Inside Llewyn Davis (2013)
Fiktives US-Musikerportrait: Llewyn Davis ist ein Folk-Musiker in New York zu einer Zeit, als diese Musik noch nicht zum Mainstream gehörte. Ohne festen Wohnsitz schlägt sich der auf wechselnden Sofas von Freunden übernachtende Musiker nur mit äußerster Mühe durch.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 13 Besucher eine Bewertung abgegeben.
New York im Jahre 1961. Llewyn Davis (Oscar Isaac) ist Folkmusiker aus Überzeugung und von daher ein typischer Vertreter dieser Musikrichtung, als diese noch eine Art von Religionsersatz für eine nur sehr kleine, aber umso eingeschworenere Gemeinde von Folk-Freunden war. Vom großen Durchbruch weit entfernt, hält sich Llewyn mit Auftritten in kleinen Klubs und Songaufnahmen für andere Musiker mehr schlecht, als recht über Wasser. Er schläft bei Freunden wie dem Musikerpaar Jim (Justin Timberlake) und Jane (Carey Mulligan), wobei es schon einmal vorkommt, dass Jane von ihm schwanger wird oder das Llewyn versehentlich die Katze eines reichen Upper-Eastside-Bewohners aussperrt. Mit fast stoischem Gleichmut lässt Llewyn die scheinbar nicht abreißende Kette von kleinen und größeren Katastrophen in seinem Leben über sich ergehen und fokussiert sich ganz auf sein künstlerisches Vorankommen. Sein äußerst beschwerlicher Weg führt Llewyn bis nach Chicago und zurück. Er lebt die Philosophie seiner romantischen Songs.
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Filmkritik
"Inside Llewyn Davis" ist der neue Film der Coen Brothers. Und an die Filme der bereits legendären Brüder knüpfen sich nach Meisterwerken wie "Blood Simple" (1984), "Fargo" (1996) und "No Country for Old Men" (2007) derart hohe Erwartungen, dass selbst ein an sich sehr guter Film zu einer kleinen Enttäuschung werden kann. Dies ist ein Schicksal, das leider auch "Inside Llewyn Davis" widerfahren könnte. Gerechtfertigt wäre es nicht. Der Film ist zwar kein neues Meisterwerk. Doch mit ihm beweisen die Brüder, dass sie weiterhin großen Mut zum Risiko besitzen und, dass sie auch mit kleinen Mitteln eine große Wirkung zu erzielen vermögen. Der Film ist lose von der Autobiografie "The Mayor of MacDougal Street" des Folk-Musikers Dave Van Ronk inspiriert. Van Ronk war eine der zentralen Figuren der New Yorker Folk-Szene in der Zeit unmittelbar bevor diese Musik durch Bob Dylan massenkompatibel wurde. Im Gegensatz zu Dylan ist dieser damals ungemein einflussreiche Musiker jedoch heute weitestgehend in Vergessenheit geraten.
Eine der bitteren Pointen von "Inside Llewyn Davis" besteht darin, dass dieser auf einen Kredit zu einem späteren Hit verzichtet, da er den Song so unsäglich schlecht findet, dass er nicht will, dass sein Name damit in Verbindung gebracht wird. So tapst er weiterhin mit seinen für den New Yorker Winter ungeeigneten Schuhen und ohne Mantel durch Matsch und Schnee und wirkt dabei wie eine Mischung aus Sisyphos und großen Kind. Zugleich ist er jedoch auch ein nicht korrumpierbarer Idealist inmitten einer Welt, die sich überhaupt nicht für seine Kunst interessiert. Der aus einer Nebenrolle in "Drive" (2011) bekannte Oscar Isaac brilliert nicht nur schauspielerisch in der Rolle dieser komplizierten Figur, sondern singt und spielt alle Songs von Llewyn tatsächlich selbst. Dies trägt zu dem für die Werke der Coen Brothers ungewöhnlich hohem Realismus des Films bei. Die bisher auf die Rolle der netten Frau von nebenan abbonierte Carey Mulligan, die in "Drive" die brave Ehefrau des dort von Oscar Isaac verkörperten Charakters war, darf in diesem Film als permanent keifende und Galle spuckende Jane einmal ganz andere Facetten ihres schauspielerischen Könnens zeigen. Justin Timberlake, den man hinter seinem Bart erst gar nicht erkennt, überzeugt als Janes freundlicher Mann Jim.
im Gegensatz zu vielen anderen Filmen der Coen Brothers ist "Inside Llewyn Davis" eher ein leiser Film der kleinen Gesten, dessen schwarzer Humor sich oft nur in sehr kleinen, aber dafür umso feiner beobachteten Details offenbart. Eine große Ausnahme hiervon bildet Llewyns Reise nach Chicago, die für sich genommen einen absolut absurden und surrealen Kurzfilm abgibt. Da es die einzige Reisemöglichkeit ist, die Llewyn sich gerade so eben noch leisten kann, fährt er zusammen mit dem drogenabhängigen Jazz-Urgestein und Folk-Musik-Verächter Roland Turner (John Goodman) und dessen grimmigen und schweigsamen Beatnik-Fahrer Johnny Five (Garrett Hedlund) im Auto in die Metropole am Michigansee. In dieser unbeschreiblichen Episode zeigen die Coen Brothers mal ganz kurz, weshalb sie so einmalig sind, bevor sie den Film wieder in seinen eher ruhigen Handlungsfluss entlassen. Mit "Inside Llewyn Davis" ist ihnen erneut ein hervorragender Film gelungen, dem jedoch das Potential zu einem ganz großen Klassiker fehlt.
