Die List der Frauen (1999)
Keid Ensa
Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Lalla Aicha ist die vorwitzige Tochter eines reichen Kaufmannes. Nach einer Begegnung mit dem Sohn ihres Nachbarn, des Sultans, der sich herablassend behandelt, was sie so gar nicht ausstehen kann, in der sie schlagfertig das letzte Wort behält, geraten ihre Gefühle in Aufruhr. Eine Liebesgeschichte, ein übermütiger Kampf der Geschlechter beginnt, von beiden mit aberwitzigem Aufwand betrieben, zunächst um das letzte Wort, und später nach der Hochzeit um die Macht. Und obgleich der Prinz alle seine königliche Gewalt einsetzt, triumphiert am Ende Keid Ensa - die List der Frauen. Lalla Aicha führt ihn an seiner Eitelkeit herum und kann allegorisch aus dem Gefängnis ausbrechen, seinen Respekt gewinnen, ihren Prinzen zähmen.
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Filmkritik
Farida Benylazid, ihres Zeichens einzige (!) Spielfilmregisseurin in Marokko, verwandelt gleich zwei andalusische Märchen zu einer vorwitzigen Stichelei gegen das orientalische Patriarchat. Unter ihrer geübten Hand entsteht ein originäres, feudales Erlebnis – ganz ohne Touristenästhetik. In prachtvollen Interieurs der Paläste angesiedelt, verwöhnen intensive Farben, verschwenderische Ornamente und ausschweifende Gesänge die Sinne. Hin und wieder entgleitet die schmückende Zierde jedoch und ersetzt die Handlung; die Substitution erfolgt aber nie bis zur Ziellosigkeit. Ohne die verkrampfte Weichzeichnerniedlichkeit einer gewissen amerikanischen Firma betrachtet die Filmemacherin aus ihrem spitzbübischen Blickwinkel ein Stück klassische Volksgeschichte, freilich für ein erwachsenes Publikum.
“List ist für mich eine Form der Intelligenz. In einer patriarchalen Gesellschaft wie der arabischen ist sie oft die einzige Möglichkeit für Frauen, ihre Wünsche und Ziele zu erreichen.“ Doch gerät Benylazids Film keinesfalls zum erzürnten Feministenpamphlet. Geschickt, hintergründig und mit aller Scheinheiligkeit schmeichelt sich ihre Protagonistin bei dem eitlen Macho ein. Benylazids vorsichtige Inszenierung lässt auf die wahren Umstände in Marokko schließen. Angesichts dessen kann man “Die List der Frauen“ als gewagt bezeichnen. Die konservative Beschaulichkeit und das unschuldige Vogelzwitschern täuscht. Darunter findet eine kleine Revolution statt.
Es erfrischt ungemein, eine selbstbewusste, gediegene Mär aus einem arabischen Land zu sehen, die sich einmal nicht als schwer verdauliches Problemdrama entpuppt, das die Armut der dritten Welt beklagt, sondern uns opulent und treffsicher einen Spiegel vorhält – wie es sich für ein modernes Märchen gehört.
“List ist für mich eine Form der Intelligenz. In einer patriarchalen Gesellschaft wie der arabischen ist sie oft die einzige Möglichkeit für Frauen, ihre Wünsche und Ziele zu erreichen.“ Doch gerät Benylazids Film keinesfalls zum erzürnten Feministenpamphlet. Geschickt, hintergründig und mit aller Scheinheiligkeit schmeichelt sich ihre Protagonistin bei dem eitlen Macho ein. Benylazids vorsichtige Inszenierung lässt auf die wahren Umstände in Marokko schließen. Angesichts dessen kann man “Die List der Frauen“ als gewagt bezeichnen. Die konservative Beschaulichkeit und das unschuldige Vogelzwitschern täuscht. Darunter findet eine kleine Revolution statt.
Es erfrischt ungemein, eine selbstbewusste, gediegene Mär aus einem arabischen Land zu sehen, die sich einmal nicht als schwer verdauliches Problemdrama entpuppt, das die Armut der dritten Welt beklagt, sondern uns opulent und treffsicher einen Spiegel vorhält – wie es sich für ein modernes Märchen gehört.
Redaktion
Besetzung & Crew von "Die List der Frauen"
Land: MarokkoJahr: 1999
Genre: Drama
Originaltitel: Keid Ensa
Länge: 90 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 23.09.1999
Regie: Farida Benylazid
Darsteller: Rachid El Ouali, Amina Alaoui, Fatma Besaidane, Samira Akariou, Abderrahim Bayga
Kamera: Serge Palatsi
Verleih: Neue Visionen