oder
Hirngespinster mit Tobias Moretti
Hirngespinster mit Tobias Moretti
© Movienet

TV-Tips für Freitag (3.6.): Tobias Moretti ist schizophren

Arte zeigt "Hirngespinster"

Im Kino hat ihn kaum jemand gesehen, nun bietet Arte am Freitagabend mit der Free TV-Premiere des deutschen Dramas "Hirngespinster" im Hauptprogramm die Möglichkeit, diesen sehenswerten Streifen über das schwierige Thema Schizophrenie mit exzellenten Schauspielern wie Tobias Moretti anzuschauen.

"Hirngespinster", Arte, 20:15 Uhr

Das Leben einer vierköpfigen Familie gerät aus den Fugen, als der Vater (Tobias Moretti) sich zunehmend merkwürdiger und unberechenbarer verhält und schließlich in die Psychiatrie eingewiesen werden muss.

Regisseur und Drehbuchautor Christian Bach wusste, was er mit diesem Drama von 2014 auf die Leinwand brachte - und das merkt man den sorgsam, ohne Sensationslüsternheit erzählten Streifen an. Der Filmemacher hatte das Schicksal einer von der Krankheit Schizophrenie betroffenen befreundeten Familie selbst miterlebt und zu Papier gebracht. Nachdem er in der Drehbuchwerkstatt München 2010 eine Nominierung für sein Skript erhalten hatte, konnte er sich die Förderung durch die Filmförderungsanstalt, den FilmFernsehFonds Bayern, die Filmstiftung NRW, den Deutschen Filmförderfonds und das Kuratorium junger deutscher Film sichern.

Die Roxy-Produktion überzeugt durch die grandiosen Schauspieler - sowohl Tobias Moretti als "Bester Haupdarsteller" als auch Jonas Nay als "Bester Nachwuchsschauspieler" wurden bei den Bayerischen Filmpreisen ausgezeichnet - und durch die nüchterne Inszenierung, die der Schwere des Themas gewachsen ist, es weder reißerisch noch verharmlosend behandelt - und es trotzdem noch schafft, etwas Witz hineinzubringen.

Kaum jemand hat "Hirngespinster" im Kino gesehen; nun besteht die Gelegenheit, das sehenswerte Werk bei der Free TV-Premiere anzuschauen. "Christian Bach hatte den Kunstverstand, diese Geschichte mit Feingefühl auf die Leinwand zu bringen", lobte Kritiker Hans-Jörg Rother im "Tagesspiegel".



"Verhängnis", 3sat, 22:35 Uhr
Ein britischer Parlamentarier (Jeremy Irons) verliebt sich leidenschaftlich in die Verlobte (Juliette Binoche) seines Sohnes (Rupert Graves) - trotz der Gefährdung seines Familien- und Berufslebens.

Der Roman "Damage" (Schaden) - so auch der Originaltitel des Films - der irischen Schriftstellerin Josephine Hart war 1991 mit großem Erfolg sowohl in Europa als auch in den USA veröffentlicht worden. Das Filmstudio StudioCanal sicherte sich die Verfilmungsrechte und engagierte den englischen Drehbuchautoren David Hare ("Der Vorleser") und den französischen Regisseur Louis Malle ("Auf Wiedersehen, Kinder") mit der Realisierung. Gedreht wurde das britische Drama in den Shepperton Studios in Surrey sowie in London und Paris.

Malle drehte ein Werk voller erotischer Spannung mit hervorragenden Schauspielern und einer stimmigen Beschreibung des Milieus der oberen britischen Schichten und der glaubwürdigen Darstellung eines sich unaufhaltbar vollziehenden Untergangs. Besonders die Leistung von Miranda Richardson, welche als Ehefrau von Jeremy Irons agierte, wurde gewürdigt: Nach den Nominierungen als "Beste Nebendarstellerin" für den "Oscar" und den Golden Globe erhielt die Engländerin den Britischen Filmpreis. Juliette Binoche war für einen Französischen Filmpreis als Hauptdarstellerin vorgeschlagen.

Eine amerikanische Zuschauerin findet: "Der Film ist als kalte Studie steriler Erotik, als komplett leidenschaftslose Liebesgeschichte und als Plagiat von 'The Last Tango in Paris' kritisiert worden. Was er auch ist, der Streifen ist eine unvergessliche Erfahrung, die den Zuschauer in die Geschichte einer süßlichen Besessenheit hineinzieht, die außer Kontrolle gerät und buchstäblich alle Beteiligten beschädigt. Die Rolle für Juliette Binoche ist ihr auf den Leib geschneidert, und das Werk lebt durch ihre strahlende und eindringliche Präsenz."



"Shoot 'Em Up", Pro7, 00:10 Uhr
Ein Mann namens Mr. Smith (Clive Owen) hilft während eines Schusswechsels ein Baby zur Welt zu bringen und muss dieses dann vor einer Armee von Attentätern beschützen.

Der Titel des Films ("Zerschieß sie") deutet auf zweierlei hin: Die Handlung ist im Stil der gleichnamigen Computerspiele gehalten, unterteilt seine Szenen wie die Levels in den Spielen, in denen der Schwierigkeitsgrad durch immer mehr Gegner erhöht wird. Und alles ist so übertrieben, dass man den Thriller unmöglich ernst nehmen kann. Kein Wunder, dass bei den Dreharbeiten in Toronto über 50 Liter Filmblut verbraucht wurden.

Der Unterhaltungsgrad des Werks von Regisseur und Drehbuchautor Michael Davis hängt folglich davon ab, wie weit man sich auf den ironischen Gestus einlassen und die eigentlich rüde Schieß- und Gewaltorgie nicht zu ernst nehmen kann. Die Zuschauer hatten 2007 offenbar nicht allzu viel Lust darauf: Die 39 Millionen Dollar teure New Line Cinema-Produktion floppte mit weltweit lediglich 27 Millionen Dollar kolossal, obwohl die Mehrheit der Kritiker den unterhaltsamen Film wegen seines Humors und der unablässigen Action gelobt hatten.

Davis hatte Mühe gehabt, überhaupt ein Studio für seine Idee zu begeistern. Um das Konzept besser zu veranschaulichen, fertigte er einen 17 Minuten langen Zeichentrickfilm aus 17 000 Zeichnungen an und konnte damit New Line für sich gewinnen. Seit dem Flop von "Shoot 'Em Up" hat er keinen Film mehr gedreht.

Kritiker Tim Grierson meinte in "Screendaily": "Lustig amoralisch, schamlos sehenwert und auf eigene Art lustig, ist dies kein Film für jedermanns Geschmack, aber diejenigen mit einem Sinn für Schwarzen Humor werden ihren Spaß haben."



Hier geht es zum kompletten TV-Programm

Hier streamen



Spielfilm.de-Mitglied werden oder einloggen.