Orphans (1998)
Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben bislang 0 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Der Tod. Er bringt Familien auseinander. Und er bringt sie zusammen. Und mit ihm kommen alle Arten von Gefühlsregungen und extreme Reaktionen auf die Oberfläche.
Auf einer Trauerfeier finden sich die vier Geschwister der Familie Flynn bei der Bestattung ihrer geliebten Mutter wieder - wobei `geliebte Mutter` nicht sehr zutreffend erscheint, angesichts der Tatsache, dass man sich während der Zeremonie vielmehr Gedanken um die eigenen Probleme macht, als um die Person, von der man sich gerade verabschiedet. Sie sind es, an die sich der Titel "Orphans" - zu deutsch: Waisen - richtet: Eine streitsüchtige Gruppe, die sich in den Gassen von Glasgow auskennt, wie es kein streunender Hund besser könnte.
Kurz nachdem sie ihre Mutter zum Abschied küssen, ziehen sich die Flynns in ihrem Lieblingspub zurück. Hier gibt sich der fromme Thomas letztlich seinem Schmerz hin, indem er seiner Mutter zu Ehren ein tränenrührendes Lied zum Besten gibt, und somit in aller Öffentlichkeit ein Familientumult verursacht.
Denn der von der Reaktion einiger sogenannter "Kampftrinker" aufgestachelte Michael, sieht sich in seinem Stolz verletzt, und versucht die Ehre seines Bruders und seiner Familie zu retten, indem er sich gegen die provozierende Bande auflehnt. Während der Jüngere, John, seinem Bruder zu Hilfe eilt, ist es die an einem Rollstuhl gefesselte Sheila, die sich als einzige dem Handeln und der Verantwortung ihrer Brüder ausgeliefert sieht.
Hier streamen
Filmkritik
Das Thema des Films ist die Trauer, also ist es ein Drama. Wenn die
Familie im Laufe des Abends auseinandertreibt und wir den Waisen in ihrer
sturen Verzweiflung durch das nächtliche Glasgow folgen, ist jede Szene in
ein dementsprechend dunkles, windiges Nass getaucht. Aber als es auch am
nächsten Morgen nicht wirklich heller wird, über jedem Bild ein Schleier zu
hängen scheint, wird deutlich: Helden sind das hier nicht. Aber ein Drama ist der Film auch nicht.
Michael, einer der drei Brüder, wird in einer Kneipenschlägerei fast
erstochen und versucht, die blutende Wunde bis zum nächsten Morgen zu
bändigen, um sie als Arbeitsunfall deklarieren zu können. Der jüngste
Bruder John will in einer Art falschem Stolz die Familienehre verteidigen und
gerät auf der Suche nach einer Waffe an den (wahnsinnigen) Pizzataxifahrer
Tanga. Dieser organisiert ein Gewehr und beide werfen alle moralischen Grundsätze über Bord. Sie brechen in das Haus eines Kunden von Tanga ein, weil dieser nie Trinkgeld gegeben hatte und erst in letzter Minute kann John die
Eskalation der Situation verhindern.
"Tu´s nicht" möchte man den Figuren immer wieder zurufen. Doch man muß
hilflos zusehen, wie sie sich immer weiter im Schlamassel verstricken, in
einen Strudel, aus dessen Sog sich hier niemand befreien kann. Die behinderte Schwester Sheila fährt nach einem Streit mit dem ältesten Bruder Thomas in
die Nacht hinaus, bis in einer dunklen Gasse der Elektromotor ihres
Rollstuhls streikt. Schließlich wird sie von streunenden Kindern gefunden, und in einen anderen Stadtteil geschoben, wo sie wieder stehengelassen wird. Doch
irgendwie schafft auch sie es, so wie alle anderen Geschwister, am nächsten
Morgen in der Kirche zur Andacht zu erscheinen.
