The War Zone (1999)
Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Der fünfzehnjährige Tom ist gerade mit seinen Eltern und seiner drei Jahre älteren Schwester Jessie von London nach Devon gezogen. Der Vater versucht, beruflich neu Fuß zu fassen, die Mutter ist hochschwanger. Tom ist unglücklich über den Umzug in die Provinz, er fühlt sich einsam und vermisst seine Freunde in London. Die neue Umgebung scheint auch seiner Schwester Jessie nicht zu behagen, sie hat allerdings die Aussicht, bald aufs College nach London zu kommen.
Eines Tages, nachdem der Familienzuwachs angekommen ist, nimmt Tom flüchtig die Annäherhung zwischen dem Vater und der Schwester wahr. Das Bild von beiden weckt in ihm einen schrecklichen Verdacht. Seine Blicke werden verstörter und abwesender, zugleich betrachtet er seine Familie aus einem neuen Blickwinkel: Seine Eltern mit dem Baby, der Umgang des Vaters mit Jessie und die doch scheinbar funktionierende Beziehung seiner Eltern. Der Gedanke, ein furchtbares Familiengeheimnis entdeckt zu haben, lässt ihm keine Ruhe mehr, er sucht nach Beweisen...
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Filmkritik
Inzest war schon das Thema vieler Filme, Tim Roths beklemmendes Regiedebüt „The War Zone“ aber kennt kein simples Gut und Böse, sondern zeichnet ein komplexes, differenziertes Bild: Der Kriegsschauplatz des Titels ist das Innenleben der gebrochenen Charaktere. „The War Zone“ ist ein radikaler Film, den Roth, der sich als Schauspieler ("Reservoir Dogs") längst etablieren konnte, ohne Aussichten auf kommerziellen Erfolg in die Kinos bringt. Bedächtig, hoch sensibel und poetisch nähert sich das Drama den Gefühlen, Widersprüchen und psychischen Deformationen der vier Hauptfiguren, deren Zusammenleben im abgelegenen und rauen Devon schleichend, aber unausweichlich in die Katastrophe mündet.
Gerade weil er vieles offen lässt und auf didaktisches Geplänkel ganz und gar verzichtet, ist dieser Film für einige Zuschauer kaum zu ertragen. Oft brechen alte Wunden auf: Während einer Vorführung im Rahmen des Toronto Film Festivals verließ einer der Gäste seinen Platz, schrie verzweifelt „Ich halt' das nicht mehr aus!“ und stürmte aus dem Kino, um den Feueralarm zu betätigen. Tim Roth, der zufällig am Ausgang stand, konnte den Mann glücklicherweise abfangen und in einem zwanzig Minuten langen Gespräch beruhigen.
„The War Zone“ ist ein Film über die Opfer – jedoch ohne die Täter zu verteufeln. Diese Ambivalenz, gepaart mit überragenden Darstellerleistungen, resultiert in einem nahezu dokumentarischen Blick auf eine innere Hölle, aus der es scheinbar kein Entrinnen gibt und die dem Publikum viel abverlangt.
Gerade weil er vieles offen lässt und auf didaktisches Geplänkel ganz und gar verzichtet, ist dieser Film für einige Zuschauer kaum zu ertragen. Oft brechen alte Wunden auf: Während einer Vorführung im Rahmen des Toronto Film Festivals verließ einer der Gäste seinen Platz, schrie verzweifelt „Ich halt' das nicht mehr aus!“ und stürmte aus dem Kino, um den Feueralarm zu betätigen. Tim Roth, der zufällig am Ausgang stand, konnte den Mann glücklicherweise abfangen und in einem zwanzig Minuten langen Gespräch beruhigen.
„The War Zone“ ist ein Film über die Opfer – jedoch ohne die Täter zu verteufeln. Diese Ambivalenz, gepaart mit überragenden Darstellerleistungen, resultiert in einem nahezu dokumentarischen Blick auf eine innere Hölle, aus der es scheinbar kein Entrinnen gibt und die dem Publikum viel abverlangt.
Rico Pfirstinger
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Besetzung & Crew von "The War Zone"
Land: GroßbritannienJahr: 1999
Genre: Drama
Länge: 99 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 01.06.2000
Regie: Tim Roth
Darsteller: Colin Farrell, Freddie Cunliffe, Ray Winstone, Aisling O'Sullivan, Lara Belmont
Kamera: Seamus McGarvey
Verleih: Arsenal