Alois Nebel (2011)
Tschechischer Animationsfilm: Alois Nebel ist der Bahnhofsvorsteher in einem verschlafenen Nest im ehemaligen Sudetenland. Sein Leben plätschert äußerst gleichförmig und unaufgeregt vor sich hin. Doch immer wenn der Nebel aufzieht verfolgen Alois finstere Albträume aus einer düsteren Vergangenheit...Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Wir schreiben das Jahr 1989. Das Ende der realsozialistischen Tschechoslowakei liegt bereits in der Luft. Doch von der Umbruchstimmung im Lande bekommt der Bahnhofsvorsteher Alois Nebel im weit abgelegen Bílý Potok kaum etwas mit. Den stoischen Einzelgänger, dessen einzige regelmäßige Gesellschaft seine Katze ist, beschäftigt eher die Vergangenheit. Sein einziges Hobby besteht im Sammeln alter Fahrpläne und das vor sich Hinmurmeln der Anfahrts- und Abfahrtszeiten übt eine sehr beruhigende Wirkung auf Alois aus. Auf diese greift er insbesondere dann zurück, wenn in diesem von Wäldern umgebenen Ort wieder Nebel aufzieht. In dem Dunst verschwindet für Alois die Gegenwart und Fetzen aus seiner Kindheit tauchen auf. Die scheinbar unzusammenhängenden Bilder, denen Alois sich dann ausgesetzt sieht, beunruhigen ihn so sehr, dass er eines Tages einen Nervenzusammenbruch erleidet. Daraufhin wird er in ein finsteres Sanatorium eingeliefert, in dem die Patienten wie Gefangene gehalten, gedemütigt und mit Elektroschocks behandelt werden. Dort trifft Alois "den Stummen". Diese Begegnung wird für ihn zum Auslöser für seinen Entschluss, sich endlich den Gespenstern der Vergangenheit stellen zu wollen...
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Filmkritik
Der Animationsfilm "Alois Nebel" wurde im Rotoskopie-Verfahren erstellt. Bei diesem wird zunächst die gesamte Handlung als Realfilm mit echten Schauspielern gedreht. Anschließend wird der so entstandenen Film auf eine Glasscheibe projiziert und dort Einstellung für Einstellung abgezeichnet. Die so entstehende Animation zeichnet sich durch einen gesteigerten Realismus aus, der zu äußerst lebensechten, flüssigen Bewegungen aller Figuren führt. Darüber hinaus wurde "Alois Nebel" so stark verfremdet, dass der Film tatsächlich wie eine bewegte Graphic Novel wirkt. So gelang eine adäquate filmische Umsetzung der gleichnamigen tschechischen Graphic Novel-Trilogie, die in ihrem Entstehungsland Kultstatus besitzt. Das Ergebnis ist visuell derart herausragend, dass "Alois Nebel" im Jahre 2012 hochverdient den Europäischen Filmpreis in der Kategorie "Bester Animationsfilm" gewann.
Die sehr dichte Atmosphäre des Films wird zusätzlich durch die ebenso sparsam, wie akzentuiert eingesetzte Musik von Petr Kruzík unterstützt. Überhaupt funktioniert der Film in erster Linie nicht über seine Handlungsebene, sondern über die Vermittlung von Stimmungen. Diese drücken sich bevorzugt sehr konkret über die wechselnden Lichtverhältnisse und Wetterlagen aus. Gerade hier zeigt der Regisseur Tomás Lunák seine ganze Kunstfertigkeit. Die ebenso atmosphärische, wie poetische Darstellung von im Wind wogenden Bäumen, Schneeflockengestöber, heraufziehendem Nebel und plötzlich hereinbrechenden gleißendem Sonnenschein haben einen dunklen romantischen Zauber, in dem sich der Deutsche Expressionismus mit der fatalistischen Welt Kafkas verbindet. So offenbart bereits die optische Ebene das eigentliche Thema des Films. "Alois Nebel" zeigt einen scheinbar aus der Zeit gefallenen tschechischen Landstrich, der mit seiner teils deutschen, teils slawischen Identität ringt. Blickt man zurück, so zeigt sich eine äußerst düstere Vergangenheit, schaut man nach vorne, so sieht man eine sehr ungewisse Zukunft und in der Gegenwart scheint die Zeit fast stillzustehen. Doch zugleich versprüht "Alois Nebel" den leisen Optimismus der Möglichkeit eines positiven Wandels.
Fazit: Die verfilmte Graphic Novel "Alois Nebel" ist das genaue Gegenteil dessen, woran man zur Zeit bei dem Begriff "Animationsfilm" wahrscheinlich als erstes denken muss. Hier gibt es kein knallbuntes und hysterisch gut gelauntes Getier oder Gemüse. Stattdessen verbreitet dieser leise und langsame Schwarzweißfilm eine romantisch-melancholische Stimmung. Doch gerade dadurch wird diese deutsch-tschechische Produktion zu einem wunderschönen Film.
Die sehr dichte Atmosphäre des Films wird zusätzlich durch die ebenso sparsam, wie akzentuiert eingesetzte Musik von Petr Kruzík unterstützt. Überhaupt funktioniert der Film in erster Linie nicht über seine Handlungsebene, sondern über die Vermittlung von Stimmungen. Diese drücken sich bevorzugt sehr konkret über die wechselnden Lichtverhältnisse und Wetterlagen aus. Gerade hier zeigt der Regisseur Tomás Lunák seine ganze Kunstfertigkeit. Die ebenso atmosphärische, wie poetische Darstellung von im Wind wogenden Bäumen, Schneeflockengestöber, heraufziehendem Nebel und plötzlich hereinbrechenden gleißendem Sonnenschein haben einen dunklen romantischen Zauber, in dem sich der Deutsche Expressionismus mit der fatalistischen Welt Kafkas verbindet. So offenbart bereits die optische Ebene das eigentliche Thema des Films. "Alois Nebel" zeigt einen scheinbar aus der Zeit gefallenen tschechischen Landstrich, der mit seiner teils deutschen, teils slawischen Identität ringt. Blickt man zurück, so zeigt sich eine äußerst düstere Vergangenheit, schaut man nach vorne, so sieht man eine sehr ungewisse Zukunft und in der Gegenwart scheint die Zeit fast stillzustehen. Doch zugleich versprüht "Alois Nebel" den leisen Optimismus der Möglichkeit eines positiven Wandels.
Fazit: Die verfilmte Graphic Novel "Alois Nebel" ist das genaue Gegenteil dessen, woran man zur Zeit bei dem Begriff "Animationsfilm" wahrscheinlich als erstes denken muss. Hier gibt es kein knallbuntes und hysterisch gut gelauntes Getier oder Gemüse. Stattdessen verbreitet dieser leise und langsame Schwarzweißfilm eine romantisch-melancholische Stimmung. Doch gerade dadurch wird diese deutsch-tschechische Produktion zu einem wunderschönen Film.
Gregor Torinus
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Besetzung & Crew von "Alois Nebel"
Land: Tschechien, DeutschlandJahr: 2011
Genre: Drama, Animation
Länge: 84 Minuten
Kinostart: 12.12.2013
Regie: Tomás Lunák
Darsteller: Miroslav Krobot als Alois Nebel, Marie Ludvíková als Kveta, Karel Roden als Nemý, Leos Noha als Wachek, Alois Svehlík als Starý Wachek
Kamera: Baset Jan Strítezský
Verleih: Neue Visionen, Pallas
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