Die abstruse Erscheinung des Kneipenwirts, der unliebsame Gäste in seinen
Bierkeller sperrt, später aber nach einer Revolte der Gefangenen als lebende
Dartscheibe dienen muß oder die kalte Aggressivität Tangas, der skrupellos
das "normale Leben" grundlos zerstört - das sind Referenzen an "Pulp Fiction"
oder "Mann beißt Hund". Doch "Orphans" kopiert niemanden und ist ein
beachtliches Regiedebüt geworden: Peter Mullan ist vielen noch aus Ken Loachs "My Name ist Joe" bekannt - hiermit hat er allerdings einen Grundstein für eine Karriere auf der anderen Seite der Kamera gelegt.
Nur schade, daß der Film mit so wenigen Kopien (5) in die deutschen Kinos
kommt.
Familie im Laufe des Abends auseinandertreibt und wir den Waisen in ihrer
sturen Verzweiflung durch das nächtliche Glasgow folgen, ist jede Szene in
ein dementsprechend dunkles, windiges Nass getaucht. Aber als es auch am
nächsten Morgen nicht wirklich heller wird, über jedem Bild ein Schleier zu
hängen scheint, wird deutlich: Helden sind das hier nicht. Aber ein Drama ist der Film auch nicht.
Michael, einer der drei Brüder, wird in einer Kneipenschlägerei fast
erstochen und versucht, die blutende Wunde bis zum nächsten Morgen zu
bändigen, um sie als Arbeitsunfall deklarieren zu können. Der jüngste
Bruder John will in einer Art falschem Stolz die Familienehre verteidigen und
gerät auf der Suche nach einer Waffe an den (wahnsinnigen) Pizzataxifahrer
Tanga. Dieser organisiert ein Gewehr und beide werfen alle moralischen Grundsätze über Bord. Sie brechen in das Haus eines Kunden von Tanga ein, weil dieser nie Trinkgeld gegeben hatte und erst in letzter Minute kann John die
Eskalation der Situation verhindern.
"Tu´s nicht" möchte man den Figuren immer wieder zurufen. Doch man muß
hilflos zusehen, wie sie sich immer weiter im Schlamassel verstricken, in
einen Strudel, aus dessen Sog sich hier niemand befreien kann. Die behinderte Schwester Sheila fährt nach einem Streit mit dem ältesten Bruder Thomas in
die Nacht hinaus, bis in einer dunklen Gasse der Elektromotor ihres
Rollstuhls streikt. Schließlich wird sie von streunenden Kindern gefunden, und in einen anderen Stadtteil geschoben, wo sie wieder stehengelassen wird. Doch
irgendwie schafft auch sie es, so wie alle anderen Geschwister, am nächsten
Morgen in der Kirche zur Andacht zu erscheinen.
Die abstruse Erscheinung des Kneipenwirts, der unliebsame Gäste in seinen
Bierkeller sperrt, später aber nach einer Revolte der Gefangenen als lebende
Dartscheibe dienen muß oder die kalte Aggressivität Tangas, der skrupellos
das "normale Leben" grundlos zerstört - das sind Referenzen an "Pulp Fiction"
oder "Mann beißt Hund". Doch "Orphans" kopiert niemanden und ist ein
beachtliches Regiedebüt geworden: Peter Mullan ist vielen noch aus Ken Loachs "My Name ist Joe" bekannt - hiermit hat er allerdings einen Grundstein für eine Karriere auf der anderen Seite der Kamera gelegt.
Nur schade, daß der Film mit so wenigen Kopien (5) in die deutschen Kinos
kommt.
Dennis Eick
Besetzung & Crew von "Orphans"
Land: GroßbritannienJahr: 1998
Genre: Komödie
Länge: 101 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 16.03.2000
Regie: Peter Mullan
Darsteller: Gary Lewis, Stephen McCole, Frank Gallagher, Douglas Henshall, Alex Norton
Kamera: Grant Cameron
Verleih: Kairos Film
Verknüpfungen zu "Orphans"Alle anzeigen
News
Alles muß man selber machen!
Peter Mullan begeht einen Fehler nicht zweimal
Peter Mullan begeht einen Fehler nicht zweimal