"Moderne Zeiten", Arte, 20:15 Uhr
Der Vagabund (Charles Chaplin) versucht zusmmen mit einer obdachlosen Frau (Paulette Goddard) in der modernen Industriewelt zu überleben.
Als "Modern Times" 1936 in die Kinos kam, hatte die Filmindustrie bereits seit sieben Jahren auf den Tonfilm umgestellt. Charles Chaplin, der 1931 mit "City Lights" den Tonfilm noch komplett ignoriert hatte, weil er nichts von der neuen Technologie hielt, brachte seine neue Komödie nun ebenfalls noch als Stummfilm auf die Leinwände, wenn auch mit gewissen Zugeständnissen an die sich inzwischen als unumkehrbar erwiesene neue Ton-Zeit. Dieser Anachronismus störte die Zuschauer indes überhaupt nicht - die 1,5 Millionen Dollar teure United Artists-Produktion wurde ein großer Erfolg. In den USA war sie hinter "San Francisco" und "The Great Ziegfeld" der dritt umsatzstärkste Film des Jahres, in Chaplin's Heimat Großbritannien der erfolgreichste.
Der Produzent, Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller in Personalunion hatte erwogen, mit "Modern Times" seinen ersten Tonfilm zu drehen, sich dann aber für einen Kompromiss entschieden. Die Dialoge wurden nicht aufgenommen, aber Toneffekte und Musik waren zu hören. Und zum ersten Mal auch Charles' Stimme, als er gegen Ende das Lied "Je cherche après Titine" als Nonsens-Lied vorträgt.
Noch mehr als in "City Lights" wurde der damals 46-Jährige mit diesem Meisterwerk politisch und gesellschaftskritisch. Für manche konservativen US-Amerikaner gar kommunistisch. Entfremdung, Überwachung, Massenarbeitslosigkeit, Verarmung und Automatisierung waren dabei genauso Themen der damaligen Zeit der Weltwirtschaftskrise und der Fließbandfabriken, wie sie es heute noch sind. In manchem war der Filmemacher seiner Zeit durchaus voraus, und so erklärt es sich auch, dass viele "Modern Times" als zeitlosen Klassiker für Chaplin's größte Errungenschaft halten. Mit Sicherheit ist er sein bekanntester und populärster Streifen.
Als sein eigener Herr konnte der Künstler damals in seinem eigenen Tempo arbeiten und nahm sich für die Dreharbeiten von Oktober 1934 bis August 1935 ausnehmend viel Zeit. Heraus kam die geniale Mischung einer Schilderung unmenschlicher Missstände mit urkomischen Mitteln. Bitter-ironisch, politisch treffend, mit viel Bildwitz und Galgenhumor zeigt Chaplin den Kampf und den Selbstbehauptungswillen des Einzelnen in einer auf Profit und Rationalisierung getrimmten Wirtschaft.
1989 nahm die US-Library of Congress den Film als "kulturell, historisch oder ästhetisch" bedeutendes Werk in das National Film Registry auf, um es der Nachwelt zu erhalten.
Ein Zuschauer meint: "Trotz des Status des Films als eine der großartigsten Komödien aller Zeiten kann man die politische Komponente schwerlich ignorieren. In seinen Filmen hatte Charles Chaplin oft ein großes Misstrauen gegenüber Autorität und Fortschritt erkennen lassen. Die Zeiten änderten sich, und Chaplin sah voraus, dass viele dieser Änderungen für die Mehrheit keinen Nutzen brachten. Die Figur des Vagabunden eignet sich hervorragend, dies zu illustrieren. Gezeigt werden unter anderem das Fließband, eine Füttermaschine, ein Kaufhaus und andere massenorientierte Aspekte der Industriewelt, die alle Gleichheit und Fügsamkeit voraussetzen - aber der Vagabund als symbolische Erweiterung des Individuums scheint nie zu passen. Doch wie das letzte Bild des Streifens zeigt, weigert sich Chaplin, alles in einer nur tragischen Note enden zu lassen, sondern zeigt, dass Individualismus immer noch lebt und seinen Platz in einer sich ständig ändernden Welt finden kann."
"Mein Name ist Nobody", Kabel1, 00:40 Uhr
Ein junger, unbekümmerter Revolverheld (Terence Hill) bewundert und misst sich mit einem älteren (Henry Fonda), der einfach nur in den Ruhestand will.
Wie neun Jahre später bei "Poltergeist", als Diskussionen aufkamen, ob Produzent Steven Spielberg seinem Regisseur Tobe Hooper freie Hand gelassen oder nicht doch selbst das Megaphon zur Hand genommen habe, ist es bis heute ungeklärt, inwieweit Produzent und Ideengeber Sergio Leone ("Es war einmal in Amerika") bei "Il mio nome è Nessuno" - so der Originaltitel - doch selbst Regie geführt und den offiziellen Filmemacher Tonino Valerii an die Seite gedrängt hat. Die Aussagen von Beteiligten variieren; als gesichert dürfte gelten, dass Leone einige Szenen dieser italienischen Komödie gedreht hat.
Heraus kam ein unterhaltsamer Streifen mit guten Darstellern, vielen bemerkenswerten Gags und einer phantastischen Filmmusik von Ennio Morricone, der 1973 in Italien das erfolgreichste und in Deutschland das dritt erfolgreichste Werk des Jahres wurde.
Als einer der wenigen Spaghetti Western wurde dieser zum Großteil tatsächlich vor Ort in den USA im Bundesstaat New Mexico gedreht, daneben wie so häufig im spanischen Andalusien und in den Filmstudios in Rom.
Ein Zuschauer schreibt: "Der Film wirkt, als träfe Sergio Leone auf die Three Stooges. Auf der einen Seite hat man Henry Fonda in einer traditionellen Western-Rolle, auf der anderen Seite Terence Hill, der einige der besten Slapstick- und Pantomime-Nummern seit der Stummfilmzeit hinlegt. Das hört sich nach einer ungewöhnlichen Mischung an, aber Tonio Valerii verbindet die beiden Teile zu einem sehr unterhaltsamen Erlebnis. Während manche der Komik albern ist und überhaupt nicht funktioniert, ist das Meiste sehr witzig, und es gibt Momente puren Genies."
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