. Einzelne Bestandteile der Geschichte erhalten so ihre spezifische Bedeutung nur in Verbindung mit der zeitlichen Prämisse, wie zum Beispiel die zufällige Begegnung zwischen dem Dieb und einer jungen Frau im Bus, welche voller Zärtlichkeit die Harmonie einer erfüllten lebenslangen Liebesbeziehung in einem Moment zu bündeln scheint. Vor diesem Hintergrund sind die eingestreuten Zeitrafferszenen mehr als nur Staffage, da sie zum einen Andy Laus verrinnende Sekunden reflektieren als auch uns Zuschauern vor Augen führen, dass wir selbst ebenfalls dem Spiel der Wahrnehmung und Zeit unterworfen sind. Oder anders gesagt: Eine Hauptfigur ist nur deswegen eine, weil wir es wollen.
Stefan Dabrock
Wieder einmal ein Hochglanzprodukt aus der meisterlichen Künstlerstube des Honkong-Filmemachers Johnnie To, der mit diesem Film zwar keinen Ausflug in ein neues Genre unternimmt, gleichwohl jedoch eine ungewöhnliche Mischung aus Rasanz, Action und Gefühlskino wagt. Dabei ist die Story alles andere als auffallend: Kommissar contra Gangster – diesen Topos bekommt das actionverliebte Publikum bereits zur Genüge zelebriert. Es sind vielmehr die Charaktere, die auf der Seite des Guten wie der des Bösen mit zahlreichen Stigmata zu kämpfen haben.
Mit einem klaren Sympathieträger will Regisseur To nicht so recht herausrücken, sowohl der mackenbehaftete Inspektor Sang wie auch der zuletzt rührselige Gangster Wah lassen die gewohnten Grenzen zwischen legitimer Gewalt und brutalem Eigennutz des öfteren verschwimmen. Ungewohnt auch das Charisma der beiden Kontrahenten, denen hier die Regie ausnahmsweise gestattet, verschiedene Facetten ihrer Persönlichkeit ins Spiel zu bringen, weshalb letztendlich nicht Zunft-Vertreter, sondern lediglich zwei Menschen miteinander ringen. Allmählich gerät die Barriere zwischen Ordnungshüter und Gaunertum zum eigentlichen Hindernis für ein mehr und mehr persönliches Duell.
Als dramatische Würze gesellt sich eine Romanze der besonderen Art hinzu, etwa als sich Kidnapper und Geisel persönlich näherkommen, oder auch der brillant inszenierte Showdown, der fast zwangsläufig auf die klammheimlich vorbereitete Allianz aus Täter und Spürnase hinausläuft.
To spielt gekonnt mit den Klischees des altbackenen Actionfilms und wirbelt liebgewohnte Fronten immer wieder durcheinander, ohne die Eckpfeiler seines Genres zu vergessen. Handwerklich famos und stilistisch routiniert hat To seine extravagante Katz-und-Maus-Geschichte in Szene gesetzt.
Die zunächst einfache Geschichte fächert To virtuos zu einer Charade auf, die zu dem raffiniertesten gehört, was in den letzten Jahren im Kino zu sehen war. Immer wenn man glaubt, verstanden zu haben, worum es genau geht, präsentiert das Drehbuch eine neue Überraschung. Dabei gelingt es Regisseut To, den Fehler von Filmen wie „Wild Things“ oder „Best Laid Plans“ zu vermeiden, die in ihrer Kalkuliertheit vergessen, dass eine solche Geschichte gut vorbereitete Wendungen benötigt. Bei »Running out of Time« greift ein Baustein in den nächsten. Auch zunächst bedeutungslose Kleinigkeiten dienen dazu, den Plot elegant voranzutreiben. Nur vordergründig geht es um eine simple Caper-Geschichte. Der Titel deutet schon an, wohin die Reise gehen soll. Johnnie To erzählt uns ein Essay über die Zeit und die Chancen, welche man nutzen soll.
Beide Hauptfiguren inszenieren das Spiel von ihrer Seite mit unterschiedlicher Wahrnehmung, so dass Wirklichkeit und persönliches Zeiterleben zu einem neuen Baustein der eigenen Wahrheit verschmelzen. Einzelne Bestandteile der Geschichte erhalten so ihre spezifische Bedeutung nur in Verbindung mit der zeitlichen Prämisse, wie zum Beispiel die zufällige Begegnung zwischen dem Dieb und einer jungen Frau im Bus, welche voller Zärtlichkeit die Harmonie einer erfüllten lebenslangen Liebesbeziehung in einem Moment zu bündeln scheint. Vor diesem Hintergrund sind die eingestreuten Zeitrafferszenen mehr als nur Staffage, da sie zum einen Andy Laus verrinnende Sekunden reflektieren als auch uns Zuschauern vor Augen führen, dass wir selbst ebenfalls dem Spiel der Wahrnehmung und Zeit unterworfen sind. Oder anders gesagt: Eine Hauptfigur ist nur deswegen eine, weil wir es wollen.
Stefan Dabrock
Wieder einmal ein Hochglanzprodukt aus der meisterlichen Künstlerstube des Honkong-Filmemachers Johnnie To, der mit diesem Film zwar keinen Ausflug in ein neues Genre unternimmt, gleichwohl jedoch eine ungewöhnliche Mischung aus Rasanz, Action und Gefühlskino wagt. Dabei ist die Story alles andere als auffallend: Kommissar contra Gangster – diesen Topos bekommt das actionverliebte Publikum bereits zur Genüge zelebriert. Es sind vielmehr die Charaktere, die auf der Seite des Guten wie der des Bösen mit zahlreichen Stigmata zu kämpfen haben.
Mit einem klaren Sympathieträger will Regisseur To nicht so recht herausrücken, sowohl der mackenbehaftete Inspektor Sang wie auch der zuletzt rührselige Gangster Wah lassen die gewohnten Grenzen zwischen legitimer Gewalt und brutalem Eigennutz des öfteren verschwimmen. Ungewohnt auch das Charisma der beiden Kontrahenten, denen hier die Regie ausnahmsweise gestattet, verschiedene Facetten ihrer Persönlichkeit ins Spiel zu bringen, weshalb letztendlich nicht Zunft-Vertreter, sondern lediglich zwei Menschen miteinander ringen. Allmählich gerät die Barriere zwischen Ordnungshüter und Gaunertum zum eigentlichen Hindernis für ein mehr und mehr persönliches Duell.
Als dramatische Würze gesellt sich eine Romanze der besonderen Art hinzu, etwa als sich Kidnapper und Geisel persönlich näherkommen, oder auch der brillant inszenierte Showdown, der fast zwangsläufig auf die klammheimlich vorbereitete Allianz aus Täter und Spürnase hinausläuft.
To spielt gekonnt mit den Klischees des altbackenen Actionfilms und wirbelt liebgewohnte Fronten immer wieder durcheinander, ohne die Eckpfeiler seines Genres zu vergessen. Handwerklich famos und stilistisch routiniert hat To seine extravagante Katz-und-Maus-Geschichte in Szene gesetzt.
Titus Beile
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Besetzung & Crew von "Running out of Time"
Land: ChinaJahr: 1999
Länge: 92 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 28.09.2000
Regie: Johnny To
Darsteller: Lam Suet, Yo Yo Mung, Andy Lau, Hui Shiu-hung, Lau Ching-wan
Kamera: Cheng Siu-keung
Verleih: Rapid Eye Movies