Fazit: Mit ihrem fiktiven Folk-Musikerportrait "Inside Llewyn Davis" ist den Coen Brothers ein Film geglückt, der nicht nur Folk-Liebhaber beglücken wird. Die Brüder schalten hier bewusst einen Gang zurück und wenden sich an ein Publikum, das auch leise Töne zu schätzen versteht, wenn diese von echten Könnern kommen.
Eine der bitteren Pointen von "Inside Llewyn Davis" besteht darin, dass dieser auf einen Kredit zu einem späteren Hit verzichtet, da er den Song so unsäglich schlecht findet, dass er nicht will, dass sein Name damit in Verbindung gebracht wird. So tapst er weiterhin mit seinen für den New Yorker Winter ungeeigneten Schuhen und ohne Mantel durch Matsch und Schnee und wirkt dabei wie eine Mischung aus Sisyphos und großen Kind. Zugleich ist er jedoch auch ein nicht korrumpierbarer Idealist inmitten einer Welt, die sich überhaupt nicht für seine Kunst interessiert. Der aus einer Nebenrolle in "Drive" (2011) bekannte Oscar Isaac brilliert nicht nur schauspielerisch in der Rolle dieser komplizierten Figur, sondern singt und spielt alle Songs von Llewyn tatsächlich selbst. Dies trägt zu dem für die Werke der Coen Brothers ungewöhnlich hohem Realismus des Films bei. Die bisher auf die Rolle der netten Frau von nebenan abbonierte Carey Mulligan, die in "Drive" die brave Ehefrau des dort von Oscar Isaac verkörperten Charakters war, darf in diesem Film als permanent keifende und Galle spuckende Jane einmal ganz andere Facetten ihres schauspielerischen Könnens zeigen. Justin Timberlake, den man hinter seinem Bart erst gar nicht erkennt, überzeugt als Janes freundlicher Mann Jim.
im Gegensatz zu vielen anderen Filmen der Coen Brothers ist "Inside Llewyn Davis" eher ein leiser Film der kleinen Gesten, dessen schwarzer Humor sich oft nur in sehr kleinen, aber dafür umso feiner beobachteten Details offenbart. Eine große Ausnahme hiervon bildet Llewyns Reise nach Chicago, die für sich genommen einen absolut absurden und surrealen Kurzfilm abgibt. Da es die einzige Reisemöglichkeit ist, die Llewyn sich gerade so eben noch leisten kann, fährt er zusammen mit dem drogenabhängigen Jazz-Urgestein und Folk-Musik-Verächter Roland Turner (John Goodman) und dessen grimmigen und schweigsamen Beatnik-Fahrer Johnny Five (Garrett Hedlund) im Auto in die Metropole am Michigansee. In dieser unbeschreiblichen Episode zeigen die Coen Brothers mal ganz kurz, weshalb sie so einmalig sind, bevor sie den Film wieder in seinen eher ruhigen Handlungsfluss entlassen. Mit "Inside Llewyn Davis" ist ihnen erneut ein hervorragender Film gelungen, dem jedoch das Potential zu einem ganz großen Klassiker fehlt.
Fazit: Mit ihrem fiktiven Folk-Musikerportrait "Inside Llewyn Davis" ist den Coen Brothers ein Film geglückt, der nicht nur Folk-Liebhaber beglücken wird. Die Brüder schalten hier bewusst einen Gang zurück und wenden sich an ein Publikum, das auch leise Töne zu schätzen versteht, wenn diese von echten Könnern kommen.
Gregor Torinus
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Besetzung & Crew von "Inside Llewyn Davis"
Land: Frankreich, USAJahr: 2013
Genre: Drama, Musik
Länge: 101 Minuten
FSK: 6
Kinostart: 05.12.2013
Regie: Ethan Coen, Joel Coen
Darsteller: Oscar Isaac als Llewyn Davis, Carey Mulligan als Jean, Justin Timberlake als Jim, Ethan Phillips als Mitch Gorfein, Robin Bartlett als Lillian Gorfein
Verleih: Studiocanal
Awards - Oscar 2014Weitere Infos
- Beste Kamera - Bruno Delbonnel
- Bester Ton
Skip Lievsay, Greg Orloff und Peter F. Kurland
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